Der Opernkrimi Tosca zurück im Spielplan

Rom, 17. Juni 1800: In der Kirche Sant’Andrea della Valle während des mittäglichen Angelusläutens arbeitet der Maler Mario Cavaradossi an seinem Altarbild. Als seine Geliebte, die berühmte Opernsängerin Floria Tosca, ihn besucht, wittert sie Untreue bei ihrem Mario, denn in der abgebildeten Maria Magdalena sieht sie die Marchesa Attavanti. Ab diesem Moment könnte man meinen, dass sich nun eine brisante Eifersuchtsgeschichte entwickeln würde … doch Giacomo Puccinis Oper Tosca, die am 14. Januar 1900 am römischen Opernhaus Teatro Costanzi uraufgeführt wurde, ist deutlich mehr. Sie schildert nicht nur ein Künstlerdrama, sondern sie zeigt insbesondere auch messerscharf, in welcher ausweglosen Situation sich die Protagonisten befinden. Denn die genannte Eifersucht spielt nur am Rand eine Rolle, viel wichtiger ist das Verhältnis von Kunst und Politik: Der Polizeichef Baron Scarpia, der die Stadt beherrscht, will mit allen Mitteln eine Nacht mit Tosca erzwingen und verspricht dafür, den revolutionsnahen Cavaradossi unbehelligt laufen zu lassen. Doch es wird anders kommen …

Es ist ein geniales Libretto, das die beiden Librettisten Giuseppe Giacosa und Luigi Illica verfassten. Sie haben das gleichnamige Drama des berühmten französischen Schriftstellers Victorien Sardou aus dem Jahr 1887 für die Opernbühne zugespitzt. So wurden aus den fünf Akten drei; von den 23 Schauspieler*innen Sardous stehen bei Puccini nur noch 9 Sänger*innen auf der Bühne. Sardous Tosca war von großem Erfolg gekrönt, der bis in die 1920er Jahre auf allen wichtigen Sprechtheaterbühnen Europas anhielt, nicht zuletzt wegen der „göttlichen“ Sarah Bernhardt, für die Sardou schon früher Stücke geschrieben hatte. Puccini schuf daraus einen Opernkrimi, der seinesgleichen sucht. Er hatte das Stück 1890 erstmals selbst auf der Bühne gesehen – übrigens auf Französisch; wie viel er wirklich verstanden hat, bleibt ein Rätsel.

Aber es muss ihn stark berührt haben, sonst hätte er daraus nicht so eine fesselnde Oper schaffen können mit musikalischen Höhepunkten wie Scarpias eindrucksvolles „Va, Tosca!“ am Ende des ersten Aktes, wo er brachial die sakralen Klänge eines Te Deums durchbricht. Es geht ihm dabei weniger um die Vernichtung seiner politischen Gegner, oder Machterhalt, sondern viel mehr darum, Tosca zu besitzen; oder Toscas Arie „Vissi d’arte“, in der sie ihr Leben als Künstlerin skizziert und schließlich ganz viel Mut sammelt, um dem Schlächter Roms ein Ende zu setzen oder Cavaradossis Arie „E lucevan le stelle“ im dritten Akt, in der er sich an die glücklichen Zeiten an Toscas Seite erinnert und voller Verzweiflung Abschied von seinem Leben nimmt.

Nun kommt Johannes Schaafs atemberaubende Inszenierung aus dem Jahr 2009 zurück in den Spielplan. Sein feines Gespür für die Figuren macht ihn zu einem Meister der psychologischen Erzählung. Dies wird verstärkt dank einer grandiosen Besetzung: Maria Agresta als Floria Tosca, Joseph Calleja als Mario Cavaradossi und Oleksandr Pushniak debütiert als Baron Scarpia – unter der Musikalischen Leitung von Marco Armiliato.

(Für die Wiederaufnahme am 5. April 2025 musste Joseph Calleja als Mario Cavaradossi leider absagen.)

Gesamte Besetzung

Floria Tosca  Maria Agresta
Mario Cavaradossi  Riccardo Massi (05. April 2025), Joseph Calleja (10., 12., 18., 21. April, 01. Mai 2025)
Baron Scarpia  Oleksandr Pushniak
Cesare Angelotti  Vladyslav Buialskyi
Der Mesner  Magnus Piontek
Spoletta  Aaron Pegram
Sciarrone  Liam James Karai
Ein Schließer  Mateusz Hoedt
Ein Hirt  Dresdner Kreuzchor


von Benedikt Stampfli

Tosca

Vorstellungen:
5., 10., 12., 18., 21. April 2025,
1. Mai 2025 &
18., 23., 25. Oktober 2025

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