Oper

Madama Butterfly

Giacomo Puccini

Tragedia giapponese in drei Akten Libretto von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa

Premiere 2. April 2022

In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Info

  • Werkeinführung (kostenlos)
  • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller
    Info

    • Werkeinführung (kostenlos)
    • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller
      Info

      • Werkeinführung (kostenlos)
      • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller
        Info

        • Werkeinführung (kostenlos)
        • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller
          Info

          • Werkeinführung (kostenlos)
          • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller

            Stück-Info

            Im Zentrum von Giacomo Puccinis Tragedia giapponese, die in Nagasaki zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt, steht die junge Geisha Cio-Cio-San, genannt »Butterfly«. Der US-amerikanische Marineleutnant Pinkerton schließt mit Cio-Cio-San eine Kurzzeitehe – nach damals in Japan möglicher Praxis – und mietet für den Aufenthalt gleich das passende Häuschen mit dazu. Während für Pinkerton die Liaison von vornherein als Erotikvergnügen geplant war, bedeutet sie für Cio-Cio-San nicht nur die Möglichkeit, der Armut zu entfliehen, sondern die Liebe ihres Lebens ... Auch heute noch berührt die 1904 an der Mailänder Scala uraufgeführte tragische Liebesgeschichte die Herzen, erschüttert der Realismus, mit dem die kulturellen Missverständnisse und seine tödlichen Folgen aufgezeigt werden. Der japanische Regisseur Amon Miyamoto zeigt zusammen mit dem Stardesigner Kenzō Takada einen eigenen östlichen Blick auf die japanisch-amerikanische Liaison.

            Handlung

            Erster Akt
            Nagasaki in den 1890er Jahren. Im Garten eines am Hügel gelegenen Anwesens mit Blick über den Hafen soll eine Hochzeit gefeiert werden: Es ist die Hochzeit des amerikanischen Marineoffiziers B. F. Pinkerton mit der 15-jährigen Geisha Cio-Cio-San, Tochter eines in Ungnade gefallenen Samurai. Pinkerton lässt sich vom Heiratsvermittler Goro die für ihn ungewohnte Bauweise des neuen Anwesens erklären. Da tritt auch der amerikanische Konsul in Nagasaki, Sharpless, hinzu. Er weist den jungen Amerikaner auf die kulturellen Unterschiede hin und ermahnt ihn, die nach japanischer Sitte als Ehe auf Zeit abzuschließende Verbindung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Endlich trifft Cio-Cio-San mit ihrer Familie und begleitet von mehreren Geishas ein. Nach erfolgter Vermählung stürmt der Onkel von Cio-Cio-San, der Priester Bonzo, in den Garten und macht der Braut heftige Vorwürfe, da sie zum Christentum konvertiert ist. Pinkerton verweist die aufgebrachten Angehörigen des Hauses. Zurück bleiben die langjährige Vertraute Cio-Cio-Sans, Suzuki, Pinkerton und Cio-Cio-San. In der Abendstimmung schwören sich die beiden ihre Liebe.

            Zweiter Akt
            Drei Jahre sind vergangen, seit Pinkerton mit dem Versprechen in die amerikanische Heimat abgereist ist, zurückzukehren, wenn die Rotkehlchen nisten … und seither wartet Cio-Cio-San beharrlich. Den Einwurf Suzukis, sie habe noch nie davon gehört, dass ein ausländischer Ehemann zu seiner Frau nach Japan zurückgekehrt sei, lässt sie nicht gelten. Konsul Sharpless überbringt einen Brief von Pinkerton; er soll sie darauf vorbereiten, dass Pinkerton zwischenzeitlich in Amerika geheiratet hat. Aber Cio-Cio-Sans Überschwang hindert ihn daran. Goro stößt dazu und empfiehlt Cio-Cio-San, den wohlhabenden Yamadori zu heiraten, da nach japanischem Recht eine Ehescheidung in dem Moment, in dem ein Ehemann seine Frau verlassen hat, vollzogen sei. Cio-Cio-San lehnt den Heiratswunsch von Yamadori brüsk ab. Sie hält an ihrem Glauben der die unverbrüchliche Treue Pinkertons und das amerikanische Eherecht fest. Sharpless will Cio-Cio-San die Wahrheit sagen, da präsentiert ihm Cio-Cio-San ihren dreijährigen Sohn – und bittet ihn, Pinkerton von ihm zu berichten. Ein Kanonenschuss kündigt die Ankunft eines Schiffs an. Es ist die lang ersehnte M.S. Lincoln mit Pinkerton an Bord. Cio-Cio-San schmückt mit Suzuki in höchster Vorfreude das ganze Haus mit Blütenblättern. Im Brautkleid wartet sie gemeinsam mit Suzuki und ihrem Sohn auf die Rückkehr Pinkertons. Langsam bricht die Nacht an.

            Dritter Akt
            Cio-Cio-San hat die ganze Nacht vergeblich gewartet. Sie zieht sich mit ihrem Sohn zum Schlafen in ihr Zimmer zurück. Suzuki entdeckt Sharpless und Pinkerton mit seiner amerikanischen Ehefrau Kate vor dem Haus. Sharpless bittet Suzuki, dass sie Cio-Cio-San dazu überreden möge, das Kind der neuen Ehefrau Pinkertons anzuvertrauen. Suzuki berichtet Pinkerton, dass Cio-Cio-San drei Jahre lang auf ihn gewartet habe, woraufhin diesen sein schlechtes Gewissen überwältigt und er davoneilt. Cio-Cio-San tritt aus dem Schlafzimmer und erblickt Kate. Schlagartig erkennt sie die Situation. Auf den Wunsch Kates, ihr das Kind zu überlassen, antwortet sie, Pinkerton könne in einer halben Stunde ihren gemeinsamen Sohn abholen. Nach einem kurzen Gespräch mit Kate kommt sie deren Wunsch nach, ihr den Sohn zu überlassen. Sie bittet, eine halbe Stunde allein sein zu dürfen, und zieht sich in ihre Gemächer zurück, entschlossen, sich das Leben zu nehmen. Mit einem Dolch, den sie als Andenken an ihren Vater besitzt, setzt sie ihrem Leben ein Ende – das letzte, was sie noch vernimmt, ist die Stimme Pinkertons, der ihren Namen ruft.
             

            Werkeinführung

            Giacomo Puccinis »Madama Butterfly« ist einer der Evergreens der Oper. Große Gefühle, tiefe Tragik, orchestraler Klangrausch und der ewige Reiz des Exotischen … Dramaturg Johann Casimir Eule führt in die Hintergründe der Entstehungsgeschichte ein, beleuchtet die Ambivalenzen des Werkes und beschreibt, wie genau sich der Komponist um die richtige musikalische Couleure locale seiner »tragedia giapponese« bemühte.

            Porträtzeichnung des Chefdramaturgen Johann Casimir Eule
            Johann Casimir Eule, Chefdramaturg; Zeichnung nach einem Foto von Ludwig Olah

            Regiekonzept

            Eine japanisch-amerikanische Liebestragödie

            Mit seiner Inszenierung von Giacomo Puccinis »Madama Butterlfy« präsentiert sich der japanische Regisseur Amon Miyamoto zum ersten Mal in Dresden. Amon Miyamoto, als Regisseur in den traditionellen japanischen Theaterformen Nō und Kabuki ebenso zu Hause wie im Schauspiel, Musical und Oper, hat sich in seinen Vorbereitungen auf die Inszenierung intensiv mit den historischen Hintergründen von »Madama Butterfly« und der Figurenkonstellation auseinandergesetzt. Im Interview gibt er erste Einblicke in seine Neuinterpretation.

            Während der Vorbereitungen haben Sie auch die ursprüngliche Quelle der Oper »Madama Butterfly«, eine Erzählung von John Luther Long herangezogen. Diese basiert auf einer wahren Geschichte?

            Amon Miyamoto Ja. Long hat seine Erzählung einem Fall nachempfunden, der tatsächlich so stattgefunden haben soll. Demnach soll Pinkerton zur Zeit des japanisch-chinesischen Krieges (1894–1895) in Nagasaki eingetroffen sein und wenn man bisschen zurückrechnet kann man den ungefähren Zeitpunkt rekonstruieren. Cio-Cio-San trifft Pinkerton, da ist sie 15 Jahre alt. Sie nimmt sich das Leben mit 18. Zu dem Zeitpunkt ist das gemeinsame Kind etwa zwei oder drei Jahre alt. Dreißig Jahre später wäre Pinkerton 58 Jahre alt, wenn er mit 25 Jahren Cio-Cio-San kennengelernt hätte. 

            Das heißt, es tritt ein 30 Jahre älterer Pinkerton auf?

            Amon Miyamoto Genau. Unsere Inszenierung beginnt in der Zeit der Weltwirtschaftskrise. Pinkerton wurde im Krieg verletzt und ist ob seines schlechten Gewissens gegenüber Cio-Cio-San schwer erkrankt. Auf den Rat seiner amerikanischen Ehefrau Kate kam auch das Dienstmädchen Suzuki zusammen mit dem Sohn nach Amerika, welche neben ihm sitzt. Der Sohn ist inzwischen erwachsen geworden und 32 Jahre alt. Wie der Heiratsvermittler Goro gewarnt hatte, ist der Sohn in Amerika zur Zielscheibe von Fremdenfeindlichkeit geworden und er tut sich schwer mit seiner Identität. Er weiß zudem nichts von seiner leiblichen Mutter. Der Sohn leidet unter diesem Umstand, nichts über seine Wurzeln zu wissen, bis er eines Tages von seinem Vater einen langen Abschiedsbrief erhält: »Ich erzähle dir hiermit die Geschichte zwischen mir und deiner Mutter«. Ab diesem Punkt erlebt der Zuschauer die retrospektive Erzählung der Ereignisse.

            Es handelt sich dabei bisher um ein Vorspiel?

            Amon Miyamoto Ja. Es unterscheidet sich hierin in der gewohnten Art und Weise, wie »Madama Butterfly« gemeinhin aufgeführt wird, was einige Zuschauer sicher erstaunen wird ... 

            Sie wollen wissen, ob das zwischen Cio-Cio-San und Pinkteron wirklich Liebe war, nicht wahr?

            Amon Miyamoto Waren sich die beiden denn eigentlich nicht sehr ähnlich? Deshalb haben sie sich so wohl und gelöst gefühlt, wenn sie Zeit miteinander verbracht haben. Beide waren auf eine Art unerfahren und unreif, wie Kinder. 

            Cio-Cio-San und Pinkerton kennen sich zu Beginn des Stücks bereits. Das ist Ihrer Meinung nach ein wichtiges Element.

            Amon Miyamoto In der Szene, bevor Cio-Cio-San ihren Auftritt hatte, schwärmt Pinkerton Sharpless von ihr vor, wie toll sie doch sei. Aber Sharpless befürwortet nicht, was Pinkerton vorhat – er weiß, dass Kate zuhause auf Pinkerton wartet. Aber Pinkerton hat noch nie so eine Frau getroffen. Cio-Cio-San ist anders als alle anderen, die er je getroffen hat. Und so kommt es, dass er sie unbedingt heiraten möchte. Es ist ihnen egal, was die anderen über sie denken, für sie zählt nur der Moment. Doch dieses unüberlegte Handeln besiegelt die Tragödie, die ihnen daraufhin widerfahren wird. Doch so oder so: Das Liebesduett zum Ende des ersten Akts ist von überragender Emotionalität, von transzendentaler Kraft. Das ist keine gewöhnliche Liebe. Es ist die Art schicksalhafter Begegnung mit einem Menschen, wie man sie nur einmal in seinem Leben hat – zumindest ist das die Geschichte, die mir die Musik erzählt.

            Die Fragen stellte Naoki Hayashida.
            Das vollständige Interview finden Sie im Programmheft zur Neuinszenierung.

             

            Empfehlungen