Junge Szene

Pinocchio – Es war einmal ein Stück Holz

Simone Fontanelli

Eine musikalische Erzählung für Erzähler und Klarinette nach dem Märchen von Carlo Collodi

Premiere 20. Dezember 2020

Stück-Info

Mit den Worten »Es war einmal ein Stück Holz« beginnt die Geschichte von der vorwitzigen Holzpuppe Pinocchio, deren größter Wunsch es ist, ein richtiger Junge zu werden. Geschnitzt von dem alten, gutmütigen Gepetto macht er sich auf in die Welt. Eine gute Fee will ihm gern dabei helfen, seinen Traum zu erfüllen, aber immer wieder kommt Pinocchio dabei etwas dazwischen – meistens er selbst. Der italienische Komponist Simone Fontanelli fasst das berühmteste Märchen seines Heimatlandes in eine musikalische Erzählung für Sprecher und Klarinette. Mit Robert Oberaigner, Soloklarinettist der Sächsischen Staatskapelle Dresden und »Mr. Löwenzahn« Guido Hammesfahr als Erzähler, stehen zwei erfahrene Musiker und Geschichtenerzähler auf der Bühne von Semper Zwei, denn beide haben das mittlerweile in fünf Sprachen übersetzte Stück bereits 2011 in Köln zur Uraufführung gebracht. In knappen 45 Minuten verwandeln die beiden Künstler mit den Klängen der Klarinette, den Worten der Erzählung und natürlich durch die Fantasie des Publikums Semper Zwei zunächst in Gepettos Werkstatt, später dann Pinocchio Klassenzimmer und in das Schlaraffenland, in dem sich Pinocchio gleich mal in einen Esel verwandelt, bevor er ganz am Ende im Bauch eines Walfischs sein Väterchen Gepetto wiederfindet und endlich ein richtiger Junge wird.

Gespräch

Pinocchio – »Es war einmal ein Stück Holz«

Der italienische Komponist Simone Fontanelli fasst das berühmteste Märchen seines Heimatlandes in eine musikalische Erzählung für Sprecher und Klarinette – ein Gespräch mit Robert Oberaigner, Soloklarinettist der Sächsischen Staatskapelle Dresden und »Mr. Löwenzahn« Guido Hammesfahr

Mit den Worten »Es war einmal ein Stück Holz« beginnt die Geschichte von der vorwitzigen Holzpuppe Pinocchio, deren größter Wunsch es ist, ein richtiger Junge zu werden. Die Anfangszeilen der Geschichte sind auch der Titel eines 2007 uraufgeführten Solostücks für Klarinette des italienischen Komponisten Simone Fontanelli. »Daraus entstand ganz schnell die Idee, ein Stück für Erzähler und Klarinette zu erarbeiten«, erzählt Robert Oberaigner. »Ich sah darin eine wunderbar spielerische Möglichkeit, Kindern zeitgenössische Musik näherzubringen. Die Musik untermalt, begleitet, interpretiert die Geschichte, vorgetragen durch einen Schauspieler. Es sollte explizit nicht gesungen, sondern ›erzählt‹ werden mit den Mitteln der Sprache und der Musik.« 2011 feierte die musikalische Erzählung mit Robert Oberaigner und Guido Hammesfahr ihre Uraufführung in Köln und ist seitdem erfolgreich in ganz Europa und in mittlerweile fünf weiteren Sprachen unterwegs.

Für Guido Hammesfahr, der seit 14 Jahren erfolgreich als Fritz Fuchs in der Kinderfernsehsendung »Löwenzahn« vor der Kamera steht, ist das Agieren auf einer Theaterbühne immer wieder etwas Besonderes. »Das Großartige ist, dass das alles so lebendig ist. Man spürt sofort die Reaktionen der Zuschauer«, beschreibt er dieses Gefühl. »Ich liebe es, den Menschen Geschichten zu erzählen und das Publikum damit direkt anzusprechen und zu berühren. Ich selbst habe durch eine Dokumentation über einen chinesischen Geschichtenerzähler, der von Dorf zu Dorf zieht, die Erfahrung gemacht, wie sehr man mit dem Erzählen einer Geschichte das Publikum bannen kann. Wenn man es schafft, bei den Zuhörern, auch den Erwachsenen, das Kind im Inneren anzusprechen, zu begeistern, dann sind das für mich die magischsten Momente. Und bei ›Pinocchio‹ kommt neben der Erzählung noch diese großartige Musik dazu, die begleitet, illustriert und das ausdrückt, was Sprache nicht zu vermitteln weiß.«

Und die Textvorlage bietet viele Möglichkeiten für musikalische und szenische Aktionen. Beiden Künstlern war die Geschichte von Pinocchio schon als Kind vor allem durch die in den 70er Jahren bekannte Trickfilmserie bekannt, »ein bisschen gruselig und zum Teil gar nicht so kindlich«, meint Robert Oberaigner, »aber auch mit ganz viel Behutsamkeit und Menschlichkeit «, ergänzt Guido Hammesfahr. Für beide ist eine der berührendsten Szenen der Geschichte, wenn Pinocchio Gepetto im Bauch des Walfischs wiedertrifft und er sich plötzlich ohne Mühe, nur durch die Zuwendung zu seinem Vater schließlich wirklich in einen Menschen aus Fleisch und Blut verwandelt.

Auch musikalisch hat der Komponist diese Szene sehr atmosphärisch gefasst. »Wenn Pinocchio im Bauch des Walfischs die brennende Kerze entdeckt und sich darauf zubewegt, hat der Komponist der Klarinette zwei klingende Töne gegeben als Illustration für das Wunderbare des Kerzenlichts. Die Musik illustriert an vielen Stellen das Geschehen wie zum Beispiel bei der wundersamen Verwandlung Pinocchios in einen Esel, begleitet die Aktionen der Figuren und vermittelt deren Emotionen.«

Die anspruchsvolle Komposition Simone Fontanellis braucht eine genaue Absprache zwischen Sprecher und Instrumentalist: »Auch, wenn es nicht so wirkt, so ist das ganze Stück doch genau auskomponiert und wir müssen das gut üben, damit es leicht wirkt und die Sprache des Erzählers ganz natürlich fließt«, legt Robert Oberaigner dar. »Text und Musik passen genau zueinander. Manchmal muss der Erzähler auch konkret dem Rhythmus der Klarinette folgen, bestimmte ›Treffpunkte‹ einhalten, damit man am Ende zur selben Zeit ankommt.« Auch für den Erzähler ist das Ganze eine sehr musikalische Angelegenheit: »Sprechen hat ja per sehr viel mit Musik zu tun, Sprachrhythmus, Sprachmelodie und man muss immer aufeinander hören und nimmt den Fluss voneinander ab. Darüber verbinden sich Sprache und Musik zu einem Ganzen. 

Das Gespräch führte Juliane Schunke

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