Oper

Tosca

Giacomo Puccini

Melodramma in drei Akten Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem gleichnamigen Drama von Victorien Sardou

Premiere 31. Januar 2009

In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

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  • Werkeinführung (kostenlos)
  • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller
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              Stück-Info

              Nur für die Kunst lebt die gefeierte Sängerin Tosca, bis politische Intrigen schlagartig in das Leben der Künstlerin und ihres Geliebten, des Malers Cavaradossi, einbrechen: Als dieser den politischen Flüchtling Angelotti versteckt, gerät er ins Visier des skrupellosen Polizeichefs Scarpia, der längst ein Auge auf Tosca geworfen hat. Um Cavaradossi zu retten, muss Tosca nicht nur Angelotti verraten, sondern soll sich auch Scarpia hingeben. Kaum eine Oper verwebt derart eng politische Willkür und persönliche Leidenschaften wie Puccinis »Tosca« von 1900. Und bereits 1902 erlebte das Drama um Liebe, Eifersucht, Verrat und Willkür in Dresden seine Deutsche Erstaufführung. Regisseur Johannes Schaaf hat hierfür eine zeitlose Erzählweise gefunden. 

              Handlung

              Erster Akt
              In der Kirche, am Morgen
              Cesare Angelotti, ehemaliger Konsul der Republik Rom, ist aus der Gefangenschaft der neuen Herrscher entkommen. Die Familienkapelle seiner Schwester, der Marchesa Attavanti, ist die erste Zuflucht. Dort hat die Marchesa Kleidung versteckt, in der er die Flucht unerkannt fortsetzen soll. Der Sagrestano versorgt den Maler Mario Cavaradossi mit einer Mahlzeit. Er erkennt in dem Bildnis der Maria Magdalena auf dem Fresko die Marchesa, die er häufig in der Kirche im Gebet antraf. Cavaradossi vergleicht ihre inspirierende Schönheit mit der seiner geliebten Tosca, der berühmtesten Sängerin Roms. Was für den Maler die schöpferische Gestaltung eines Kunstwerks ist, gilt dem Sagrestano als ketzerische Lüsternheit eines Republikaners, dem nichts heilig ist. Als es in der Kirche wieder ruhig wird, wagt sich Angelotti hervor. Cavaradossi erkennt ihn und bietet ihm seine Unterstützung an. 
              Tosca verlangt Zutritt zur Kirche. Sie ist empört, vor verschlossener Tür stehen zu müssen und von innen Cavaradossis Stimme zu hören. Das kann nur Untreue bedeuten. Angelotti versteckt sich erneut. Cavaradossi lindert Toscas Eifersucht auf eine heimliche Geliebte. Sie verabreden sich für den Abend. Die Kanonen der Engelsburg signalisieren die entdeckte Flucht des Gefangenen. Cavaradossi bricht mit Angelotti zu einem Versteck in seiner Villa auf, wo er bis zur möglichen Flucht aus Rom bleiben kann. Der Sagrestano kehrt zurück und berichtet der sich versammelnden Kantorei von der Niederlage der Republikaner unter Bonaparte in der Schlacht von Marengo. Zur Siegesfeier soll ein Te Deum in der Kirche und die Aufführung einer Kantate mit der Sängerin Floria Tosca vor der Königin stattfinden.
              Der Polizeichef Roms, Scarpia, und seine Männer besetzen die Kirche. Scarpia entlockt dem Sagrestano Indizien für Angelottis Aufenthalt an diesem Ort und die Verwicklung Cavaradossis in dessen Flucht. Tosca kehrt zurück, um Cavaradossi noch einmal zu treffen. Mit dem Fächer, den Scarpia gefunden und als Eigentum der Marchesa identifiziert hat, versetzt er die begehrte Frau in blinde Eifersucht. Sie sieht sich von Cavaradossi betrogen und will ihn in seiner Villa zur Rede stellen. Scarpia setzt seinen Gefolgsmann Spoletta auf ihre Verfolgung an. Während des Te Deums steigert sich Scarpias Lust auf Tosca ins Zügellose: Er wird Tosca besitzen und Cavaradossi beseitigen.

              Zweiter Akt
              Im Palazzo, am Abend
              Scarpias Gedanken kreisen um Tosca und die baldige Chance auf ihre Unterwerfung. Tosca hält sich anlässlich der Siegesfeier im Palazzo auf. Er lässt sie holen. Spoletta macht Meldung über den Fehlschlag, Angelotti zu ergreifen. Stattdessen führt er Cavaradossi vor. Scarpia beginnt die Vernehmung, während Toscas Gesang zu hören ist. Cavaradossi streitet alle Beschuldigungen ab. Mit dem Ende der Kantate folgt Tosca Scarpias Order. Sie findet zu ihrer Verwirrung Cavaradossi bei ihm vor. Scarpia lässt ihn ins Nebenzimmer abführen, wo er gefoltert wird. Scarpia macht Toscas Liebe zu und Sorge um Cavaradossi zum Instrument seines Verhörs. Er weist ihr die Schuld am Leiden ihres Geliebten zu. Beide trotzen ihm. Schließlich verrät Tosca unter den Schreien des Gefolterten das Versteck Angelottis. Cavaradossi weist Tosca ab. Sciarrones Meldung von der Niederlage gegen Bonaparte gibt ihm neue Kraft. Er klagt Scarpia an. Dieser lässt ihn sofort zur Hinrichtung abführen. Scarpia benutzt Cavaradossis Leben als Druckmittel gegen Tosca. Die Nachricht von Angelottis Selbstmord trifft ein. Tosca kann sich Scarpias Begierde nicht mehr entwinden und geht einen Handel ein: Freiheit für Cavaradossi durch eine Scheinhinrichtung und freies Geleit für sie beide gegen den Besitz ihres Körpers für eine Stunde. Als sich Scarpia am Ziel glaubt, ersticht sie ihn. Sie nimmt den Schutzbrief an sich und erweist dem Toten christliches Geleit. Dann eilt sie zu Cavaradossis Gefängnis.

              Dritter Akt
              Plattform der Engelsburg, im Morgenrauen
              Ein Hirtenjunge singt ein Liebeslied. Cavaradossi bittet den Wärter, einen Abschiedsbrief an Tosca schreiben zu dürfen. Die Erinnerungen versetzen ihn in glückliche Illusionen. Tosca lässt sich von Spoletta zu Cavaradossi führen. Sie berichtet dem geliebten Mann von dem Geleitbrief, der bevorstehenden Erschießung zum Schein und Scarpias Tod. Sie träumen von einer wunderbaren gemeinsamen Zukunft. Aus der Ferne beobachtet Tosca die Hinrichtung. Sie wartet ungeduldig auf den Rückzug der Soldaten. Allein zurückgeblieben, eilt sie zu Cavaradossi. Er ist tot. Sie erkennt Scarpias Betrug. Die Ermordung Scarpias ist entdeckt worden. Tosca wird umzingelt. Sie stürzt sich von den Zinnen der Engelsburg.

              Werkeinführung

              Im Online-Opernführer gibt Dramaturg Benedikt Stampfli Einblicke in die Entstehungsgeschichte und Wirkung von Giacomo Puccinis im Jahr 1900 uraufgeführten Opernkrimi »Tosca« nach dem gleichnamigen Theaterstück von Victorien Sardou. Bereits zwei Jahre später fand in Dresden die deutschsprachige Erstaufführung statt. In der Inszenierung von Johannes Schaaf aus dem Jahr 2009 gehört sie zum festen Bestandteil des Repertoires der Semperoper. 

              Porträtzeichnung des Dramaturgen Benedikt Stampfli
              Benedikt Stampfli, Dramaturg; Zeichnung Semperoper

              Regiekonzept

              Gedanken zur Konzeption von Johannes Schaaf

              Zu Cavaradossis Vorgeschichte steht bei Sardou, dass er den Jesuiten von Sant’ Andrea della Valle anbietet, in ihrer Kirche ein Fresko zu malen. Damit will er die Regierenden von seinen tatsächlichen politischen Überzeugungen ablenken. Cavaradossi hat Ähnlichkeit mit Dramen-Figuren Georg Büchners. Er versteht am Ende jedoch, warum er lebt. Seine anfänglich unverbindliche erotische Beziehung zu Tosca zerrt Scarpia aus ihrer Isolation. Ihre Beziehung bekommt eine Geschichte. Sie hätte eine Liebesgeschichte werden können. Die Oper »Tosca« ist auch eine Künstlergeschichte. Tosca und Cavaradossi gehen zugrunde, weil sie zu spät realisieren, dass die Wirklichkeit nicht nur für andere gilt, sondern auch für sie. Sie glaubten sich als Künstler unverwundbar. Scarpia hingegen ist tatsächlich nicht verwundbar, aber er kann getötet werden in einer Kurzschlusshandlung. Der Dreikampf – Scarpia, Cavaradossi, Tosca – ist für Scarpia entschieden aufregender als alle polizeilichen Überwachungen. »Aber Scarpia ist kein Dämon – er ist ein Mensch, der vor Kälte glüht. Auch das ist Liebe, wenn auch keine ›häusliche‹.« (Johannes Schaaf). Die Liebe und Leidenschaftlichkeit, die ihm Puccini zugesteht, hat etwas von Shakespeares »Terror der Liebe«.

              Die Zeit der Handlung ist festgelegt. 1. Variante: 17. Juni 1800, der Tag der Flucht des historischen Angelotti aus der Engelsburg. Im September 1799 war Rom in die Hände der königlich-neapolitanischen Truppen gefallen. Maria Carolina, Gattin des schwächlichen Königs von Neapel, annektiert Rom und rechnet ab. In einer Säuberungswelle werden politische Gegner als Verräter und Kollaborateure gejagt. Zehntausende werden ohne Urteil verhaftet, Tausende nach Folterung durch ihren Polizeichef umgebracht. Wichtigster politischer Gefangener ist Cesare Angelotti, der von den Franzosen zum Konsul von Rom ernannt worden war.

              Die Zeit der Handlung ist festgelegt. 2. Variante: 14. Juni 1800, der Tag der Schlacht bei Marengo, einem Dorf in der italienischen Provinz Alessandria. Die Österreicher entschieden die Schlacht gegen Napoleon Bonaparte im Zweiten Koalitionskrieg für sich und ließen den Sieg sofort verkünden. Ein neuerlicher Angriff durch die französische Kavallerie brachte die Wende. Die Franzosen waren Sieger geworden. Die Handlung der Oper beginnt mit dem flüchtigen Angelotti, die musikalische Handlung mit wuchtigen Orchesterschlägen, deren Gewalt mit Scarpia in Verbindung gebracht werden kann. Angelotti kehrt nicht zurück in die Handlung, nachdem Cavaradossi ihn aus der Kirche geführt hat. Sein Selbstmord wird berichtet. Die Jagd auf politische Gegner ist Scarpias Beruf, und den beherrscht er mit absoluter Perfektion und Präzision. Die Begierde, sich die Sängerin Tosca zu unterwerfen, bekommt durch Angelottis Flucht und die Hilfe Cavaradossis eine reale Chance. Die tödlich endende Dreiecksbeziehung zwischen Tosca, Cavaradossi und Scarpia während einer politischen Säuberungswelle ist das Zentrum der Handlung, nicht das historische Detail um 1800. Das Publikum ist gegenüber Tosca und Cavaradossi in die Lage des Wissenderen versetzt. Das Mit-Leiden während Cavaradossis Folterung oder Toscas Schmerz an der Seite des getöteten Geliebten stellt sich zusammen mit der Durchschaubarkeit der Ereignisse her. Hier agieren im Unterschied zu Sardous Drama bis auf Angelotti ausnahmslos Personen, die an der politischen Macht in irgendeiner Weise partizipieren, jedoch selbst nicht die Macht haben. Sie haben sich gewissermaßen »eingerichtet« im System. In dem durch Angelottis Flucht ausgelösten Drama geraten Tosca und Cavaradossi in die Mühlen des Systems, obwohl sie vorrangig aus persönlichen und ethischen Motiven handeln. So ist die Oper »Tosca« keine musikalische Schnulze für Kleinbürger, sondern ein menschliches, berührendes Drama der Künstler, die zwar das Leben in ihrer Kunst reflektieren – aber nicht das wirkliche Leben.

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