Europa 1825: Eine Gruppe adliger Reisender aus ganz Europa strandet mangels Pferden auf dem Weg zur Krönung Karls X. von Frankreich in einem Luxushotel in der Nähe von Reims.

Dramma giocoso in einem Akt
Libretto von Giuseppe Luigi Balochi

In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Premiere
28. September 2019

Kurz gefasst

Europa 1825: Eine Gruppe adliger Reisender aus ganz Europa strandet mangels Pferden auf dem Weg zur Krönung Karls X. von Frankreich in einem Luxushotel in der Nähe von Reims. Schon bald brechen sich Liebeshändel, Intrigen, verborgene Absichten und Eifersüchteleien zwischen den Parteien Bahn. Doch Not macht erfinderisch und schweißt zusammen: Am Ende feiern alle ein gemeinsames »Frieden« stiftendes Fest. Gioachino Rossinis »szenische Kantate« entstand 1825 aus Anlass der Krönungsfeierlichkeiten für Karl X. in Paris. Das musikalisch vielfarbige, hochvirtuose Satire-Stück versammelte vor den Augen des Herrschers in einer scheinbar harmlosen Hotel-Situation die politischen Mächte Europas in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der ebenso humorvollen wie bitterernsten Inszenierung von Laura Scozzi werden aus den europäischen Adligen Politiker der Europäischen Union, die gemäß dem Motto der EU »In Vielfalt geeint« versuchen, ihre Interessen unter einen Hut zu bekommen. Sie treffen sich mitten im Herzen Europas: In der Europäischen Kommission in Brüssel.

Handlung

In Europa… Eine Gruppe von Adligen aus ganz Europa versammelt sich in einem Hotel, um der anstehenden Krönung des neuen französischen Königs in der Kathedrale von Reims beizuwohnen. Die Besitzerin des Hotels, Madame Cortese, und ihre Angestellten mobilisieren sämtliches Personal, um die Abreise vorzubereiten. Der Hotelarzt Don Prudenzio kontrolliert gewissenhaft das Frühstück der Reisegruppe. Die Gräfin von Folleville erwartet sehnsüchtig ihre wertvolle Festgarderobe. Bei der Nachricht, diese sei bei einem Unfall beschädigt worden, fällt die Pariser Dame in Ohnmacht. Erst die Mitteilung, einer ihrer Hüte sei gerettet worden, lässt sie wieder zu sich kommen und alle um sie besorgten Hotelgäste aufatmen. Der Österreicher Baron von Trombonok und der Italiener Don Profondo werden Zeugen einer Eifersuchtsszene zwischen dem Spanier Don Alvaro und dem russischen Grafen von Libenskof. Libenskof ist mit der polnischen Marquise Melibea liiert und Alvaro macht ihr schöne Augen. Gekränkt von Libenskofs Verdächtigungen wendet sich Melibea ab. Erst der plötzlich zu vernehmende Gesang der römischen Dichterin Corinna vermag die Gemüter zu beruhigen. Madame Cortese ist äußerst beunruhigt, weil die zur Reise notwendigen Pferde noch immer nicht eingetroffen sind. Ein weiterer Gast des Hotels, der Engländer Lord Sidney, verzehrt sich derweil vor Liebe nach Corinna. Auch der Chevalier Belfiore hat ein Auge auf die ätherische Sängerin geworfen und will sie mit seinem französischen Charme erobern. Sie weist ihn jedoch entschieden zurück. Fertig zur Abreise versammelt Don Profondo die Hotelgäste und ihr Gepäck. Doch die plötzlich eintreffende Nachricht, dass keine Pferde zur Verfügung stehen, macht alle Reisepläne zunichte. Der Wahrheit ins Auge blickend erkennt die Reisegesellschaft: Sie sitzen hier fest und werden die Krönung verpassen! Erst ein Brief, den Madame Cortese von ihrem Ehemann erhält, kann ein wenig Linderung bringen: Im Anschluss an die Krönung in Reims wird es eine ganze Woche mit Festivitäten in der Hauptstadt geben, in der alle mitfeiern können, die nicht in Reims dabei sein konnten. Sofort bietet die Gräfin von Folleville an, alle in ihrem Haus in Paris zu beherbergen. Erleichtert beschließt die Gesellschaft, den Abend mit einem ausgelassenen Bankett zu Ehren des Monarchen zu begehen und am Folgetag weiter nach Paris zu reisen. Auch die Marquise Melibea versöhnt sich mit dem Grafen Libenskof und lässt sich von seinen Liebebeschwörungen wieder für ihn einnehmen. Mit Hymnen und Liedern aus ihren Heimatländern feiern die Gäste ausgelassen: »Es lebe der neue Herrscher!« 

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Making-of

Il viaggio a Reims – Making-of (1)

In der Regie von Laura Scozzi gelangt mit Il viaggio a Reims/Die Reise nach Reims ein lange Zeit verschollenes Stück Gioachino Rossinis zur Dresdner Erstaufführung. Die italienische Regisseurin lebt seit vielen Jahrzehnten in Frankreich und inszeniert vorrangig in Deutschland. Bekannt ist sie dabei für ihre ebenso scharfsinnigen wie humorvollen Interpretationen und ihre Fähigkeit, Doppelbödiges sicht- und erlebbar zu machen. Rossinis komische Oper als Spiegel der Gesellschaft ist für heutige Zuschauer sicher weniger leicht dechiffrierbar als zur Zeit ihrer Uraufführung, der Kosmos Europa als reales wie symbolisches Gebilde ist ungleich komplexer geworden. Doch genau dieser Brückenschlag ins 21. Jahrhundert ist essentiell für Scozzis Lesart des Werkes: Ich möchte Europa nicht als historisches Museum zeigen, in dem ich mit Umständen arbeite, die mit uns heute gar nichts mehr zu tun haben. Ich bin keine Museumswärterin, sondern Regisseurin und sehe es als meine Aufgabe, die zeitlosen Fragen zum Thema Europa, die in Rossinis Stück stecken, und die heutige Situation in den Mittelpunkt meiner Betrachtung zu rücken.
Making-of

Il viaggio a Reims – Making-of (2)

Regisseurin Laura Scozzi siedelt ihre aktuelle Inszenierung mitten im Herzen Europas an, im Europäischen Parlament in Brüssel. Kostümbildnerin Fanny Brouste kleidet die Sänger*innen entsprechend ein – und lässt die politischen Akteure des heutigen Europas auf der Bühne erstehen, modelliert von unseren Maskenbildner*innen. Seit 1984 wird Il viaggio a Reims/Die Reise nach Reims wieder in ihrer Ursprungsform gespielt und verrät dem Zuschauer viel über die großen Veränderungen Europas seit 1825 – aber auch viel darüber, was sich nicht verändert hat.
Making-of

Il viaggio a Reims – Making-of (3)

Das Bühnenbild von Il viaggio a Reims/Die Reise nach Reims steht in der Inszenierung von Laura Scozzi auf einer Drehscheibe. Für den Aufzug im Bühnenbild muss daher ein separater Antrieb konstruiert werden, da sich die Obermaschinerie hierfür nicht nutzen lässt – und der sollte im Bühnenbild möglichst nicht zu sehen sein.
Making-of

Il viaggio a Reims – Making-of (4)

Rossinis Kompositionen sind temperamentvoll, müssen auf der Bühne leicht wirken, sind aber technisch sehr anspruchsvoll. Also die perfekte Musik für die Sopranistin Elena Gorshunova, die in der Neuproduktion Il viaggio a Reims/Die Reise nach Reims die Partie der Corinna singen wird.
Stücktrailer

Il viaggio a Reims / Die Reise nach Reims

Europa 1825: Eine Gruppe adliger Reisender aus ganz Europa strandet mangels Pferden auf dem Weg zur Krönung Karls X. von Frankreich in einem Luxushotel in der Nähe von Reims. Schon bald brechen sich Liebeshändel, Intrigen, verborgene Absichten und Eifersüchteleien zwischen den Parteien Bahn. Doch Not macht erfinderisch und schweißt zusammen: Am Ende feiern alle ein gemeinsames Frieden stiftendes Fest. Gioachino Rossinis szenische Kantate entstand 1825 aus Anlass der Krönungsfeierlichkeiten für Karl X. in Paris. Das musikalisch vielfarbige, hochvirtuose Satire-Stück versammelte vor den Augen des Herrschers in einer scheinbar harmlosen Hotel-Situation die politischen Mächte Europas in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der ebenso humorvollen wie bitterernsten Inszenierung von Laura Scozzi werden aus den europäischen Adligen Politiker der Europäischen Union, die gemäß dem Motto der EU In Vielfalt geeint versuchen, ihre Interessen unter einen Hut zu bekommen. Sie treffen sich mitten im Herzen Europas: In der Europäischen Kommission in Brüssel.

Werkeinführung

Gioachino Rossinis komische Oper entstand aus Anlass der Krönung Karls des X. von Frankreich 1825. Die Krönung selbst steht im Mittelpunkt der Handlung bzw. die verhinderte Reise einer Handvoll Adliger aus ganz Europa an den Krönungsort Reims. Dramaturgin Juliane Schunke gibt Einblicke in die ebenso humorvolle wie bitterernste Inszenierung von Laura Scozzi aus dem Jahr 2019.