Das Neue Jahr musikalisch beginnen!

Die Semperoper im Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen 2026

Ein neues Jahr beginnt und mit ihm erneut die Chance, die Welt umso mehr mit offenen Augen und gespitzten Ohren wahrzunehmen. Denn so facettenreich wie die Menschen ist Geschichte, Kultur und Vielfalt: nicht nur bunt und laut, sondern bisweilen trotz Pauken und Trompeten erstaunlich leise, zart und verletzlich.

Am 14. Dezember 2025 wurde in Chemnitz anlässlich der Chanukka-Feier mit dem Entzünden der ersten Kerze auf dem neunarmigen Leuchter Channukia ein besonderes Festjahr eröffnet: Unter dem Titel Tacheles – Das Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen ist dann im gesamten Freistaat ein vielfältiges Programm von über 350 Veranstaltungen zum Hinsehen, Zuhören, Mitmachen, Entdecken und Aufmerken zu erleben. 

Die Semperoper Dresden greift diesen Impuls auf und präsentiert am 28. Mai 2026 Hans Karl Breslauers Stummfilm Die Stadt ohne Juden (1924), begleitet von der kompromisslosen Musik Olga Neuwirths, interpretiert vom Ensemble PHACE, geleitet von Nacho de Paz. Mit fast prophetischer Klarheit zeigt dieses cineastisch wie musikalisch eindringliche Werk, wie absurd und verheerend der Verlust von Vielfalt für eine Stadt, für eine Gesellschaft, für uns alle ist. Die Lesung aus Hugo Bettauers gleichnamigem „Roman von übermorgen“ gestaltet der Schauspieler Jörg Schüttauf.

Ebenso bewegend erzählt die Neuproduktion von Francis Poulencs Oper Dialogues des Carmélites am Beispiel einer Schicksalsgemeinschaft von Glaube, Hoffnung und jener stillen Courage, die uns Menschen zusammenhält und selbst in dunkelsten Zeiten Trost verspricht. 

Im März stellt Richard Wagners großartiges Alterswerk und Bühnenweihfestspiel Parsifal, dirigiert von Daniele Gatti, die Frage nach individueller Erlösung - jedoch nicht als monumentale Verheißung, sondern als zutiefst menschliche Suche, tastend und zweifelnd im Unvollkommenen. 

Auch in der Semperoper sucht die Kunst Menschen zu inspirieren, zu entführen, manchmal auch zu provozieren und zu irritieren – aber immer zum Nachdenken und Miteinanderreden anzuregen. Möge dieses Neue Jahr für Sie und für uns zu einem Jahr werden, in dem wir bereit sind, uns erneut von Musik, Theater und Tanz berühren zu lassen – und das Hinsehen und Hinhören selbst zu einer Kunst werden zu lassen, die weit über den Opernsaal hinausreicht.