Figuren
Ein Netz aus Möglichkeiten
Zur Figurenkonstellation in »Die Gespenstersonate«
In der »Gespenstersonate« trifft ein Student auf ein Haus voller Menschen, die auf unterschiedlichste Weise miteinander in Verbindung stehen. In den Worten der Mumie sind sie durch »Verbrechen und Geheimnisse und Schuld« miteinander verbunden. Dabei sind diese Verhältnisse nicht nur vielschichtig, sie sind auch noch uneindeutig. Es sind nur wenige Beziehungen, die sich direkt zwischen zwei Personen ergeben und deren Richtigkeit im Laufe des Stücks bestätigt wird.
Das Publikum lernt viele der Charaktere zuerst durch die Wahrnehmung des Alten kennen. Bereits dabei wird deutlich, wie kompliziert die Verstrickungen der Charaktere sind. Der Student kommentiert: »Ich begreife nichts, es ist wie ein Märchen.« So beanspruchen zum Beispiel sowohl der Alte als auch der Oberst die Vaterschaft des Fräuleins für sich. Ebenso behaupten sowohl der Alte als auch der Diener Bengtsson, dass der jeweils andere bei ihm gedient hätte. Die Liebesbeziehungen sind von Machtwillen und finanziellen Abhängigkeiten überschattet, sodass nicht einmal diese als eindeutige Beziehungen gelten können.
Das Publikum muss sich selbst einen Reim darauf machen, eine wirkliche Klarstellung fehlt. Und nicht nur in den oben genannten Beispielen steht Aussage gegen Aussage. Die Grafik stellt die im Stück handelnden Figuren vor und skizziert die vielschichtigen Verstrickungen.
Ruth Fechner