Mitten ins ländliche Leben führen diese Parade-Opern des Verismo: Pietro Mascagni erzählt in seiner 1890 uraufgeführten »Cavalleria rusticana«, wie eine alltägliche Dreiecksgeschichte tödlich endet.
Operndoppelabend: Melodramma in einem Akt / Dramma in einem Prolog und zwei Akten
Libretto von Giovanni Targioni-Tozzetti und Guido Menasci / Libretto vom Komponisten
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Premiere
16. Januar 2016
Kurz gefasst
Mitten ins ländliche Leben führen diese Parade-Opern des Verismo: Pietro Mascagni erzählt in seiner 1890 uraufgeführten »Cavalleria rusticana«, wie eine alltägliche Dreiecksgeschichte tödlich endet. Und in Ruggero Leoncavallos »Pagliacci« (»Der Bajazzo«) von 1892 wird aus dem komödiantischen Spiel einer reisenden Theatertruppe um die Liebhaber der Columbina plötzlich tödlicher Ernst. Eifersucht und Mord, die Abgründe des Menschen, dargestellt in einem ärmlichen, ländlichen Milieu, das sind die Themen der Komponisten des Verismo, zu deren prominentesten Vertreter Mascagni und Leoncavallo zählen. In kaum einem Werk des Musiktheaters werden die menschlichen Leidenschaften Süditaliens so glutvoll auf die Bühne gebracht wie in diesen beiden. Der Theater- und Filmregisseur Philipp Stölzl hat den Doppelabend der beiden Kriminalopern als hintergründiges Spiel auf mehreren Ebenen inszeniert.
Handlung
Cavalleria rusticana
In einem sizilianischen Dorf am Ostersonntag. Turiddu singt ein Liebeslied für die schöne Lola. Vor seinem Militärdienst hatten sich Lola und Turiddu verlobt, doch als er zurückkam, war sie mit Alfio verheiratet. Turiddu tröstete sich mit Santuzza, die ihn wirklich liebt und von ihm schwanger wurde. Doch Lola weckte seine Liebe erneut; es kommt zum Ehebruch. Als Alfio am Ostermorgen ins Heimatdorf zurückkehrt, begegnet er Lucia, der Mutter von Turiddu, und erzählt ihr, dass er ihren Sohn in der Nähe seines Hauses gesehen habe. Die Mutter ist verwirrt; sie ging davon aus, dass Turiddu über Nacht ins Nachbardorf gegangen sei. Santuzza unterbricht nervös die Unterhaltung. Als die Landleute in die Kirche gehen, erzählt sie Turiddus Mutter von dessen Untreue. Sie will ihn zur Rede stellen und mit all ihrer Leidenschaft beschwören, sie nicht zu verlassen. Als jedoch Lola hinzukommt und Santuzza und Turiddu zusammen sieht, schafft sie es mit wenigen Worten, Turiddu so zu reizen, dass er Gefühl und Verantwortung für Santuzza abstreitet und sie schließlich von sich stößt. Santuzza ist vor Verzweiflung außer sich. Als sie kurz darauf Alfio trifft, berichtet sie ihm, was sich in seiner Abwesenheit ereignet hat. Sie weiß, dass sie damit Turiddus Todesurteil gesprochen hat und bereut es im selben Moment. Alfio wird sich rächen, seine Ehre lässt ihm keine andere Wahl. Nach dem Kirchgang fordert Turiddu in fast hysterischem Übermut seine Nachbarn auf, mit ihm zu trinken, auch Alfio bietet er vom Wein an. Der Betrogene lehnt ab, beide wissen, was nun geschehen wird. Sie umarmen sich und Turiddu beißt seinem Gegner ins Ohr, um nach sizilianischer Sitte zu zeigen, dass er für ein Messerduell zur Verfügung stehe. Turiddu verabschiedet sich bei seiner Mutter, die das Schlimmste ahnt, und bittet sie, auf Santuzza achtzugeben, falls er nicht wiederkehren sollte. Dann läuft er weg. Das ganze Dorf wartet nun unter Hochspannung, schließlich hört man einen Schrei: Turiddu ist tot.
Pagliacci
Prolog
Die Oper beginnt mit einem Manifest des Verismo. Ein Komödiant tritt auf und erläutert dem Publikum die Absicht des Autors, lebensecht ein Erlebnis aus seiner eigenen Vergangenheit wiederzugeben. Die Darsteller seien zwar Schauspieler, hätten aber Gefühle, wie das Publikum auch. Dann beginnt das Spiel.
Erster Akt
Die Bewohner eines kalabrischen Dorfes begrüßen die gerade eingetroffene Komödiantentruppe, deren Leiter Canio das Publikum zum Theaterbesuch noch am selbigen Abend einlädt. Tonio, die bucklige Witzfigur des Ensembles, nähert sich der Ehefrau Canios an – der Schauspielerin Nedda – und erhält dafür ungerechterweise eine Ohrfeige seines Prinzipals. Anders als in ihren Aufführungen, wo er einen harmlosen Narren darstelle, erklärt Canio den Bauern, würde ein echter Treuebruch Neddas furchtbar enden. Allein zurückgeblieben, nähert sich Tonio seiner Prinzipalin erneut, um sie zu verführen – als sie sich wehrt, versucht er sogar, sie zu vergewaltigen. Doch Nedda nimmt eine Peitsche und schlägt sie Tonio ins Gesicht, worauf er sich hasserfüllt zurückzieht. Kurze Zeit später erscheint der Bauer Silvio, mit dem Nedda tatsächlich eine Affäre hat, und versucht, sie zur gemeinsamen Flucht zu überreden. Doch während die Liebenden sich küssen, hat Tonio – der sie belauscht hatte – aus Rache schon Canio herbeigeholt. Silvio kann in letzter Sekunde fliehen und Nedda weigert sich trotz des gezückten Messers ihres Mannes, den Namen ihres Liebhabers zu nennen. Die herbeieilenden Schauspielerkollegen verhindern Schlimmeres; sie bringen ihren aufgebrachten Leiter sogar dazu, trotz der Vorfälle die bevorstehende Aufführung zu spielen.
Zweiter Akt
Beim Geldeinsammeln vor der Vorstellung kann Nedda Silvio noch warnen, während das Publikum schon neugierig das Stück erwartet: eine typische Commedia dell’arte über Bajazzo, der von seiner Frau Colombine mit Harlekin betrogen wird. Das Stück beginnt und durch eine böse Fügung spielt nun jeder auf der Bühne die Rolle, die er noch kurz zuvor im Leben hatte – nur Neddas Liebhaber Silvio sitzt unerkannt im Publikum. Als Nedda ihrem Mann auf der Bühne die gleiche Antwort auf die Frage nach dem geflohenen Liebhaber gibt, wie kurz zuvor hinter der Bühne, schmeißt der Komödiant seine Rolle und will auf offener Bühne den Namen von ihr wissen. Nedda spielt ungerührt weiter; das Publikum ist verwirrt und weiß nicht mehr, ob es höchste Schauspielkunst oder wahres Leben sieht. Als Canio in seiner Raserei schließlich zum Messer greift und auf seine Frau einsticht, ruft sie in Todesangst Silvio zu Hilfe und verrät ihn damit. Canio springt auf den Bauern zu und ermordet auch ihn. – »Das Spiel ist zu Ende!« ist sein letzter Satz.