100 Jahre Intermezzo

Am Abend des 4. November 1924 schlug der Puls der gehobenen Dresdner Gesellschaft erwartungsvoll höher, als der weltberühmte Tondichter Richard Strauss mit Gattin Pauline, selbst eine gefeierte Sopranistin, vom Grandhotel Bellevue am Theaterplatz zum Dresdner Schauspielhaus aufbrach, um höchstpersönlich der Uraufführung seines neuesten Werkes beizuwohnen. Unter der Musikalischen Leitung von Strauss’ engem Vertrauten Fritz Busch am Pult der Sächsischen Staatskapelle erklang wenig später erstmals mit Intermezzo ein Werk, das in jeder Beziehung in der Opernwelt seinesgleichen sucht – beschreibt die Oper doch eine pikante autobiografische Episode aus dem Leben des Komponisten-Ehepaars! Und wer, wenn nicht der Komponist des u.a. Rosenkavalier könnte mit solch einzigartiger Leichtigkeit, mit Humor und Raffinesse diese innovative Kombination aus Musik und Alltagsrealität vertonen? Strauss selbst, der nach seinem Guntram erneut das Libretto für seine eigene Oper schrieb, bezeichnete das Werk auch als „bürgerliche Komödie mit sinfonischen Zwischenspielen“.

Dementsprechend freute sich das Publikum über das für die damalige Opernwelt Frische und Ungewohnte der Oper, dies sich keinem festen Genre zuordnen ließ. Besonders begeisterten der realistische und humorvolle Blick in einen großbürgerlichen Ehealltag, was allerdings auch einen Bruch zu den dramatischeren Stoffen früherer Strauss-Opern bedeutete, im Zusammenklang mit der von Strauss’ gewohnten Raffinesse der Partitur und seiner Fähigkeit, selbst Alltagsmomente mit musikalischer Tiefe zu vertonen – wie ein erstmals auf der Opernbühne gespielter Skatabend. Musikzeitschriften und Tageszeitungen, wie der Berliner Börsen-Courier oder die Neue Zeitschrift für Musik, berichteten ausführlich über das kulturelle und gesellschaftliche Großereignis. So verkündetet u.a.  die Dresdner Volkszeitung: „Der Abend gestaltete sich zu einem seltenen, glänzenden Ereignis, an dem Werk und Wiedergabe gleichen Anteil hatten – zu einem neuen Triumph für den Komponisten Strauss“, und das Neue Wiener Tagblatt meinte sogar „Es ist viel Humor in dem neuen Stück. Und wenn man die vielen Witze, den Frohsinn usw. in Rechnung zieht, glaubt man kaum, dass Strauss es jemals anders gekonnt hätte.“  Mehr zu der ereignisreichen Uraufführung ist in der Ausstellung zu erfahren, die das Historische Archiv der Sächsischen Staatstheater anlässlich des 100. Jubiläums der Uraufführung von Intermezzo im Foyer der Semperoper gestaltet hat. Doch den wohl schönsten Eindruck von Richard Strauss’ leichtfüßig erscheinender und doch höchst anspruchsvoller Oper bietet sich noch bis 9. Dezember 2024 beim Besuch von Intermezzo in der Semperoper.

Damals vs. Heute

1924

2024

Szenenbilder Intermezzo Uraufführung 1924 © Ursula Richter
Inszenierung – Alois Mora
Bühnenbild – Adolf Mahnke & Georg Brandt
Kostüme aus dem Atelier Hirsch & Co. in Dresden 

Szenenbilder Intermezzo 2024 © Semperoper Dresden/Monika Rittershaus
Inszenierung – Axel Ranisch
Bühnenbild – Saskia Wunsch
Kostüme – Alfred Mayerhofer

Intermezzo

Premiere am 1. November 2024
Vorstellungen: 4., 8., 21., 24. November 2024 &
4., 9. Dezember 2024

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