Oper

La Cenerentola / Aschenputtel

Gioachino Rossini

Dramma giocoso in zwei Akten Libretto von Jacopo Ferretti

Premiere 6. November 2021

In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

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  • Werkeinführung (kostenlos)
  • 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Opernkeller

  • Führungen in der Semperoper
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        Stück-Info

        Bereits auf dem Höhepunkt seines Erfolges angekommen, komponierte Gioachino Rossini 1817 zur Eröffnung der römischen Karnevalsaison eine Oper auf Grundlage des berühmten Aschenputtel-Stoffes: Angelina, genannt Cenerentola, darf nicht mit ihrem Stiefvater Don Magnifico und dessen Töchtern Tisbe und Clorinda auf den Ball des Prinzen. Doch Alidoro, der geheimnisvolle Lehrer des Prinzen, verschafft ihr dort Zutritt und sie trifft den Diener des Prinzen wieder, der ihr schon im Hause Don Magnificos so offen zugetan war und sie ihm. Als Pfand ihrer Zuneigung übergibt sie ihm einen Armreif – nicht ahnend, dass der Diener niemand anderes als der Prinz selbst ist! Rossinis ›Semiseria‹ strotzt vor Witz, schnatterndem Parlando, himmelstürmenden Koloraturen und reinster Buffokunst, in die sich jedoch auch tragische Töne mischen. Nicht Magie oder die Gunst einer höher gestellten Person führen schließlich das Happy End herbei, sondern nur die Kraft und Tugend eines reinen Herzens. Mit »La Cenerentola« gibt der italienische Regisseur Damiano Michieletto sein Debüt in der Semperoper.

        Handlung

        Erster Akt
        Angelina wird von ihren beiden Halbschwestern Clorinda und Tisbe und ihrem Stiefvater, Don Magnifico, wie eine Sklavin behandelt und abschätzig Cenerentola – Aschenputtel – genannt. Die Nachricht, dass Prinz Ramiro auf der Suche nach einer geeigneten Braut ist und auch Don Magnifico und seine Töchter zu einem Fest einladen will, versetzt alle in helle Aufregung. Als Clorinda und Tisbe Magnifico den Besuch des Prinzen ankündigen, beschwört er die beiden, sich herauszuputzen und alles zu unternehmen, um den Prinzen für sich zu gewinnen und so der desolaten finanziellen Lage der Familie ein Ende zu machen. Angelina schickt er an ihre Arbeit. Prinz Ramiro hat sich für den Besuch als Diener verkleidet, während sein Kammerdiener Dandini den Prinzen spielen wird. So kann der Prinz unbehelligt alles beobachten. Während Dandini nun Clorinda und Tisbe mit überschwänglichen Komplimenten den Hof macht, begegnet Ramiro der augenscheinlichen Dienerin Angelina. Beide sind sogleich voneinander bezaubert. Noch bevor es Ramiro aber gelingt, Näheres über sie herauszufinden, wird Angelina von ihren Schwestern fortgerufen. Clorinda und Tisbe brechen zum Fest auf. Magnifico wird von Angelina aufgehalten, die ihn anfleht, wenigstens für eine Stunde mitkommen zu dürfen. Er weist sie mitleidlos ab und sie bleibt allein zurück. Aber ein Bettler, niemand anderes als Alidoro, der Erzieher des Prinzen, erscheint und lädt Angelina ein, mit ihm zum Fest des Prinzen zu kommen. Auf dem Fest umschmeichelt Dandini Clorinda und Tisbe während Magnifico dank seiner Trinkfestigkeit zum königlichen Kellermeister ernannt wird. Die Ankunft einer unbekannten, verschleierten Frau sorgt für Erstaunen und Bewunderung, aber auch Eifersucht. Es ist Angelina, die den Anwesenden verkündet, dass sie einem Mann nur um seines guten Herzens willen die Hand zur Ehe reichen werde. Ramiro ist erneut verzaubert und von unerklärlicher Hoffnung erfüllt. 

        Zweiter Akt
        Trotz der geheimnisvollen Fremden, die auch noch große Ähnlichkeit mit Angelina besitzt, sind sich Clorinda und Tisbe sicher, dass eine von ihnen den Prinzen heiraten wird. Angelina, die von Dandini umworben wird, gesteht ihm, dass sie seinen Diener liebt, worüber Ramiro äußerst erfreut ist und um Angelinas Hand anhält. Diese mahnt ihn jedoch zur Geduld. Bevor sie sich eilig verabschiedet, überreicht sie ihm einen Armreif, an dessen Gegenstück er sie erkennen werde. Er solle sie suchen und dann entscheiden. Ramiro erklärt nun das Spiel der vertauschten Rollen für beendet und Don Magnifico und seine Töchter sind entsetzt. Währenddessen ist Angelina längst wieder zuhause und denkt an ihren Geliebten. Während eines plötzlichen Unwetters führt Alidoro einen Unfall von Ramiros Wagen in der Nähe des Hauses von Don Magnifico herbei, sodass dieser den Prinzen und Dandini aufnehmen muss. Ramiro erkennt in der angeblichen Magd das geliebte Mädchen wieder, während Angelina betroffen feststellen muss, dass ihr vermeintlicher Diener in Wirklichkeit der Prinz ist. An der Seite Ramiros wird Angelina schließlich von allen gefeiert. Sie kann die Wende in ihrem Leben noch kaum fassen, weiß jedoch, dass sie das ihr angetane Unrecht vergessen und ihrem Stiefvater sowie ihren Schwestern verzeihen will.

        Werkeinführung

        »La Cenerentola / Aschenputtel« ist die nach dem »Barbier von Sevilla« meistgespielte Oper Gioachino Rossinis, des Königs der komischen Oper. Doch Rossini und sein Librettist Jacopo Ferretti sind in ihrer Fassung des berühmten »Aschenputtel«-Stoffs nicht nur auf eine gute Geschichte mit guter Unterhaltung und Witz aus, sondern verleihen ihren Figuren ein sehr menschliches Antlitz, das nicht nur zum (mit)lachen, sondern auch zum mitfühlen oder gar -leiden einlädt. Operndramaturgin Juliane Schunke gibt Einblicke in die Hintergründe und Entstehung dieser »menschlichsten aller Komödien Rossinis« in der Regie von Damiano Michieletto.

        Porträtzeichnung der Dramaturgin Juliane Schunke
        Juliane Schunke, Dramaturgin; Zeichnung nach einem Foto von Ian Whalen

        Don Magnifico

        Don Magnifico – eine besondere und doch typische Buffo-Figur

        Alessandro De Marchi Die Buffopartien waren die Könige der komischen Oper und Magnifico, was übrigens »der Prächtige« heißt, geht einen langen musikalischen Weg nach oben, um dann sehr tief zu fallen. Er ist eine komische Figur, die zuweilen bis ins Grotesk-alberne gesteigert wird und am Ende ziemlich lächerlich dasteht. Gleichzeitig trägt er menschliche Züge, die seiner Figur Tiefe geben. Seine Gedankengänge sind meist direkt und simpel und machen seine Taten einem breiten Publikum nachvollziehbar.

        Damiano Michieletto Don Magnifico ist ein Mann, der sämtliche Hoffnung in seinem Leben verloren hat, er ist ein Zyniker. Er hat keine Frau mehr und muss irgendwie mit den beiden Töchtern zurechtkommen. Gleichzeitig besitzt er eine ausgeprägte Fantasie dafür, wie sein Leben eigentlich aussehen sollte.

        Angelina gegenüber verhält er sich überaus gewalttätig, er schlägt und verleugnet sie. Sie putzt und kümmert sich darum, dass »der Laden läuft«. Die Asche, in der Aschenputtel im Märchen ihren Platz hat, übersetzen wir in das Putzmittel, das sie verwendet. Wenn sie Magnifico fragt, ob sie mit zum Ball kommen darf, verstreut er neben dem Inhalt des Mülleimers auch dieses Pulver überall auf dem Boden. (»Ah! sempre fra la cenere. Sempre dovrò restar?« – Ah! Soll ich immer in der Asche bleiben?) Mit dem Aufräumen hat sie genug zu tun und keine Zeit, mit zum Fest zu kommen.

        In dieser Weise haben wir das komplette Stück durchdacht und die Motive adaptiert. Aber ich möchte kein modernes Sozialdrama erzählen. Es ist ja eine Komödie! Man soll über die Dinge, die vor allem Magnifico oder Dandini zustoßen, lachen können. Und Rossini hat seine Figuren so menschlich gestaltet, dass man viele Ansatzpunkte für eine moderne Interpretation findet, z.B. Don Magnificos fantastische Vorstellungen davon wie es ist, reich oder der Freund des Prinzen zu sein, umgeben von Menschen, die ihn schätzen und ihn um Rat fragen. Daraus kann man wunderbare Spielszenen bauen.

        Alessandro De Marchi Und eben weil Figuren wie Magnifico so beliebt waren, räumte ihnen der Komponist gern eine besondere Behandlung innerhalb des Stückes ein, schrieb ihnen besonders viele, spielfreudige Szenen auf den Leib. Bei Rossini mussten aber auch die Buffo-Figuren wie Don Magnifico und Dandini mit sehr guten Sängern besetzt sein, da er auch ihre Partien zunehmend anspruchsvoller, mit größerer Virtuosität und Farbigkeit versah. Zudem hatten Rossini und sein Librettist Jacopo Ferretti mit »La Cenerentola« eine Charakterkomödie geschaffen, die keine Typen, sondern Individuen mit Vorzügen und Schwächen zeigt. Es gab also auch viel Stoff für die musikalische Ausarbeitung der Figuren und Rossini löst damit die Trennung von ›seria‹ und ›buffa‹ sukzessive auf.

        Traditionell werden Buffo-Figuren mit einem Bass besetzt. Die alte Bezeichnung des »basso napoletano« oder »calabrese« verweist darauf, dass er sogar zum Teil im Dialekt (des jeweiligen Publikums) sang. Auch von Don Magnifico bei Aufführungen in Neapel im 19. Jahrhundert ist diese Art und Weise überliefert. Gleichzeitig musste der Bassbuffo ein sehr guter Sänger sein, u.a. den typischen Schnell-Sprech-Gesang perfekt beherrschen, um den hohen musikalischen Anspruch zu erfüllen. Auch die Partie des Dandini, des Dieners, der sich für einen Tag als Prinz ausgeben darf, ist eine klassische Buffopartie, allerdings für einen Kavaliersbariton komponiert und schon ein wenig seriöser. Das sind die klassischen Facheinteilungen dieser Zeit.

        Das gesamte Interview mit Alessandro de Marchi (Musikalische Leitung) und Damiano Michieletto (Inszenierung) ist im Programmheft von »la Cenerentola« nachzulesen.

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