Oper

Die Fledermaus

Johann Strauss

Operette in drei Aufzügen Textfassung nach Carl Haffner und Richard Genée auf Grundlage des Vaudeville »Le Réveillon« von Henri Meilhac und Ludovic Halévy

Premiere 18. Dezember 2003

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

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                    Stück-Info

                    Johann Strauss’ »Die Fledermaus« aus dem Jahr 1874 ist ein Glanzstück der Wiener Operette: Um sich an seinem Freund Eisenstein zu rächen, inszeniert Dr. Falke alias die Fledermaus ein Verwechslungsspiel beim Ball des Grafen Orlofsky. Dort treffen sich ein Marquis und ein Chevalier, eine ungarische Gräfin und angehende Künstlerinnen. Jedoch: niemand ist der, für den er sich ausgibt. Alles ist Maskerade und Schwindel, und so endet die Ballgesellschaft im Gefängnis. Als schließlich alle Masken fallen und die außerehelichen Techtelmechtel ans Licht kommen, zeigt sich die gelungene Rache der Fledermaus. In der Inszenierung von Günter Krämer begeistern seit 2003 sowohl Klassiker wie das Uhren-Duett, der Czárdás oder Adeles »Mein Herr Marquis« als auch tagespolitische Dialoge das Publikum der Semperoper. Mit sprudelnder Ironie in perlender Champagnerlaune sorgt »Die Fledermaus« nicht nur zum Jahreswechsel immer wieder für vergnügt-beschwingte Stimmung.

                    Bitte beachten Sie, dass es in den vordersten Parkettreihen sowie auf den Plätzen im 3. und 4. Rang in einigen Szenen zu Sichteinschränkungen kommt.

                    Handlung

                    Ein Ort in der Nähe von Wien, Weinberg.

                    Erster Akt
                    Das Stubenmädchen Adele hat von ihrer Schwester Ida eine Einladung zum Ball des Prinzen Orlofsky erhalten (Nr. 1). Sie möchte der Einladung folgen und versucht vergeblich, ihre Dienstherrin Rosalinde von Eisenstein um Ausgang zu bitten (Nr. 1a). Alfred, Tenor und ehemaliger Liebhaber der Rosalinde, gelingt es, ein Rendezvous mit ihr zu erpressen. Darauf gibt sie Adele nun doch für den Abend frei. Gabriel von Eisenstein, wegen einer Beamtenbeleidigung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, kommt mit Rechtsanwalt Dr. Blind von seiner Gerichtsverhandlung zurück und gibt diesem die Schuld daran, dass sich sein Strafmaß erhöht hat (Nr. 2). Jetzt erscheint Dr. Falke und überredet Eisenstein, sich vor seinem Gang ins Gefängnis heimlich noch auf dem Ball des russischen Prinzen Orlofsky zu amüsieren. Damit beginnt Dr. Falke seinen Racheplan an Eisenstein, der ihn vor drei Jahren nach einem Maskenball betrunken und als Fledermaus verkleidet in einem Park zurückgelassen hat, so dass er sich am nächsten Morgen auf dem Heimweg lächerlich machen musste (Nr. 3). Beim Abschied heucheln Eisenstein, Rosalinde und Adele Traurigkeit, denn keiner erzählt von seinen wirklichen Plänen (Nr. 4). Alfred erscheint zu dem vereinbarten tête-à-tête. Gefängnisdirektor Frank tritt auf und verhaftet den Tenor im festen Glauben, dieser sei der zu inhaftierende Gabriel von Eisenstein (Nr. 5).

                    Zweiter Akt
                    Das Maskenfest bei Orlofsky (Nr. 6/7). Gabriel von Eisenstein, unter dem Pseudonym Marquis Renard in die Gesellschaft eingeführt, glaubt in einer maskierten Dame sein Stubenmädchen Adele zu erkennen. Die leugnet ab (Nr. 8). Eisenstein begegnet Chevalier Chagrin, der eigentlich der Gefängnisdirektor Frank ist; beide überbieten sich als französische Hochstapler. Eine maskierte ungarische Gräfin zieht mit einem Csárdás alle Aufmerksamkeit auf sich (Nr. 10). Eisenstein ist entflammt Sein erprobter Trick, Eroberungen mit Hilfe einer Damenuhr zu machen, funktioniert dieses Mal nicht (Nr. 9). Hinter der Maske der ungarischen Gräfin verbirgt sich seine Gattin, die ihm die Uhr klaut als Corpus Delicti. Falke und Orlofsky verbrüdern alle Mitwirkenden des Balls (Nr. 11). Mit dem Sechsuhrschlag müssen Eisenstein und Frank von dem Fest fliehen.

                    Dritter Akt
                    Im Gefängnis versucht der Gerichtsdiener Frosch für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Noch unter dem Einfluss des Festes kommt Gefängnisdirektor Frank zum Dienst (Nr. 13). Adele und ihre Schwester Ida sind ihm gefolgt. Sie wollen ihn dazu überreden, für Adele eine künstlerische Ausbildung zu finanzieren. Unbefangen präsentiert sie ihre künstlerischen Talente (Nr. 14). Da wird Gabriel von Eisenstein angekündigt. Er ist erstaunt, hier den »Chevalier« anzutreffen. Auch erfährt er, dass er nicht inhaftiert werden kann, weil ein »von Eisenstein« schon in der Zelle sitzt. Rechtsanwalt Dr. Blind tritt ein, den er angeblich herbestellt hat. Eisenstein wittert Rosalindes Ehebruch und verkleidet sich als Blind, um seine Rosalinde und Alfred zu verhören. Voll eifersüchtiger Wut gibt er sich zu erkennen (Nr. 15). Aber jetzt tritt Dr. Falke dazu und ruft die gesamte Festgesellschaft herein. Alle behaupten Eisenstein gegenüber, Teil der »Rache der Fledermaus« gewesen zu sein. Das Champagner-Lied wird zur zynischen Rechtfertigung für Falkes Lust auf Seitensprünge (Nr. 16).

                    Werkeinführung

                    Am Ende von Johann Strauss’ Wiener Operette »Die Fledermaus« huldigen alle – ob genarrt oder nicht – im Rausch der Nacht dem Champagner als alles egalisierender Macht. Vielleicht die einzige Lösung, um dem kollektiven Spiel von Maskerade und Weltflucht, Ehebruch und Haftantritt, persönlicher Kränkung und »Rache der Fledermaus«, das sich in verschlungenen Wegen vor den amüsierten Augen und Ohren des Publikums abspielt, zu entkommen? Aber auch die Wege, die zur »Königin der Operette« führen, sind vielfältig und spannend zu verfolgen. Mehr dazu im Opernführer online von Johann Casimir Eule.

                    Porträtzeichnung des Chefdramaturgen Johann Casimir Eule
                    Johann Casimir Eule, Chefdramaturg; Zeichnung nach einem Foto von Ludwig Olah

                    Das Sofa

                    Walzer tanzen auf dem Polstermöbel

                    Jeder Star braucht seinen vorbereiteten Auftritt – und in Günter Krämers Inszenierung der Operette »Die Fledermaus« ist ein Sofa der unbestrittene »Star«. Geistiger Vater ist der Bühnenbildner Gisbert Jäkel, der das Polstermöbel zum Bühnenbild erhoben hat. Wie sitzt es sich auf so einer plüschigen Bühne? Adi Luick hat sich einmal umgehört …

                    Die einen haben ihr »Sofa«, die anderen ihre »Couch«, wieder andere setzen sich aufs »Kanapee«. In der täglichen Umgangssprache nimmt man es nicht so genau mit der Bezeichnung dieses doch so variantenreichen Sitzmöbels – und doch gibt’s da den oft gar nicht so kleinen Unterschied, der es selbst für Fachmann/Fachfrau nicht leicht macht.

                    Dass man die Erfolgsgeschichte des Sofas demnächst erweitern muss, das ahnen jedoch gerade mal die Sachsen. Denn was an Europas ältestem Standort der Sitzmöbelherstellung in Oelsa-Rabenau nächst der Residenzstadt Dresden gerade durch emsige Hände sächsischer Handwerker gestaltet wird, kann bald zum »Star« jeden Ortes seines Auftretens werden – ob im Ballsaal des Prinzen Orlofsky, dem bürgerlichen Wohnzimmer oder im Zelt des arabischen Scheichs. Letzteres hieße dann für das gute Stück »Made in Sachsen« sogar »back to the roots«, denn die Bezeichnung »Sofa«, die so heimelige Gefühle vermittelt, hat sich aus dem fernen Arabien in unserem Wortschatz eingebürgert.

                    Allerdings ertönt unseren Ohren die morgenländische Couleur nur noch in einigen Varianten dieses Möbels: »Sultane«, »Tourquoise« und »Ottomane« klingen wie Verheißungen aus Scheherazades Erzählungen. Und wer Jean Pauls »Flegeljahre« gelesen hat, weiß sogar, dass es eine »Paphose« gibt (keine Sorge: Jean Pauls Romanheld wusste es selbst nicht). Der Charme der französischen Sprache hat sein Übriges getan, dem luxuriösen Sitzmöbelstück klang- und glanzvolle Namen zu verleihen: Bietet eine »Marquise« nur zwei Sitzenden Platz, so tritt die »Veilleuse« meist paarweise auf und bietet ihre Polsterung zum Niederlegen an. Wesentlich komfortabler beweist sich da aber die breite »Chaiselongue«, während die »Duchesse« durch ihre schmalere Figur mit etwas mehr Noblesse auftritt. Damit hätten wir auch schon die Hauptformen des Sofas allein im Rokoko genannt, dessen beschwingte Kunst des Lebensgenusses das »Sofa« endgültig manifestierte. Und diese Kunst war luxuriös, aristokratisch, sinnlich – und schlimmer noch – frivol.

                    Vielförmig ist’s auch heute noch, das »Sofa«. In seiner Variation als »Couch« dient es manch Seelenkrankem dazu, seines Lebens Freud wieder zu kurieren. Doch auch im bürgerlichen Heim ist das bequeme Möbelteil zu vielem nutze: Schön gepolstert und mit gutem Federkern verlockt es die übermütige Jugend zu waghalsigen Sprungübungen. Dem Vater ist es abendlicher Thron, von dem aus er als »Couch-Potatoe« engagiert die Sportsendung verfolgt. Und der tüchtigen Mutti dient es zur Demonstration hausfraulicher Präzision, wenn sie mit gekonntem Schlag der Handkante dem Sofakissen in der Mitte seinen Knick zu geben vermag. Auch so manche Liebesbande nahmen in der Sofaecke ihren Anfang; vom weiteren Verlauf allerlei möglicher Verlustigungen auf diesem Möbelteil wollen wir an dieser Stelle lieber schweigen.

                    Dass so manches (Komponisten)-Leben liegend auf dem Polstermöbel sein Ende fand, gehört zu den tragischen Momenten der Kulturgeschichte des Sofas. Zur Sensation wird das Sofa, wenn es zum Star der Oper(etten)bühne avanciert. Wo das geschieht? In der »Fledermaus«!

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