Rollendebüt als Konstanze
Ein kurzes Porträt über die Ausnahmekünstlerin Regula Mühlemann
Die Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann gehört seit einigen Jahren zu den führenden Sängerinnen ihrer Generation. Nachdem sie mehrmals in der Frauenkirche im Rahmen des ZDF-Adventskonzerts vom Dresdner Publikum bestaunt werden konnte und mit der Sächsischen Staatskapelle in Mahlers 4. und 8. Sinfonie aufgetreten ist, wird sie nun das erste Mal in einer Operninszenierung auf der Bühne der Semperoper zu erleben sein. Und noch mehr, sie bestreitet hier sogar ihr Rollendebüt als Konstanze in Die Entführung aus dem Serail. „Die Partie der Konstanze ist für mich ein Meilenstein. Ich kenne ja schon Mozarts Singspiel, da ich mehrmals die Blonde in verschiedenen Inszenierungen gesungen habe. Aber Konstanze bietet noch einmal ganz andere Herausforderungen. In Konstanze findet sich alles, was eine Sopranistin braucht. An Konstanze finde ich eine besondere Herausforderung, dass ihre beiden Arien im 2. Akt quasi unmittelbar nacheinander kommen. Diese Entwicklung musikalisch zu gestalten, ist eine wunderbare Aufgabe.“
Ihr Durchbruch gelang ihr spätestens als Ännchen in der Verfilmung von Carl Maria von Webers Der Freischütz aus dem Jahr 2010. Damals wohnte sie mehrere Wochen in Dresden und verliebte sich in das barocke Ambiente. „Wenn ich über die Augustusbrücke spaziere und dann das Panorama mit der Brühlschen Terrasse, dem Albertinum, der Kunstakademie, der Hofkirche und der Semperoper sehe, wer staunt hier nicht? Es ist unvergleichbar.“ Auf die Frage nach einem Lieblingsort nennt sie das Zschonergrundbad: „Es gibt noch so viele magische bezaubernde Orte in Dresden. Daher freue ich mich jedes Mal, wenn ich einen Auftritt in Dresden bestreiten darf.“

Regula Mühlemann © Shirley Suarez
Regula Mühlemann ist als gefragter Gast an den wichtigsten Opernhäusern zu erleben, wie am Opernhaus Zürich, am Teatro La Fenice in Venedig, an der Wiener Staatsoper, an der Bayerischen Staatsoper, an der Opéra national in Paris, am Teatro alla Scala in Mailand, an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, sowie bei den Salzburger Festspielen, beim Verbier und dem Lucerne Festival. Während sie ihre internationale Karriere mit einigen Mozart-Partien begann – Pamina (Die Zauberflöte), Ilia (Idomeneo), Blonde (Die Entführung aus dem Serail), Despina (Così fan tutte) und Susanna (Le nozze di Figaro) –, sucht die neugierige Sängerin nun vermehrt auch weitere Herausforderungen in der Romantik des 19. Jahrhunderts. So singt sie heute auch Adina (L’elisir d’amore), Marie (La fille du Régiment), Juliette (Roméo et Juliette), Sophie (Der Rosenkavalier), Adele (Die Fledermaus) und Gilda (Rigoletto). „Mozart zu singen, bereitet mir nach wie vor große Freude und ich werde hoffentlich nie damit aufhören. Ich glaube fest, dass die Konstanze die anspruchsvollste Mozart-Partie ist, die ich bisher gesungen habe.“
Regula Mühlemann ist mehrfach ausgezeichnet worden und gewann u.a. den Opus Klassik und ist nebst ihren Opernprojekten eine phänomenale Liedinterpretin – der Musikkritiker Jürgen Kerstin beschrieb ihre Stimme mit folgenden Worten: „Wie berückend schön die gleichsam aus Gold und Silber legierte Stimme klingt“ – und auch im Konzert auf den wichtigsten Bühnen mit den bedeutendsten Orchestern der Welt zu Hause. Dabei findet sie auch noch Zeit für mehrere CD-Einspielungen – ihr Debütalbum Mozart Arias gewann im Jahr 2017 den Preis der deutschen Schallplattenkritik.
Nun eröffnet die gebürtige Luzernerin ihre Spielzeit 2025/26 mit Konstanze an der Semperoper in der zwischen Orientalismus und Aufklärung oszillierenden farbenprächtigen Inszenierung des niederländischen Regisseurs und Bühnenbildners Michiel Dijkemas und wird sie mit der gleichen Partie – und übrigens fast dem gleichen Cast – an der Bayerischen Staatsoper im Juni beenden. (lacht) „Ja, das haben die Agentur und ich so geplant … für mich ist das genial, denn ich freue mich so sehr, mich in dieser Spielzeit intensiv mit der Figur der Konstanze auseinanderzusetzen und sie auf der Bühne zu spielen und zu singen.“
Benedikt Stampfli
Die Entführung aus dem Serail
Wolfgang Amadeus Mozart
Vorstellungen:
6., 18, 22. September, 31. Oktober &
2., 7. November 2025