Semperoper Dresden

Übermalungen von Gerhard Richter

Künstlerisches Konzept zur Premierenpräsentation 2019/20

Für die Gestaltung der Premierenmotive der Saison 2019/20 konnte die Semperoper Dresden Arbeiten eines der weltweit namhaftesten und bedeutendsten Künstlers einsetzen: Gerhard Richter. Gemeinsam mit dem Gerhard Richter Archiv Dresden wählte die Semperoper überwiegend Arbeiten aus dem OEuvre der Übermalten Fotografien und Bilder von Gerhard Richter aus, die die Spielzeit u. a. im Jahresheft, in Plakatmotiven, Anzeigenmotiven und auf der Website begleiten werden. Die Übermalten Fotografien und Bilder wirken in ihrer Plastizität fast dreidimensional und geben damit zu jeder Premiere einen unverwechselbaren, eindrücklichen, oftmals überraschenden Kommentar.

Nach anfänglichen abstrakten Bildern in Anlehnung an Jean Fautrier und Alberto Giacometti, hatte Gerhard Richter Ende 1962 Fotografien aus privaten Familienalben und Reproduktionen aus Illustrierten und Zeitungen als Vorlagen für seine Malerei entdeckt. Diese Motive boten ihm damals die Möglichkeit in Abkehr von der Dominanz abstrakter Kunst eine eigenständige figurative Bildsprache zu realisieren. Mit den Vorhang-Bildern und Farbtafeln entstanden ab 1965 neue abstrakte Bilder. Dieser Wechsel und Dualismus gegenständlicher und abstrakter Werkgruppen von grauen Fotobildern, abstrakten Vermalungen, romantischen Landschaften, grauen Monochromien, See- und Wolkenstücken, großformatigen farbigen Abstrakten Bildern und Glasobjekten ist charakteristisch für die Kunst von Gerhard Richter.

In den Übermalten Fotografien von meist 10 x 15 cm bringt Richter diesen scheinbaren Widerspruch auf den Punkt. Die Werkgruppe entsteht seit 1989 parallel zu der Arbeit an den großformatigen Gemälden. In den Übermalten Fotografien fügen sich das illusionistische Abbild in der Fotografie und die Materialität der Farbe immer zu überraschenden mehrschichtigen Bildern zusammen. Die Figuren- oder Landschaftsdarstellungen gehen hier mit der abstrakten Farbe eine Symbiose ein, bei der beide Bildebenen einen harten Kontrast oder eine ununterscheidbare neue visuelle Einheit bilden können.

Gerhard Richter

Gerhard Richter wurde 1932 in Dresden geboren. Hier studierte er von 1951 bis 1956 an der Hochschule für Bildende Künste und schloss seine Ausbildung mit einem Wandbild im Deutschen Hygiene-Museum Dresden ab. In den folgenden Jahren arbeitete er als freier Künstler und realisierte mehrere Aufträge für Wandbilder. Im Frühjahr 1961 flüchtete er gemeinsam mit seiner Frau Ema über Berlin nach Westdeutschland und begann ein erneutes Studium an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. 1963 gründete er mit seinen Mitstudenten Manfred Kuttner, Konrad Lueg und Sigmar Polke die Gruppe des Kapitalistischen Realismus, als eine westdeutsche Variante der amerikanischen Pop Art, aber auch eine Ironisierung des ostdeutschen Sozialistischen Realismus.

Gerhard Richter gilt heute als der weltweit bedeutendste und einflussreichste Maler. Seine Bilder sind in den wichtigsten Museen und privaten Sammlungen vertreten. Retrospektiven seines Werkes fanden in den vergangenen Jahren in Museen in London, Berlin, Paris, Prag, Brisbane und Potsdam statt. Seit 2006 befindet sich bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden das Gerhard Richter Archiv.

Gerhard Richter lebt und arbeitet in Köln.

Mehr zum Künstler und dessen Werk unter gerhard-richter.com

Spielzeitheft 2019/20

Die Spielzeit 2019/20 ausführlich vorgestellt.

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