Fidelio 1989
Die Premiere dieser Inszenierung fand am 7. Oktober 1989 in der Semperoper statt, während gleichzeitig auf dem Platz vor dem Theater und in der Innenstadt Zehntausende Dresdner unüberhörbar ihre Stimme erhoben für eine Welt ohne Gewalt und ohne Unterdrückung. Die Menschen in Dresden – wie auch in Leipzig, Berlin und in vielen anderen Orten – waren auf die Straße gegangen und setzten mit ihrem Willen nach einem Leben in Freiheit, nach Beendigung des unerträglich gewordenen Machtmissbrauchs in einem totalitären Staat erste deutliche Zeichen für die dann wenig später erfolgreiche friedliche Revolution. Zivilcourage stellte sich den Schrecken, den Grausamkeiten einer historisch überlebten Staatsmacht mit ihrem System der Bespitzelung und Überwachung jeglichen freiheitlich-demokratischen Denkens mutig entgegen.
Ein modernes Gefängnis mit mehrfach gezogenen Stacheldrähten und Hochsicherheitstrakt in Fidelio – Symbol für die Tage im Oktober/November 1989! Der Schrei nach Freiheit und Humanität – was für ein Zeitbezug in den Tagen vor der Wende! Welch ein bewegendes, beklemmendes Zeitereignis durch eine der Gegenwart verpflichtete Operninterpretation, die in geradezu atemberaubender Weise die innere Befindlichkeit von Interpreten und Zuschauern traf und nur zustande gekommen war, da die damaligen Kräfte der Staatssicherheit in jenen Tagen eine totale Überwachung schon nicht mehr vollziehen konnten! Nur eine Rückerinnerung, nur ein beeindruckendes Zeitdokument?
Fidelio – Jahre danach – ist beunruhigend geblieben bis auf den heutigen Tag. Die umfassende Verwirklichung humanistischer Ideale in Europa, in der Welt bleibt als Aufgabe, vermittelt durch die Aufführung Fidelio in der Sächsischen Staatsoper Dresden.