Semperoper Dresden

Fotografien von Thomas Ruff

Künstlerisches Konzept zur Premierenpräsentation 2021/22

Mit Beginn der Intendanz Peter Theilers zur Spielzeit 2018/19 wurde für alle Kommunikationsmittel der Semperoper Dresden in Form von Print- und Online-Publikationen ein neues Corporate Design eingesetzt, deren visuelle Neuorientierung im Relaunch der Webseite und des Monatsspielplans in der Spielzeit 2019/20 ihren Abschluss fand. In der von der Fachwelt aufmerksam wahrgenommen Gestaltungsrichtlinie steht seither die Idee zur Umsetzung einer individuellen künstlerischen Linie für die Premierenkommunikation durch Kooperation mit zeitgenössischen Künstler*innen im Zentrum.

Nach Andreas Mühe, Gerhard Richter und Cornelius Völker konnte mit dem deutschen Fotografen Thomas Ruff ein weiterer international herausragender Künstler dazu gewonnen werden, der Semperoper eine Auswahl aus dem Oeuvre für die Gestaltung der Spielzeit-Premierenmotive zur Verfügung zu stellen und damit dem hohen künstlerischen Anspruch der Dresdner Opernneuproduktionen 2021/22 einen adäquaten visuellen Ausdruck in der öffentlichen Kommunikation zu verleihen. 

Thomas Ruff darf zu den bedeutendsten Künstler*innen seiner Generation als prominenter Vertreter der Düsseldorfer Kunstakademie gezählt werden. Thomas Ruffs Reputation in der Kunstwelt liegt nicht zuletzt in seiner sehr konkreten Auseinandersetzung und Sezierung von Sehgewohnheiten begründet, wenn er in seinen monumentalen Fotoserien von Alltagsgegenständen, Interieurs, aber auch Bildbearbeitungen aus Magazinen, Archiven, Zeitungen und Sammlungen den Wahrheitsanspruch traditioneller Abbildungsgattungen in Frage stellt. 

Bereits in den frühen 1980er Jahren erlangte Ruff als Student in der Klasse von Bernd und Hilla Becher durch seine Fotoserien »Portraits« und »Interieurs« Aufmerksamkeit in der Kunstszene, insbesondere durch eine kühl-distanzierte Aufnahme- und Lichttechnik, mit der er die scheinbare Alltäglichkeit dargestellter Personen und Gegenstände in klarer Bildsprache fasst. Es folgten in seinem Schaffen so bahnbrechende Serien, wie »Sterne«, bei der der Fotograf Negative aus dem Archiv der Europäischen Südsternwarte verwendete und »Cassini«, entstanden aus bearbeiteten NASA-Weltraumbildern, oder die der auf gewaltige Formate aufgeblähten digitalen »jpges«, die seine frühen gestochen scharfen Arbeiten kontrastierten und die Bilder in ihren Bildpunkten, den Pixeln wie durch ein Brennglas sezieren. 

Als Professor für Fotographie leitet Thomas Ruff Anfang der 2000 Jahre in der Nachfolge von Bernd und Hilla Becher die Klasse für Fotografie der Kunstakademie Düsseldorf, die sich unter dem Begriff »Düsseldorfer Fotoschule« in der Kategorie Fotokunst einen Namen macht. Der vielfach ausgezeichnete Fotograf, dessen Arbeiten zahllose internationale Ausstellungen und höchst geschätzte Galerien weltweit bereichern, lebt und arbeitet heute in Düsseldorf. 

Für die Auswahl Ruffs als für die Gestaltung der Premierenmotive 2021/22 kooperierender Künstler sprechen seine bei aller Heterogenität der Werkgruppen stets stimmigen Bildzyklen, aus denen die Semperoper für ihr Premierenportfolio in jeder seiner Schaffensphasen ein passendes Motiv zu entdecken vermochte. Das Werk dieses weiteren außerordentlichen Künstlers für die Konzeption und Gestaltung der neuen Premieren-Plakatserie in der Spielzeit 2021/22 nutzen und damit erneut die Bereiche Musiktheater, Tanz und Bildende Kunst auf höchstem Niveau in Einklang bringen zu dürfen, erfüllt die Semperoper mit besonderer Freude und größtem Dank.

Thomas Ruff

Thomas Ruff (geb. 1958 in Zell am Harmersbach) studierte von 1977 bis 1985 an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Bernd und Hilla Becher. Von 2000 bis 2006 leitete er dort als Professor die Klasse für Fotografie. Mit seiner ersten größeren Einzelausstellung, die 1989/90 im Stedelijk Museum, Amsterdam, im Magasin in Grenoble und in der Kunsthalle Zürich stattfand, erlangte er internationale Aufmerksamkeit. 1992 nahm er an der Documenta IX teil und stellte 1995 im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig aus. Seit Ende der 1980er Jahre war er weltweit in zahllosen Einzel- und Gruppenausstellungen präsent. Die erste retrospektiv angelegte Einzelausstellung fand 2001 in der Kunsthalle Baden- Baden statt und reiste dann bis 2004 in viele europäische Ausstellungshäuser. Weitere wichtige Einzelausstellungen folgten im Haus der Kunst (2012), im National Museum of Modern Art, Tokyo und dem 21st Century Museum of Contemporary Art (2016), in der Whitechapel Gallery in London (2017) und zuletzt im K20, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf (2020). Thomas Ruff lebt und arbeitet in Düsseldorf. 

Spielzeitheft 2021/22

Die Spielzeit 2021/22 ausführlich vorgestellt.

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