Eine einzige Nacht verwandelt die Stadt Paris in ein Totenhaus: In der Bartholomäusnacht 1572 ermorden die französischen Katholiken tausende ihrer Mitbürger, die als Hugenotten dem neuen Glauben der Reformation angehören.

Opéra in fünf Akten
Text von Eugène Scribe und Émile Deschamps

In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Premiere
29. Juni 2019

Kurz gefasst

Eine einzige Nacht verwandelt die Stadt Paris in ein Totenhaus: In der Bartholomäusnacht 1572 ermorden die französischen Katholiken tausende ihrer Mitbürger, die als Hugenotten dem neuen Glauben der Reformation angehören. 260 Jahre später bringt Giacomo Meyerbeer in seiner Oper »Die Hugenotten« die Ereignisse auf die Bühne. Mit der Liebesgeschichte zwischen dem Hugenotten Raoul und der Katholikin Valentine führt er vor, wie ein religiöser Konflikt eskaliert und schließlich zu einem Massaker führt, in dem selbst familiäre Bindungen nicht mehr zählen. Meyerbeers 1836 uraufgeführte Oper »Die Hugenotten« ist ein Schlüsselwerk der Oper des 19. Jahrhunderts, verschwand jedoch nach dem 1. Weltkrieg weitgehend von den Spielplänen. Regisseur Peter Konwitschny zeigt in seiner Inszenierung von »Die Hugenotten«, wie religiöse Konflikte eine Gesellschaft nach und nach zerstören und das Miteinander-Leben unmöglich machen. 

Handlung

Frankreich im Jahr 1572. Das Land ist religiös gespalten in das Lager der Katholiken und das der Hugenotten, der Anhänger der Reformation. Um den Frieden wieder herzustellen, wird Marguerite, die Schwester des katholischen Königs Karl IX. von Frankreich, mit dem hugenottischen Prinzen Henri, König von Navarra, verheiratet.

Erstes Bild
In der Provinz feiern katholische Adelige ein wildes Fest beim Grafen Nevers. Anlässlich der Friedensbemühungen ist erstmals ein Hugenotte eingeladen, der junge Raoul de Nangis. Raoul hat am Tag zuvor eine Frau vor Randalierern gerettet und sich in sie verliebt, ohne ihren Namen zu kennen. Ungebeten erscheint Marcel, Raouls alter Diener. Er provoziert die betrunkenen Herren mit einem hugenottischen Kampfchoral. Nevers muss die Party für kurze Zeit verlassen, weil eine unbekannte Frau ihn sprechen will. Neugierig beobachten die Männer das Rendezvous durch ein Schlüsselloch. Als auch Raoul die vermeintliche Mätresse des Frauenhelden Nevers begutachten will, erkennt er schockiert seine Geliebte. – Tatsächlich aber ist die Katholikin Valentine zu Nevers gekommen, um ihrer beider Verlobung zu lösen, weil auch sie sich in Raoul verliebt hat. – Kaum ist Nevers zurück auf dem Fest, überbringt der Page Urbain eine mysteriöse Einladung an Raoul. Plötzlich wird der hugenottische Außenseiter, der als einziger nicht begreift, dass die Einladung von der Königin Marguerite stammt, zum Star des Abends.

Zweites Bild
Marguerite möchte den Frieden zwischen Katholiken und Hugenotten durch eine weitere Hochzeit festigen: Ihre Hofdame Valentine soll den Hugenotten Raoul heiraten. Während ihres Bades nimmt sie ihm das Versprechen ab, die Unbekannte zu heiraten, die sie ihm zuführen wird. Raoul ist von seiner Gastgeberin entzückt. Vor den Augen der Hofgesellschaft lässt Marguerite Valentines Vater St. Bris, Raoul und Nevers einen Friedensvertrag unterschreiben. Dann wird die verschleierte Braut Valentine hereingeführt. Als aber Raoul in ihr die vermeintliche Mätresse Nevers erkennt, lehnt er die Braut ab und brüskiert so die Katholiken. Marguerite kann nur mit Mühe verhindern, dass Katholiken und Hugenotten aufeinander losgehen.

Drittes Bild
Während katholische Studenten mit Grisetten ihren Sonntag feiern, stören hugenottische Soldaten sie im Biergarten mit wilden Kriegsliedern. Die gegenseitigen Provokationen werden von Marcel unterbunden. In einer Kirche nebenan wurde Valentine gerade von ihrem Vater St. Bris mit Nevers verheiratet. Marcel überbringt St. Bris die Duellforderung des gekränkten Raoul. St. Bris nimmt die Forderung freudig an. Er schmiedet mit dem Katholiken Maurevert ein Komplott, um Raoul beim Duell zu töten. Valentine, die Raoul immer noch liebt, hat den Plan ihres Vaters belauscht und bittet Marcel, seinen Herrn zu warnen. Doch es ist zu spät, das Duell hat schon begonnen. Um den Mördern zuvorzukommen, ruft Marcel die anderen Hugenotten mit seinem Choral zur Hilfe, St. Bris ruft die katholischen Studenten. Beide Parteien gehen ungebremst aufeinander los. Von der verzweifelten Valentine gerufen, kann Marguerite der Prügelei Einhalt gebieten. Marguerites Verhör klärt endlich Raouls Missverständnis auf. Voller Reue bittet er nun um die Hand Valentines. Höhnisch weist St. Bris auf den Ehemann Nevers.

Viertes Bild
Raoul hat sich zu Valentine geschlichen. Doch bevor die beiden sich aussprechen können, muss sie ihn verstecken, denn die führenden Katholiken kommen zu einer Geheimversammlung ins Haus. Persönlich befiehlt Königinmutter Catherine de Médicis, die ketzerischen Hugenotten im Namen Gottes auszurotten. Nevers, der sich als einziger weigert, ist das erste Opfer. Mit kirchlichem Segen werden alle auf den Massenmord eingeschworen. – Raoul will seine Glaubensgenossen warnen. Valentine fleht ihn an, sich nicht in Gefahr zu bringen, doch nicht einmal ihr Liebesgeständnis kann ihn mehr aufhalten. Verstört folgt sie ihm in die Bartholomäusnacht.

Fünftes Bild
Das Massaker ist in vollem Gange. Zwischen den Leichen finden sich Valentine, Raoul und Marcel. Im Sterben singen einige Frauen ein letztes Mal den hugenottischen Choral. Valentine tritt zum hugenottischen Glauben über und wird von Marcel mit Raoul verheiratet. Die katholischen Mordkommandos kommen zurück. St. Bris selbst gibt den Befehl, die letzten Hugenotten zu erschießen.

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Making-of

Les Huguenots – Making-of (1)

Wiederentdeckung eines Meisterwerks: Regisseur Peter Konwitschny inszeniert Giacomo Meyerbeers Les Huguenots/Die Hugenotten. Meyerbeers 1836 uraufgeführte Oper war ein Erfolgsstück des 19. Jahrhunderts, das allein an der heutigen Opéra national de Paris bis zum Ersten Weltkrieg mehr als 900 Aufführungen erlebte. Im Zentrum der Oper steht die Auseinandersetzung zwischen den französischen Protestanten und der katholischen Mehrheit der Bevölkerung im 16. Jahrhundert. Für die Rückkehr dieses Meisterwerkes des 19. Jahrhunderts hat Intendant Peter Theiler einen Regisseur gewonnen, der mit dieser Inszenierung auch selbst an die Semperoper zurückkehrt: Peter Konwitschny erarbeitete an der Semperoper sieben Inszenierungen, von denen Tannhäuser immer noch auf dem Spielplan steht. 
Making-of

Les Huguenots – Making-of (2)

Das Bühnenbild für Les Huguenots/Die Hugenotten, entworfen von Johannes Leiacker, greift das Wandbild Das Abendmahl auf – in unserem Malsaal lässt Theatermalerin Romy Krüger also gerade einen da Vinci entstehen! 
Making-of

Les Huguenots – Making-of (3)

Ohne Meyerbeer gäbe es Carmen oder die Werke vor allem des späten Richard Wagner nicht in der Form, wie wir sie kennen. Sagt Stefan Soltész, Musikalischer Leiter von Les Huguenots/Die Hugenotten, in unserem 3. Making-of.
Making-of

Les Huguenots – Making-of (4)

So berühmt Les Huguenots / Die Hugenotten im 19. Jahrhundert war, so berüchtigt ist das Werk wegen seiner anspruchsvollen Gesangspartien. Venera Gimadieva, die in der Semperoper als Lucia di Lammermoor und als Violetta in La traviata Erfolge feierte, singt in der Neuinszenierung erstmals die Marguerite; die amerikanische Sopranistin Jennifer Rowley, die in der Semperoper bereits als Tosca zu erleben war, gibt ihr Rollendebüt als Valentine.
Stücktrailer

Les Huguenots / Die Hugenotten

Eine einzige Nacht verwandelt die Stadt Paris in ein Totenhaus: In der Bartholomäusnacht 1572 ermorden die französischen Katholiken tausende ihrer Mitbürger, die als Hugenotten dem neuen Glauben der Reformation angehören. 260 Jahre später bringt Giacomo Meyerbeer in seiner Oper Die Hugenotten die Ereignisse auf die Bühne. Mit der Liebesgeschichte zwischen dem Hugenotten Raoul und der Katholikin Valentine führt er vor, wie ein religiöser Konflikt eskaliert und schließlich zu einem Massaker führt, in dem selbst familiäre Bindungen nicht mehr zählen. Meyerbeers 1836 uraufgeführte Oper Die Hugenotten ist ein Schlüsselwerk der Oper des 19. Jahrhunderts, verschwand jedoch nach dem 1. Weltkrieg weitgehend von den Spielplänen. Regisseur Peter Konwitschny zeigt in seiner Inszenierung von Die Hugenotten, wie religiöse Konflikte eine Gesellschaft nach und nach zerstören und das Miteinander-Leben unmöglich machen. 

Werkeinführung

Mit der fünfaktigen Grand opéra Les Huguenots wird 1836 zum ersten Mal die Bartholomäusnacht als Opernstoff adaptiert. Peter Konwitschnys Inszenierung aus dem Jahr 2019 strafft die Handlung und konzentriert sich auf den Konflikt der Hauptfiguren, der persönliches Schicksal und Politik miteinander verknüpft. Mehr darüber erfahren Sie in der Einführung vom Dramaturgen Kai Weßler.