Oper

Pique Dame

Pjotr I. Tschaikowsky

Oper in drei Akten und sieben Bildern Libretto von Modest I. Tschaikowsky

Premiere 1. Juli 2023

In russischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Veranstaltung liegt in der Vergangenheit
Veranstaltung liegt in der Vergangenheit
Veranstaltung liegt in der Vergangenheit
Veranstaltung liegt in der Vergangenheit
Veranstaltung liegt in der Vergangenheit
Veranstaltung liegt in der Vergangenheit
Info

  • Werkeinführung (kostenlos)
  • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller

  • Führungen in der Semperoper
    Info

    • Werkeinführung (kostenlos)
    • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller

    • Führungen in der Semperoper
      Info

      • Werkeinführung (kostenlos)
      • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller

      • Führungen in der Semperoper
        Info

        • Werkeinführung (kostenlos)
        • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller

        • Führungen in der Semperoper
        Info

        • Werkeinführung (kostenlos)
        • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller

        • Führungen in der Semperoper
          Info

          • Werkeinführung (kostenlos)
          • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller

          • Führungen in der Semperoper

            Stück-Info

            Pjotr I. Tschaikowsky zeigt in »Pique Dame« schonungslos Hermanns inneren Konflikt zwischen seiner bedingungslosen Liebe zu Lisa und seiner manischen Spielsucht, womit er hofft, Reichtum zu erlangen und gesellschaftliche Schranken zu durchbrechen. Musikalisch und dramaturgisch erinnert »Pique Dame«, uraufgeführt 1890 in St. Petersburg, dabei an die Grand opéra: Pompöse Bilder, wie der St. Petersburger Sommergarten, mit groß angelegten Chorszenen treffen auf ein psychologisches Kammerspiel der Protagonist*innen. So wie bereits Tschaikowskys erste Puschkin-Vertonung »Eugen Onegin« war auch seine vorletzte Oper »Pique Dame« nach der gleichnamigen Erzählung von Alexander Puschkin ein großer Erfolg. Tschaikowsky schrieb dazu: »Entweder befinde ich mich in einem schrecklichen Irrtum, oder »Pique Dame« ist wirklich mein Chef d’œuvre«. In der Semperoper gab es von dieser Oper bisher in den Jahren 1929 und 1947 Neuproduktionen. Für die aktuelle Inszenierung zeichnet der renommierte Film- und Opernregisseur Andreas Dresen, der das erste Mal an der Semperoper inszenieren wird, verantwortlich.

            Handlung

            Erster Akt
            Kinder spielen, Frauen und Männer flanieren durch einen Sommergarten, Offiziere unterhalten sich. Nur Hermann kann den herrlichen Frühlingstag nicht genießen. Wegen seiner prekären finanziellen Situation fühlt er sich als Außenseiter. Zudem ist er unglücklich in die adelige Lisa verliebt, die bereits dem Fürsten Jeletzkij versprochen ist. Sein Freund Graf Tomskij erzählt der Offiziersrunde die Geschichte von Lisas Großmutter. Die Gräfin – bekannt als »Pique Dame« – kennt ein Geheimnis, wie man mit drei Karten im Glücksspiel gewinnen kann. Bisher hat sie ihr Wissen nur ihrem Mann und einem jungen Liebhaber anvertraut. Die Prophezeiung für den Dritten, der es von ihr fordern werde, ist jedoch düster: Er wird ihr den Tod bringen. Während die Zuhörerschaft darüber lacht, ist Hermann sehr interessiert an dieser Geschichte. Polina und weitere Freundinnen wollen gemeinsam Lisas Verlobung mit dem Fürsten Jeletzkij feiern, doch Lisa ist nachdenklich und betrübt. Nachdem alle gegangen sind, taucht plötzlich Hermann auf und erklärt ihr seine Liebe. Auch sie kann ihre Gefühle für ihn nicht länger verbergen.

            Zweiter Akt
            Bei einem Maskenball soll feierlich die Verlobung zwischen Lisa und dem Fürsten Jeletzkij zelebriert werden. Doch Lisa wirkt abermals traurig. Hermann wiederum ist immer mehr von der Idee besessen, hinter das Geheimnis der drei Karten zu gelangen. Als Intermezzo wird ein Schäferspiel gegeben, indem Lisa, Hermann und der Fürst Jeletzkij genötigt werden die Hauptrollen zu spielen. Lisa verabredet sich mit Hermann, um ihn heimlich in der Nacht zu treffen. Damit Hermann zu Lisa gelangen kann, muss er das Zimmer der Gräfin durchqueren. Hermann trifft auf die Gräfin und bedrängt sie mit einer Pistole, ihm ihr Geheimnis preiszugeben. Die alte Dame stirbt vor Schreck. Lisa stürzt herein und stellt entsetzt fest, dass das Interesse Hermanns in erster Linie dem Glückspiel gilt und nicht ihr.

            Dritter Akt
            Hermann verliert sich in Wahnbildern. Ihm erscheint die Gräfin und so erfährt er nun doch die drei gewinnbringenden Karten: Drei, Sieben und Ass. Lisa möchte bei einem nächtlichen Treffen eine Aussprache mit Hermann. Als er um Mitternacht auf dem Weg ins Casino endlich auftaucht, ist sie enttäuscht und verzweifelt, dass er getrieben von seiner Spielsucht nur noch Augen für möglichen Reichtum hat. Im Spielcasino will Hermann sein Glück nun endgültig erzwingen. Zwei Mal gewinnt er, bei der dritten Karte jedoch verliert er ausgerechnet gegen den Fürsten Jeletzkij alles: Statt des Asses hält er die Pique Dame in der Hand. Dem Wahnsinn endgültig verfallen, erscheint ihm ein letztes Mal die tote Gräfin. Hermann stirbt.

            Pausengespräch mit Claudia Sebastian-Bertsch

            Der Kinderchor der Semperoper Dresden gehört zu den vielfältigsten und bestbeschäftigten in ganz Deutschland. In vielen Produktionen der Semperoper wird der Kinderchor szenisch-musikalisch und auch schon mal konzertant eingesetzt. Das erfordert eine gut geplante Organisation, Weitsicht und viel persönlichen Einsatz in Stimmbildung, Motivation und Chorleitung. Die gebürtige Dresdnerin Claudia Sebastian-Bertsch lenkt seit 2014 die Geschicke des Kinderchores und erzählt im Pausengespräch über ihren Weg zur Chorleiterin und den verschiedenen Projekten des Chores, darunter »Pique Dame«.

            Porträtzeichnung von Claudia Sebastian-Bertsch, Leiterin des Kinderchores der Semperoper
            Claudia Sebastian-Bertsch, Leiterin des Kinderchores der Semperoper; Zeichnung Semperoper nach einem Foto von Anna S.

            Werkeinführung

            Pjotr I. Tschaikowskys Oper »Pique Dame«, nach der gleichnamigen Erzählung von Alexander Puschkin, zeigt den schicksalhaften inneren Kampf der Hauptfigur Hermann, der von seiner bedingungslosen Liebe zu Lisa und seiner manischen Spielsucht zerrieben wird. Der Dramaturg Benedikt Stampfli gibt Einblicke in wichtige Aspekte des Werkes und der Inszenierung von Andreas Dresen.

            Porträtzeichnung des Dramaturgen Benedikt Stampfli
            Benedikt Stampfli, Dramaturg; Zeichnung Semperoper

            Über Tschaikowsky

            Pjotr I. Tschaikowsky – Ein Fremder in der russischen Gesellschaft

            Pjotr I. Tschaikowsky wurde am 7. Mai 1840 in Wotkinsk im Ural als zweiter Sohn des Ingenieurs und Oberstleutnants Ilya Petrowitsch und dessen zweiter Ehefrau Alexandra Andrejewna geboren. Seine Mutter war die Enkelin des französischen Bildhauers Michel Victor Acier, der als königlich-sächsischer Modelliermeister bei der Porzellanmanufaktur Meißen arbeitete. Die Musik spielte bei den Tschaikowskys eine wichtige Rolle, denn die Mutter brachte den Kindern das Klavierspiel bei und sang viel. Während Tschaikowskys Mutter nur Französisch mit den Kindern sprach, brachte sein Vater die ukrainische Kultur in die Familie. Tschaikowskys Großvater Pjotr Tschaika wurde in der ukrainischen Region Poltawa geboren. Während seines Studiums an der Kiew-Mohyla-Akademie, wo er zum Regimentsarzt ausgebildet wurde, änderte er seinen Familiennamen in Tschaikowsky.

            Zunächst studierte Pjotr I. Tschaikowsky neun Jahre Rechtswissenschaft in St. Petersburg, bevor er einen neuen Weg einschlug und ab 1862 bei Anton Rubinstein am neu eröffneten Konservatorium Komposition und Instrumentation studierte. Nur drei Jahre später, nach Beendigung der Studien mit dem Abschlussdiplom, siedelte er nach Moskau über.

            In Moskau entstanden die ersten erfolgreichen Kompositionen, darunter die 1. Symphonie (1866) und die Ouvertüre »Romeo und Julia« (1869). Er unternahm viele Reisen, begegnete anderen Komponisten und lernte deren Ästhetik kennen. Tschaikowsky arbeitete auch als Musikkritiker und besuchte beispielsweise 1876 Bayreuth, um der Uraufführung von Richard Wagners »Der Ring des Nibelungen« beizuwohnen. Im gleichen Jahr komponierte er die Ballettmusik zu »Schwanensee« und lernte Nadeschda von Meck kennen, eine vermögende Witwe und aufrichtige Bewunderin, die ihn ab diesem Zeitpunkt finanziell großzügig unterstützte.

            Ende der 1870er Jahre vertonte Tschaikowsky »Eugen Onegin«, nach der gleichnamigen Vorlage von Alexander Puschkin, und konnte damit 1881 einen sehr großen Erfolg am Bolschoi-Theater feiern. Tschaikowsky war nicht nur freischaffender Komponist, dessen Ruhm sich in Russland und im westlichen Europa immer mehr ausbreitete, sondern wirkte ab 1878 auch zunehmend als Dirigent: Auf einer großen Konzerttournee durch Europa machte er u.a. 1889 Halt in Dresden und dirigierte die Dresdner Philharmonie, die noch keine 20 Jahre zuvor als »Gewerbehaus-Kapelle« gegründet wurde. 

            Während Tschaikowsky an seiner vorletzten Oper »Pique Dame« arbeitete, brachte er auch andere bedeutende Werke hervor, wie die Ballette »Dornröschen« (1890), »Der Nussknacker« (1892), die 5. und 6. Symphonie (1888/1893) und das Streichsextett »Souvenir de Florence« (1890). Die Partitur von »Pique Dame« lässt Melodien, Rhythmen und Orchesterfarben aus seinen anderen Werken durchschimmern; insbesondere zu den späten Symphonien lässt sich eine tiefe Verwandtschaft finden, aber auch die Ouvertüre solennelle »1812« (1882) wird zitiert. Am 19. Dezember 1890 fand im Mariinsky-Theater die Uraufführung von »Pique Dame« statt – einer seiner größten Erfolge.

            Zwischen Krisen und Erfolg

            Tschaikowsky hatte Zeit seines Lebens mit Depressionen zu kämpfen; Hauptgrund dafür war seine vor der Öffentlichkeit verborgene Homosexualität. Eine seiner innigsten Liebesbeziehungen führte er in den späten 1870er Jahren mit Iossif Kotek, einem seiner ehemaligen Schüler am Moskauer Konservatorium, der als Privatmusiker bei Nadeschda von Meck angestellt war. Aus den Briefen an seinen Bruder Modest kann man erahnen, wie sehr sich Tschaikowsky aufgrund seiner »verbotenen« sexuellen Neigung am Rand des Wahnsinns bewegt haben muss und auch suizidgefährdet war. Tschaikowsky hatte zu Modest ein sehr enges Verhältnis, nicht nur weil der Bruder ihm etliche Libretti verfasste, sondern ihm gegenüber konnte er sich offenbaren und von seinen Gefühlen sprechen. Tschaikowsky war also selbst ein Außenseiter und fühlte sich als solcher seelenverwandt mit Hermann: »Hermann [war] für mich nicht nur der Anlass, diese oder jene Musik zu komponieren, sondern jederzeit ein wirklicher lebendiger Mensch, der mir sehr sympathisch ist.«

            Ende Oktober 1893 dirigierte er die Uraufführung seiner sechsten Symphonie in St. Petersburg. Nur wenige Tage später, am 6. November, starb er an den Folgen einer Cholerainfektion. Ob das tatsächlich die Todesursache war, bleibt bis heute ein Rätsel, denn es gibt auch die These, dass sich Tschaikowsky mit Arsen vergiftet habe, weil ein »Ehrengericht«, bestehend aus Mitgliedern der St. Petersburger Rechtsschule, wo er auch studiert hatte, ihn aufgrund seiner sexuellen Neigung aufgefordert hatte, sich das Leben zu nehmen.

            Von Benedikt Stampfli 

            Empfehlungen