Konzerte an besonderen Orten

Semper:Donnerstag

Wir machen besondere Orte in unserem Haus zum Konzertsaal! Ob in der Mittelloge der Oper, auf der Unterbühne, auf einer Arbeitsgalerie in schwindelnder Höhe über der Bühne, im Malersaal oder im Rundfoyer – all diese Orte werden mit Musik und Tanz erfüllt. Wir laden Sie ein, jeden Donnerstag ab 17 Uhr ein Stück Semperoper zu genießen. 

Die Reihe wird gestaltet von Musiker*innen der Sächsischen Staatskapelle, dem Staatsopernchor, dem Semperoper Ballett und Solist*innen der Semperoper. Wir freuen uns auf Sie!

Geheime Wesen

Semper:Donnerstag aus dem Rundfoyer der Semperoper

Robert Stolz (1880-1975) »Blumenlieder«, op. 500

Sopran Hrachuhí Bassénz
Klavier Piotr Kaczmarczyk

An diesem letzten Semper:Donnerstag der Spielzeit macht das Publikum Bekanntschaft mit dem geheimen Wesen der Blumen in der facettenreichen Musiksprache der »Blumenlieder« von Robert Stolz.

»Es durch die Blume sagen«, das sagte sich auch der erfolgreiche Operetten-, Filmmusik- und Schlagerkomponist Robert Stolz, als er 1928 die erste Fassung seiner insgesamt 20 »Blumenlieder« komponierte. Begonnen mit dem »Motto«, das den Blumen ein geheimes Wesen anerkennt, schuf Stolz mit Blick auf die Eigenschaften der Blumen als Metapher für menschliches Handeln auf die heiter-besinnlichen, teils melancholischen oder frech-ironischen Texte seines Freundes, des österreichischen Textdichters und Librettisten Bruno Hardt-Warden (1883-1954) diesen Zyklus kleiner musikalischer Kunstwerke mit Tiefgang. Und jedes ist einer anderen Blume gewidmet – Vom einfachen Strophenlied von der treusten aller Blumen, das Vergissmeinnicht, über den zarten musikalischen Glanz des Himmelssterns, das Edelweiß, bis hin zur seelenlosen, alles verschlingenden Todesblume in dunkeltönendem Geflecht und der Königin aller Blumen und bis heute das Zeichen romantischer Liebe, der roten Rose im dramatischen Musikgewand, hat Robert Stolz für jede einen eigenen Stil gefunden.

Noch am Ende seines Lebens erinnerte sich der König der Wiener Operette mit Freude an diese Lieder, von denen Ensemblemitglied Hrachuhí Bassénz ihre acht Lieblingslieder, begleitet von Piotr Kaczmarczyk am Flügel, präsentiert.

Gedichte  

1. Motto
Blumen sind nicht seelenlos,
Sind geheime Wesen …
Und in ihrem Blütenschoß
Könntest Du wohl lesen,
Was ihr kleines Herz durchzieht,
Wenn ein Schmetterling entflieht
Ihrem Heiligtume …
Doch das Menschenauge sieht
Nichts als eine Blume …

2. Vergissmeinnicht  
Falter, der du um die schönen,
Blauen Glockenblumen kreist,
Hörst du nicht ein Stimmchen tönen,
Das dein buntes Glänzen preist?!
Falter, hörst du wirklich nicht,
Was das Stimmchen flehend spricht?!
Vergiss mein nicht … vergiss mein nicht!
Vergiss, Vergissmeinnicht …

Doch du trinkst im Kuss
Die blauen schönen Glockenblumen leer.
Lächelnd gleich verwöhnten Frauen
Wiegen sie sich hin und her,
Aber dir du Blümchen schlicht
Leuchtet nie der Liebe Licht,
Vergiss mein nicht! Vergiss mein nicht!
Vergiss, Vergissmeinnicht!

Doch dafür ward dir zum Ruhme
Eine Macht in dich gesenkt:
Bist du nicht die liebste Blume,
Die ein Mensch dem andern schenkt?
Blüht nicht stolz dein Angesicht,
Wenn durch dich die Treue spricht:
Vergiss mein nicht! Vergiss mein nicht!
Vergiss, Vergissmeinnicht!

6. Lilie
Lilie, du silberne Freundin der Nacht,
Dich hat das Mondlicht im Traume erdacht.
Hat dich aus heiligen Strahlen gesponnen
Jenseits der trunkenen purpurnen Wonnen
Die zwischen Rosen und Schmetterling sind.
Dir sinkt kein Falter im Taumel zu Füssen,
Dich wagt kaum schüchtern verstohlen zu grüßen
Der sonst so zärtliche Abendwind!

8. Edelweiß
Ein Sternchen fiel vom Himmel
Da lag es ganz allein
Inmitten wilder Berge
Mit silberhellem Schein,
Doch Gott kam ihm zur Hilfe
»Mein Sternchen«, rief er leis’
»Ich schaffe dich zu Blume
Und tauf’ dich Edelweiß!«

14. Sonnenblume
Große gold’ne Sonnenblume,
O, wie ist dein Flammen schön!
Keiner andern Gottesblume
Ist erlaubt, dass ihr Haupt
Wohnt in solchen lichten Höh’n!

Und es betet manches Blümchen,
Das in deiner Nähe sprießt,
Oft zu dir mit scheuem Stimmchen,
Weil es glaubt, dass dein Haupt
Gar die Sonne selber ist!

15. Feuernelken
Feuernelken, ihr flammenden Sternchen,
Ihr müsst gleich brennenden Straßenlaternchen
Leuchten bei Nacht!
Bei Nacht! Bei Nacht!

Denn torkelt Herr Nulpe,
Der Nachtfalter heim,
Betrunken von Küssen und Honigseim,
Dann müsst ihr dem schwanken Gesellen
Die nächtlichen Pfade erhellen …

Und kann er nicht weiter, so ruft ihr herbei
Die grasgrüne Heuschreckenpolizei,
Die sperrt dann das Onkelchen Nulpe
In eine geräumige Tulpe …

Dort schläft es sein Räuschchen, sein seliges, aus
Und träumt von der braven Frau Nulpe zu Haus;
Doch morgens nach köstlichem Schlafe,
Bezahlt er zwei Tautröpfchen Strafe!

Feuernelken, ihr flammenden Sternchen
Ihr müsst gleich brennenden Straßenlaternchen
Leuchten bei Nacht!
Bei Nacht! Bei Nacht!

17. Todesblume
Einzige der holden Blumen,
Die du ohne Seele bist!
O, wie leuchtet deine Schönheit,
Die dem Tod verschwistert ist.

In des Kelches Tiefe lockst du
Manchen Falter Gold gewebt,
Grausam schließt du deine Blüte
Und der Ärmste hat gelebt!

O, wie gleichst du vielen Frauen,
Stolz und schön im Menschenreich.
Hinter großen Veilchenaugen
Lauert Sünde, raubtiergleich!

Ihre Liebe träumt von Tischchen
Rotgedeckt und lichtverziert,
Wo der Tod im dunklen Fracke
Männerherzen stumm serviert!

Einzige der holden Blumen,
Die du nicht wie Blumen bist,
O, wie gleichst du Frauenschönheit,
Wenn sie ohne Seele ist.

19. Rote Rose
Rote Rose, rote Rose,
Königin der Blumen du, 
Jedes Menschenantlitz lächelt dir
Sein schönstes Lächeln zu!

O, wie oft hat dich ein Mädchen
Heimlich in der Nacht geküsst,
Weil du, rote, rote Rose,
Das Symbol der Liebe bist!

Rote Rose, rote Rose,
Königin der Blumen du!

Gedichte von Bruno Hardt-Warden © BMG Rights Management GmbH


Addio, senza rancor

Semper:Donnerstag mit dem Jungen Ensemble der Semperoper

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) »Alla bella Despinetta« aus »Così fan tutte« – Julia Muzychenko, Anna Kudriashova-Stepanets, Mariya Taniguchi, Mateusz Hoedt, Beomjin Kim, Doğukan Kuran

Giacomo Puccini (1858–1924)
»Quando me’n vò« aus »La bohème« – Julia Muzychenko
»Vecchia zimarra, senti« aus »La bohème« – Mateusz Hoedt
»Donde lieta uscì« aus »La bohème« – Mariya Taniguchi

Musikalische Leitung Thomas Leo Cadenbach
Klavier David Preil

An diesem Semper:Donnerstag rücken wir den Ort in den Mittelpunkt, an dem Opernproduktionen ihren Anfang nehmen: Die Probebühne.

Unter dem Motto »Addio, senza rancor« (Leb wohl und ohne Groll) präsentieren aktuelle und ehemalige Mitglieder des Jungen Ensemble der Semperoper Dresden dort unter der Musikalischen Leitung von Thomas Leo Cadenbach Arien und Ensembles aus der Welt der italienischen Oper. Mit dem Sextett »Alla bella Despinetta« aus Wolfgang Amadeus Mozarts »Così fan tutte« und den Arien  »Quando me’n vò«, »Vecchia zimarra, senti« und »Donde lieta uscì« aus Giacomo Puccinis Oper »La bohème«, verabschieden sich die jungen Sänger*innen von einem herausfordernden Jahr und geben gleichzeitig einen kleinen Vorgeschmack auf die Semper Soiree am 10. Juli 2021 auf der Vorbühne der Semperoper.


Der Hirt auf dem Felsen

Semper:Donnerstag aus der Proszeniumsloge im Zuschauerraum der Semperoper

Franz Schubert (1797-1828) »Der Hirt auf dem Felsen« für Sopran, Klarinette und Klavier D 965

Tenor Joseph Dennis
Klarinette Wolfram Große
Klavier Johannes Wulff-Woesten

Eine kleine Opernszene, das ist Franz Schuberts Lied »Der Hirt auf dem Felsen«. Der Hirte, der hoch in den Bergen seine Herde bewacht, lauscht dem Echo seiner Stimme in den Bergen und spürt, wie seine Stimme den Raum der Natur füllt – und wie einsam er dabei ist. Doch das Gefühl der Einsamkeit weicht der Gewissheit, dass der nahende Frühling bald das Zeichen zum Aufbruch in die Welt geben wird.

Die Sängerin Anna Milder-Hauptmann hatte Franz Schubert gebeten, für sie eine Arie im Stil der italienischen Oper zu komponieren. Schubert, der dieser Bitte erst nach einigem Drängen im Jahr vor seinem Tod folgte, schuf sich selbst den Text zu seinem Werk, indem er mehrere Gedichtteile von Wilhelm Müller und Karl August Varnhagen von Ense zusammenfügte. Das Besondere an »Der Hirt auf dem Felsen« ist nicht nur die opernhafte Anlage sondern auch, dass der menschlichen Stimme die Klarinette an die Seite tritt, klingendes Abbild des »Widerhalls der Klüfte«, das der Hirte auf seinem Felsen findet.

»Der Hirt auf dem Felsen« wird meist von Sopranistinnen gesungen und ist doch vom Text her das Lied eines Mannes. Der Tenor Joseph Dennis aus dem Ensemble der Semperoper singt Schuberts Lied nun gemeinsam mit Wolfram Große, dem Solo-Klarinettisten der Sächsischen Staatskapelle Dresden, und dem Pianisten Johannes Wulff-Woesten.

Liedtext  

Wenn auf dem höchsten Fels ich steh’,
In’s tiefe Tal hernieder seh’,
Und singe.

Fern aus dem tiefen dunkeln Tal
Schwingt sich empor der Widerhall
Der Klüfte.

Je weiter meine Stimme dringt,
Je heller sie mir wieder klingt
Von unten.

Mein Liebchen wohnt so weit von mir,
Drum sehn’ ich mich so heiß nach ihr
Hinüber.

In tiefem Gram verzehr’ ich mich,
Mir ist die Freude hin,
Auf Erden mir die Hoffnung wich,
Ich hier so einsam bin.

So sehnend klang im Wald das Lied,
So sehnend klang es durch die Nacht,
Die Herzen es zum Himmel zieht
Mit wunderbarer Macht.

Der Frühling will kommen,
Der Frühling, meine Freud’,
Nun mach’ ich mich fertig
Zum Wandern bereit.


Faszinierende Verknüpfungen

Semper:Donnerstag mit der Giuseppe-Sinopoli-Akademie

»Blackbird« für Tuba solo (Arrangement: Lars Holmgaard nach Paul McCartney / John Lennon)
Tuba Constantin Hartwig

Bourree (Johann Sebastian Bach, aus der Lautensuite BWV966)
Klarinette Moritz Pettke
Violoncello Sofia von Freydorf

Fantasia. Adagio (Carl Maria von Weber, aus dem Klarinettenquintett)                                        
Violinen Robert Kusnyer, Michail Kanatidis
Klarinette Moritz Pettke
Viola Christina Hanspach
Violoncello Sofia von Freydorf 

Was passiert, wenn jemand wie Paul McCartney auf Johann Sebastian Bach stößt? Und was ist zu erwarten, wenn ein bald 475 Jahre altes Orchester wie die Sächsische Staatskapelle auf junge Musiker*innen und Hörer*innen trifft? Faszinierende Verknüpfungen sind es, die hier ganz unweigerlich entstehen.

Die Akademie der Sächsischen Staatskapelle hat es sich zur Aufgabe gemacht, herausragende junge Musikerinnen und Musiker in Proben, Aufführungen, Unterricht und Kammermusik für die Arbeit als Orchestermusiker zu begeistern, sodass neue Verknüpfungen entstehen zwischen einer jahrhundertealten Tradition und ganz heutiger Ausdruckskraft. 

So kommt es, dass eine romantische Fantasia aus der Feder Carl Maria von Webers von jungen Leuten so unmittelbar empfunden wird, dass die Zeit zwischen ihrer Entstehung und heute zu verschwinden scheint.  Oder es passiert einem Paul McCartney, dass er nach eigener Aussage von der Verknüpfung zwischen Melodie und Basslinie in Johann Sebastian Bachs »Bourree« aus der Lautensuite BWV 996 so fasziniert war, dass ihn diese Musik 1968 zu seinem Song »Blackbird« inspirierte.

Es spielen Sofia von Freydorf (Violoncello), Moritz Pettke (Klarinette) und Constantin Hartwig (Tuba) gemeinsam mit den ehemaligen Akademist*innen Christina Hanspach (Viola) und Michail Kanatidis (Violine) sowie Robert Kusnyer (Violine, Mitglied des Akademievorstands) 


»Onkel Fritz und die Maikäfer«

Semper:Donnerstag aus dem Palettenmagazin der Sächsischen Staatstheater

Carl Adolf Lorenz (1837–1923) Fünfter Streich op. 11 Nr. 1 aus »Max und Moritz« 

Kinderchor der Semperoper Dresden
Musikalische Leitung Claudia Sebastian-Bertsch

In einer Vielzahl unterschiedlicher Produktionen ist der Kinderchor der Semperoper Dresden unter der musikalischen Leitung von Claudia Sebastian-Bertsch normalerweise singend und spielend auf der Opernbühne zu erleben, darunter »Hänsel und Gretel«, »Carmen« und »La bohème«. An diesem Semper:Donnerstag entdecken die Kinder und Jugendlichen einen wichtigen Knotenpunkt unserer Bühnentechnik: das Palettenmagazin. Hier rotieren gleichzeitig die Bühnenbild- und Dekorationselemente der Opern- und Ballettstücke für die kommenden ein bis zwei Monate für ihren schnellen Einsatz auf der Bühne. Insgesamt lagern in unseren über die Stadt verteilten Lagerräumen übrigens ca. 80 Bühnenbilder! Reich an unterschiedlichen Opernbezügen ist auch Carl Adolf Lorenzʼ Fünfter Streich op. 11 Nr. 1 »Onkel Fritz und die Maikäfer«. In seiner Sammlung »Max und Moritz« vertonte Lorenz 1883 drei der Streiche aus der Feder Wilhelm Buschs und zitierte dabei bekannte Opernmelodien, die er spielerisch in Kontext mit den Versen setzte.


»Wem sprudelt der Becher des Lebens so reich?«

Romantische Chöre von Carl Maria von Weber und Gaetano Donizetti

»Jägerchor«
aus Carl Maria von Webers romantischer Oper »Der Freischütz« 

Herren des Sächsischen Staatsopernchores
Musikalische Leitung André Kellinghaus
Hörner Erich Markwart, Miklós Takács, David Harloff, Marie-Luise Kahle (Hornist*innen der Sächsischen Staatskapelle Dresden)

»Bel conforto al mietitore« 
Eröffnungschor aus Gaetano Donizettis »L’elisir d’amore / Der Liebestrank«

Damen und Herren des Sächsischen Staatsopernchores
Musikalische Leitung André Kellinghaus
Klavier Jonathan Becker

Auf den ersten Blick muten die beiden Beiträge des Staatsopernchores sehr unterschiedlich an: Der berühmte Chor der Jäger aus Carl Maria von Webers romantischer Oper »Der Freischütz« – auf das Engste mit Dresden und der Semperoper verbunden und 2021 das 200-jährige Jubiläum seiner Uraufführung feiernd – und der Eröffnungschor »Bel conforto al mietitore« aus Gaetano Donizettis »L’elisir d’amore«.

Allein die Jahreszahlen der Uraufführungen 1821 hier und 1832 dort weisen darauf hin, dass beide Werke unter den Sternen des gleichen europäisch-romantischen Zeitgeistes entstanden. Während Weber mit seinem Werk den Grundstein für die Entwicklung einer deutschen Ausformung der schauer-romantischen Oper legte, setzte Donizetti mit seinem Melodramma giocoso einen eher heiter ironischen Akzent auf das romantische Lebensgefühl. Gemeinsam ist beiden, dass sie mit der Verlagerung der Handlung ins ländliche Milieu den Volkston und die Sitten, Gebräuche und Sehnsüchte so genannten einfachen Menschen musikdramatisch ausloten und für die Opernbühne entdecken.

Jägerchor  

Auszug aus dem Libretto von Friedrich Kind zu »Der Freischütz« von Carl Maria von Weber:

Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen,
Wem sprudelt der Becher des Lebens so reich?
Beim Klange der Hörner im Grünen zu liegen,
Den Hirsch zu verfolgen durch Dickicht und Teich
Ist fürstliche Freude, ist männlich Verlangen,
Erstarket die Glieder und würzet das Mahl.
Wenn Wälder und Felsen uns hallend umfangen,
Tönt freier und freud’ger der volle Pokal!
Jo ho! Tralalalala!

Diana ist kundig, die Nacht zu erhellen,
Wie labend am Tage ihr Dunkel uns kühlt.
Den blutigen Wolf und den Eber zu fällen,
Der gierig die grünenden Saaten durchwühlt,
Ist fürstliche Freude, ist männlich Verlangen,
Erstarket die Glieder und würzet das Mahl.
Wenn Wälder und Felsen uns hallend umfangen,
Tönt freier und freud’ger der volle Pokal!
Jo ho! Tralalalala!

Eröffnungschor  

Auszug aus dem Libretto von Felice Romani zu »L’elisir d’amore / Der Liebestrank« von Gaetano Donizetti:

Bel conforto al mietitore,
Quando il sol più ferve e bolle,
Sotto un faggio, appie’ di un colle,
Riposarsi e respirar!
Del meriggio il vivo ardore
Tempran l’ombre e il rio corrente;
Ma d’amor la vampa ardente
Ombra o rio non può temprar.
Fortunato il mietitore,
Che da lui si può guardar!

Vor des Tages Hitz’ und Schwüle
Schirmen uns der Buche Zweige;
Kurze Rast in frischer Kühle
Wird uns neue Kraft verleihn.
Wenn die Sonne Flammen sprühet,
Muss der kühle Quell uns laben,
Doch wenn Lieb’ im Herzen glühet,
Flößt kein Trunk uns Labung ein.
Nur wer sich der Lieb’ entziehet,
Kann beglückt und heiter sein.
Nur wer sich der Lieb’ entziehet,
Kann beglückt und heiter sein!


»Herzgewächse«

Semper:Donnerstag aus dem Malsaal der Sächsischen Staatstheater

Arnold Schönberg »Herzgewächse« für hohen Sopran, Celesta, Harmonium und Harfe op.20 (1911)

Gesang Katerina von Bennigsen
Celesta Alexander Bülow
Harmonium Jobst Schneiderat
Harfe Johanna Schellenberger

Claude Debussy »Trois chansons de Bilitis« (Drei Gesänge der Bilitis) (1897/98)
1. La Flûte de Pan (Die Flöte des Pan)
2. La Chevelure (Das Haar)
3. Le Tombeau des Naïades (Das Grab der Najaden)

Gesang Christa Mayer
Harfe Johanna Schellenberger

Am Semper:Donnerstag erwarten das Publikum diesmal die klangfarbigen »Herzgewächse« aus der Feder Arnold Schönbergs und die musikalischen Zeichnungen arkadischer Liebeslyrik der »Trois chansons de Bilitis« von Claude Debussy.

1911 vertonte Arnold Schönberg das ins Deutsche übertragene Gedicht »Herzgewächse« des belgischen Dichters Maurice Maeterlinck aus dem 1889 entstandenen Gedicht-Zyklus »Serres chaudes« (Treibhäuser). Die unbestimmten Empfindungen und dunklen Ahnungen in den Worten des symbolistischen Dichters regten den Komponisten, der zu dieser Zeit stark von Form- und Farbgebung expressionistischer Malerei beeinflusst war, zur Schaffung eines reichen orchestralen Klanges in Form einer Kammermusikbesetzung aus Harfe, Harmonium und Celesta an. Und auch der anspruchsvolle Gesangspart changiert im Farbenreichtum über mehrere Oktaven hinweg.

Ebenfalls begeistert von Maeterlincks symbolistischer Dichtung war Claude Debussy, der um die Jahrhundertwende bereits an seiner Oper »Pelléas et Mélisande« arbeitete. Unverkennbar zu hören ist dies auch in den zeitgleich entstandenen »Trois chansons de Bilitis« auf die an ein arkadisches Paradies erinnernden Verse seines Freundes Pierre Louÿs. Vorgeblich sollten diese Gedichte das Werk einer griechischen Hirtin namens Bilitis aus dem 6. Jahrhundert gewesen sein, die Louÿs zu entdecken vorgab. Tatsächlich aber verfasste er diese Meisterwerke erotischer Dichtung selbst und ahmte den Stil griechischer Klassiker kunstvoll nach. Mit fließenden, flirrend-lichten Tönen fasst Debussy das Hochgefühl einer vergangenen Liebesnacht, die gleichzeitig zarten und doch direkten Beschreibungen des Liebesaktes, eingewoben in die sich ineinander verschlingenden Strähnen des Haares, und rundet den Zyklus schließlich mit einem melancholischen Abgesang auf ein verlorenes Paradies ab.

Herzgewächse  

Meiner müden Sehnsucht blaues Glas
Deckt den alten, unbestimmten Kummer,
Dessen ich genas,
Und der nun erstarrt in seinem Schlummer.

Sinnbildhaft ist seiner Blumen Zier: 
Mancher Freuden düstre Wasserrose, 
Palmen der Begier, 
Weiche Schlinggewächse, kühle Moose.

Eine Lilie nur in all dem Flor,
Bleich und starr in ihrer Kränklichkeit 
Richtet sich empor
Über all dem blattgeword’nen Leid.

Licht sind ihre Blätter anzuschauen,
Weißen Mondesglanz sie um sich sät.
Zum Kristall, dem blauen,
Sendet sie ihr mystisches (es) Gebet.

Deutsch von K. L. Ammer und Friedrich von Oppeln-Bronikowski, Jena, 1906
©Arnold Schönberg Center, Wien

»Trois chansons de Bilitis« (»Drei Gesänge der Bilitis«)  

La flûte de Pan
Pour le jour des Hyacinthies,
Il m’a donné une syrinx faite
De roseaux bien taillés,
Unis avec la blanche cire
Qui est douce à mes lèvres comme le miel.

Il m’apprend à jouer, 
Assise sur ses genoux;
Mais je suis un peu tremblante.
Il en joue après moi, si doucement 
Que je l'entends à peine.

Nous n’avons rien à nous dire,
Tant nous sommes près l'un de l’autre;
Mais nos chansons veulent se répondre,
Et tour à tour nos bouches
S’unissent sur la flûte.

Il est tard; voici le chant des grenouilles vertes
Qui commence avec la nuit.
Ma mère ne croira jamais
Que je suis restée si longtemps
À chercher ma ceinture perdue.

Pans Flöte
Zum Hyazinthenfest
Hat er mir eine Hirtenpfeife geschenkt,
Aus schön geschnittenem Schilfrohr,
Mit weißem Wachs aneinandergefügt,
Das meinen Lippen süß wie Honig schmeckt.

Er lehrt mich das Flötenspiel, 
Ich sitze auf seinem Schoß, 
Aber ich zittere ein wenig.
Er spielt nach mir, so leise,
Dass ich ihn fast nicht höre.

Wir haben uns nichts zu sagen,
So nah sind wir einander;
Aber unsere Lieder wollen sich antworten,
Und eines ums andere Mal begegnen sich Unsere Münder auf der Flöte.

Es ist spät; Horch, der Gesang der grünen Frösche,
Der mit der Nacht anhebt.
Meine Mutter wird niemals glauben,
Dass ich so lange
Meinen verlorenen Gürtel gesucht habe.

La chevelure
Il m’a dit: »Cette nuit, j’ai rêvé.«

»J’avais ta chevelure autour de mon cou.
J’avais tes cheveux comme un collier noir
Autour de ma nuque et sur ma poitrine.«

»Je les caressais, et c’étaient les miens;
Et nous étions liés pour toujours ainsi,
Par la même chevelure, la bouche sur la bouche,
Ainsi que deux lauriers n’ont souvent qu'une racine.«

»Et peu à peu, il m’a semblé.
Tant nos membres étaient confondus,
Que je devenais toi-même,
Ou que tu entrais en moi comme mon songe.«

Quand il eut achevé,
Il mit doucement ses mains sur mes épaules,
Et il me regarda d'un regard si tendre,
Que je baissai les yeux avec un frisson.

Das Haar
Er sagte zu mir: »Heute nacht habe ich geträumt,
Ich hätte deine Haare um meinen Hals,
Wie schwarzes Geschmeide
Um meinen Nacken und auf meiner Brust.«

»Ich liebkoste sie; als seien es meine eigenen,
Und so waren wir auf immer durch die Haare
Miteinander verbunden, Mund an Mund,

So wie zwei Lorbeerbäume oft nur eine Wurzel haben.«

»Und nach und nach, schien es mir,
Verwirrten sich unsere Glieder so,
Dass ich du wurde,
Oder du besuchtest mich wie ein Traum.«

Als er geendet hatte,
Legte er sanft seine Hände auf meine Schultern,
Und sah mich mit einem so zärtlichen Blick an,
Dass ich mit einem Schaudern meine Augen niederschlug.

Le tombeau des Naïades
Le long du bois couvert de givre, je marchais;
Mes cheveux devant ma bouche
Se fleurissaient de petits glaçons,
Et mes sandales étaient lourdes
De neige fangeuse et tassée.

Il me dit: »Que cherches-tu?«
»Je suis la trace du satyre.
Ses petits pas fourchus alternent
Comme des trous dans un manteau blanc.«
Il me dit: »Les satyres sont morts.«

»Les satyres et les nymphes aussi.
Depuis trente ans, il n'a pas fait un hiver aussi terrible.
La trace que tu vois est celle d'un bouc.
Mais restons ici, où est leur tombeau.«

Et avec le fer de sa houe il cassa la glace

De la source ou jadis riaient les naïades.
Il prenait de grands morceaux froids,
Et les soulevant vers le ciel pâle,
Il regardait au travers.

Das Grab der Nymphen
Ich lief den reifbedeckten Wald entlang;

Die Haare vor meinem Mund
Ließen auf sich kleine Eiszapfen blühen,
Und meine Sandalen waren schwer
Vom matschigen und zerdrückten Schnee.

Er fragte mich: »Was suchst du?«
»Ich folge der Spur des Satyrn.
Seine kleinen Paarhufspuren folgen einander
Wie Löcher in einem weißen Mantel.«
Er sagte: »die Satyrn sind tot.«

»Die Satyrn und die Nymphen auch.
Seit dreißig Jahren gab es keinen so harten Winter.
Die Spur, der du folgst, ist die eines Bocks.
Aber lass uns hier bleiben, wo ihr Grab ist.«

Und mit dem Eisen seiner Hacke zerschlug er das Eis
Der Quelle, wo einst die Najaden lachten.
Er nahm große Eisschollen
Hob sie gegen den blassen Himmel,
Und schaute hindurch.

Gedichte von Pierre Félix Louis, 1894
Deutsche Übersetzung copyright © by Nele Gramß mit Genehmigung des LiederNet-Archivs


»Senza Basso«

Carl Philipp Emanuel Bachs Sonate für Flöte solo

Flöte Rozália Szabó

In luftige Höhen wagt sich Rozália Szabó, Solo-Flötistin der Sächsischen Staatskapelle, am Semper:Donnerstag vor. Mit Carl Philipp Emanuel Bachs einziger Sonate für Flöte solo »senza Basso« – also ohne Begleitung – begibt sie sich an einen der höchstgelegenen Arbeitsplätze der Semperoper: Die Arbeitsgalerie des Bühnenturms.

In Carl Philipp Emanuel Bachs virtuoser »Sonata per il Flauto traverso solo senza Basso« lässt der Komponist das Lieblingsinstrument seines Dienstherren Friedrich des Großen ganz selbständig, gleichsam ohne Fundament, brillieren. Im Jahr 1747 komponiert, dürfte sie für den führenden Flötisten seiner Zeit, Johann Joachim Quantz, entstanden sein, der wenige Jahre zuvor eine Stelle als Kammermusikus des preußischen Königs angenommen hatte. Dorthin gelangt war Quantz aus einer anderen Musikmetropole. Seinen hervorragenden Ruf hatte sich der Virtuose nämlich in Dresden erworben und zwar als Flötist der Kurfürstlich-Sächsischen und Königlich-Polnischen Kapelle – der heutigen Sächsischen Staatskapelle.


»Zu singen«

Ralph Vaughan Williams (1872-1958) Drei Vokalisen für Sopran und Klarinette (1958)
Wolfgang Rihm (*1952) »Zu singen« aus »Mnemosyne« (Erste Fassung) von Friedrich Hölderlin für Sopran und Klarinette (2006)

Sopran Nikola Hillebrand
Klarinette Robert Oberaigner

»Aber es haben zu singen Blumen auch Wasser und fühlen, ob noch ist der Gott«, raunt Friedrich Hölderlin in seiner Hymne »Mnemosyne«, die Wolfgang Rihm 2006 unter dem Titel »Zu singen« für Sopran und Klarinette vertont hat. Mnemosyne ist die Göttin der Erinnerung, und wie eine ferne Erinnerung an das, was einmal Musik gewesen ist, tönen hier zwei Stimmen durch die Weite des Raumes. Die Sopranistin Nikola Hillebrand und der Klarinettist Robert Oberaigner stimmen bei diesem Semper:Donnerstag einen Zwiegesang an, bei dem die menschliche Stimme und das Blasinstrument mal in Ähnlichkeit verschmelzen, sich dann in klanglichen Räumen entfernen und dann wieder miteinander um Ausdruck ringen. Eingeleitet wird Rihms geheimnisvolle Hölderlin-Vertonung von drei wortlosen Gesängen von Ralph Vaughan Williams. In seinen Drei Vokalisen, einem der letzten Werke dieses Komponisten, finden sich Sopran und Klarinette zu einem wunderbaren Sirenengesang zusammen. Wo kann sich ein solcher Gesang schöner entfalten als auf den höchsten Sitzplätzen der Semperoper – auf dem vierten Rang des Zuschauerraumes …

Friedrich Hölderlin: »Mnemosyne« (Erste Fassung)  

aber es haben
Zu singen

Blumen auch Wasser und fühlen,
Ob noch ist der Gott. Denn schön ist
Der Brauttag, bange sind wir aber
Der Ehre wegen. Denn furchtbar gehet
Es ungestalt, wenn Eines uns
Zu gierig genommen. Zweifellos
Ist aber der Höchste. Der kann täglich
Es ändern. Kaum bedarf er
Gesetz, wie nämlich es
Bei Menschen bleiben soll. Viel Männer möchten da
Sein, wahrer Sache. Nicht vermögen
Die Himmlischen alles. Nämlich es reichen
Die Sterblichen eh an den Abgrund. Also wendet es sich
Mit diesen. Lang ist
Die Zeit, es ereignet sich aber
Das Wahre.


Peter Eötvös: »Thunder« für Pauke solo (1993)

Semper:Donnerstag von der Unterbühne der Semperoper

Pauke Manuel Westermann

Am Semper:Donnerstag erkundet Manuel Westermann, Solo-Pauker der Sächsischen Staatskapelle, ein Stück Semperoper, das selbst die Mitglieder der Staatskapelle nicht oft zu Gesicht bekommen: Tief unter der Bühne lädt die Unterbühne zu neuen Perspektiven ein – und rückt ein Instrument in den Fokus, das im Konzert meist im Hintergrund wirkt.

Geige, Flöte, Cello – für diese und viele weitere Musikinstrumente gibt es ein reiches Repertoire an Solowerken, die alle Facetten des Spielbaren ausreizen. Andere Instrumente erlebt man fast ausschließlich im Orchesterverbund. Für kaum ein Instrument dürfte dies mehr zutreffen als die Pauke. Dabei hat die Pedalpauke, die eine gleitende Veränderung der Tonhöhe erlaubt, musikalisch sehr viel mehr zu bieten, als manch ein klassisches Orchesterwerk vermuten lässt. Welche Virtuosität in ihr steckt, demonstriert der ungarische Komponist Peter Eötvös – in der Saison 2018/19 Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle – in seinem 1993 entstandenen Werk »Thunder« für Pauke solo. 


»Bar Classics«

Von Cole Porter bis Paul Simon

Andrew Lloyd Webber / Tim Rice »On This Night of a Thousand Stars« 
Cole Porter »I’ve Got You Under My Skin« 
Hans Sotin »Strandperle« (Uraufführung)
Paul Simon »Bridge over Troubled Water«

Mit Aaron Pegram (Tenor) und Alexandros Stavrakakis (Bass)
Klavier Hans Sotin

Am Semper:Donnerstag erleben Sie unsere Sänger*innen an ungewöhnlichen Orten der Semperoper: Das Rundfoyer im ersten Rang, normalerweise die Flaniermeile unserer Zuschauer, ist der perfekte Ort für die »Bar Classics«, die der Tenor Aaron Pegram und der Bass Alexandros Stavrakakis gemeinsam mit dem Pianisten Hans Sotin präsentieren. Musik mit Swing und Groove zwischen den festlichen Säulen der Semperoper ...

Cole Porters »I’ve Got You Under My Skin« aus dem Film »Born to Dance« war 1937 für den Oscar als Bester Song nominiert und wurde spätestens durch die Version von Frank Sinatra 1956 unsterblich. »On This Night of a Thousand Stars« stammt aus Andrew Lloyd Webbers Erfolgsmusical »Evita«. Und Paul Simons »Bridge over Troubled Water« wurde in der Interpretation von dessen Bühnenpartner Art Garfunkel zum Welterfolg – und ist seitdem eine wahre Hymne des Trostes. Abgerundet wird das Programm durch eine Uraufführung: Hans Sotin, Pianist und Korrepetitor der Semperoper Dresden, hat eigens für den Semper:Donnerstag ein augenzwinkernd sehnsüchtiges Klavierstück geschrieben, das er nun selbst zum ersten Mal spielt: Strandperlen.


»Holà! Ihr Streiter in Apoll«

Ansprache des La Roche aus dem Konversationsstück für Musik »Capriccio« von Richard Strauss

La Roche KS Georg Zeppenfeld
Klavier Johannes Wulff-Woesten

Als Richard Strauss an seiner letzten Oper »Capriccio« saß, schwebte ihm eine rokoko-haft leichte musikdramatische Summe seines Schaffens und seiner Auseinandersetzung mit dem Genre Oper vor. Heraus kam ein Werk, dass die klassischen Formen der Gattung im parlando-haften Konversationsstil endgültig überwand und ausgesprochen beziehungsreich mit zahlreichen Referenzen an die Welt des Theaters, die Oper und die Eigenheiten seiner Schöpfer spielt.

Einer der Protagonisten ist der erfolgreiche Theaterdirektor La Roche: Er ist geladen, um zum Geburtstag der Gräfin Madeleine ein Theaterspektakel zu inszenieren und gerät mit den Vertretern der jüngeren Generation – dem Komponisten Flamand und dem Dichter Olivier – darüber in Streit. In seiner Ansprache »Holà! Ihr Streiter in Apoll« entwickelt er seine Vision eines wahrhaftigen wie lebens- und kraftvollen Theaters – und teilt uns auch gleich noch die Inschrift, die einst auf seinem Grabstein stehen werde, mit. Was hat sich Richard Strauss von seinem Librettisten gewünscht? »Verstandestheater, Kopfgrütze, trockener Witz!«

Auszug aus dem Libretto zu »Capriccio«, verfasst von Clemens Kraus und Richard Strauss  

Direktor: 
Holà! Ihr Streiter in Apoll! Ihr verhöhnt und beschimpft mein festliches Theater?! Was gibt euch ein Recht, so überlieblich zu sprechen und mich zu schmähn, den wissenden Fachmann?! Euch, die ihr noch nichts für das Theater geleistet?! (zu Olivier) Deine Verse in Ehren, - wenn Clairon sie spricht! Aber die magere Handlung deiner Dramen - ihr dramatischer Aufbau? - Sehr bedürftig meiner szenischen Hilfe! (zu Flamand) Deine kleinen Ensembles für Streichinstrumente: - graziöse Kammermusik! Sie entzückt den Salon. Die heutige habe ich leider verschlafen. Elegische Romanzen kannst du wohl singen, aber Musik der Leidenschaften, wie die Bühne sie fordert, sie ist dir bisher noch nicht gelungen! - Nein, nein, euer Veto macht mich nicht erzittern! Was wisst ihr Knaben von meinen Sorgen? Seht hin auf die niederen Possen, an denen unsere Hauptstadt sich ergötzt. Die Grimasse ist ihr Wahrzeichen - die Parodie ihr Element - ihr Inhalt sittenlose Frechheit! Tölpisch und rüde sind ihre Späße! Die Masken zwar sind gefallen, doch Fratzen seht ihr statt Menschenantlitze! Ihr verachtet dies Treiben, und doch, ihr duldet es! Ihr macht euch schuldig durch euer Schweigen. Nicht gegen mich richtet eure Phalanx! Ich diene den ewigen Gesetzen des Theaters. Ich bewahre das Gute, das wir besitzen, die Kunst unsrer Väter halte ich hoch. Voll Pietät hüte ich das Alte, harre geduldig des fruchtbaren Neuen, erwarte die genialischen Werke unserer Zeit! Wo sind die Werke, die zum Herzen des Volkes sprechen, die seine Seele widerspiegeln? Wo sind Sie? - Ich kann sie nichtfinden, so sehr ich auch suche. Nur blasse Ästheten blicken mich an: sie verspotten das Alte und schaffen nichts Neues! In ihren Dramen stolzieren papierne Helden, zücken die Schwerter und schwingen Tiraden, die wir längst schon kennen. In der Oper das gleiche: Greise Priester und griechische Könige aus grauer Vorzeit, Druiden, Propheten schreiten gleich Scheinen aus den Kulissen. - Ich will meine Bühne mit Menschen bevölkern! Mit Menschen, die uns gleichen, die unsere Sprache sprechen! Ihre Leiden sollen uns rühren und ihre Freuden uns tief bewegen! Auf! Erhebt euch und schafft die Werke, die ich suche! Kraftvoll führ auf meiner Bühne ich sie zum stolzen Erfolg. Schärft euren Witz, gebt dem Theater neue Gesetze -neuen Inhalt!! Wo nicht - so lasst mich in Frieden mit eurer Kritik. Heute im Zenith meiner ruhmreichen Lauf bahn darf ich es wagen, von mir zu sprechen, - von mir, dem Entdecker großer Talente - dem weisen Erzieher, dem Inspirator! Ohne meinesgleichen, wo wäre das Theater? Ohne meinen kühnen Wagemut und schließlich - ohne meine hilfreiche Hand? Ein Vorschuss im richtigen Augenblick kann aus tiefster Depression erheben und die entschwundene Tatkraft wieder erwecken. Ein Beispiel für viele: der berühmte Lekain, einst ein lebensmüder Statist, heute ein Führer des »Palais Royal«, ist mein Werk, ging durch mich seinen Weg. Gebt euch geschlagen, ihr Schwärmer, ihr Träumer! Achtet die Würde meiner Bühne! Meine Ziele sind lauter, unauslöschlich meine Verdienste! Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte! »Sicitur ad astra!« Auf meinem Grabstein werdet Ihr die Inschrift lesen: »Hier ruht La Roche, der unvergessliche, der unsterbliche Theaterdirektor. Der Freund der heitren Muse, der Förderer der ernsten Kunst. Der Bühne ein Vater, den Künstlern ein Schutzgeist. Die Götter haben ihn geliebt, die Menschen haben ihn bewundert! « - Amen. 

Stürmischer Applaus

Open Air-Probe des Sächsischen Staatsopernchores

»Zigeunerlieder« op. 103 von Johannes Brahms

Der Sächsische Staatsopernchor kann zurzeit auf Grund der Hygienebestimmungen in Innenräumen nur in kleinen Gruppen proben. Deshalb präsentiert er sich dem Publikum mit einer Open Air-Probe mit den »Zigeunerliedern« von Johannes Brahms. So ungewöhnlich die Situation, so besonders der Ort der Probe: Erleben Sie den Sächsischen Staatsopernchor in der Ladezone an der Rückseite der Semperoper. Dort, wo normaler Weise in enger Taktung große LKW die Bühnenbilder an- und abliefern leitet nun Chordirektor Jan Hoffmann die Probe.

Programm  

Sächsischer Staatsopernchor Dresden
Jan Hoffmann Musikalische Leitung
Christoph Heinig Klavier

Johannes Brahms (1833–1897)
Zigeunerlieder op. 103
Text: Ungarische Volkslieder in deutscher Nachdichtung von Hugo Conrat

Nr. 1 »He, Zigeuner, greife in die Saiten ein …«
Nr. 2 »Hochgetürmte Rimaflut, wie bist du so trüb …«
Nr. 4 »Lieber Gott, du weißt, wie oft bereut ich hab, …«
Nr. 5 »Brauner Bursche führt zum Tanze sein blauäugig schönes Kind …«
Nr. 7 »Kommt dir manchmal in den Sinn, mein süßes Lieb …«
Nr. 11 »Rote Abendwolken ziehn am Firmament, …«

Aufzeichnung vom 16. Juni 2020

COW – Ausschnitte aus dem Ballett von Alexander Ekman

»Semper:Donnerstag« am 2. Juli 2020

COW – ist eine preisgekrönte Kuhriosität der Tanzwelt von Alexander Ekman aus dem Jahr 2016, die mit Witz und Ironie in zwölf Einzelszenen Poetisches, Surreales und Alltägliches erzählt – immer unter den wachsamen Augen einer Kuh, im Moment verharrend und scheinbar an allem unbeteiligt. Vier Ausschnitte aus diesem animalischen Meisterwerk, mit dem ungewöhnlichen Blick von der Bühne in den Zuschauerraum, präsentiert das Semperoper Ballett an diesem »Semper:Donnerstag« – natürlich MIT Kuh!

Programm  

Regeln – Christian Bauch
Fnerf – Courtney Richardson
Deux – Svetlana Gileva, Denis Veginy
Zwischenfilm

Semperoper Ballett

Aufzeichnung vom 18. Juni 2020 in der Semperoper

»Prima la musica!« –
Richard Strauss: Streichsextett aus »Capriccio«

»Semper:Donnerstag« am 25. Juni 2020

Wort oder Musik – was hat in der Oper Vorrang? In Richard Strauss’ letzter Oper »Capriccio« stellt sich diese Frage in ganz konkreter Weise: Sowohl der Dichter Olivier als auch der Komponist Flamand buhlen, jeder mit den Mitteln seiner Kunst, um die Gunst der Gräfin Madeleine. Das bekannte Streichsextett, mit dem die Oper beginnt, entpuppt sich schnell als eine Komposition des jungen Flamand, mit der er das Herz der Gräfin gewinnen will – ein Musik gewordener Verführungsversuch im fließenden Stil des späten Strauss. 

Programm  

Musiker*innen der Sächsischen Staatskapelle Dresden:
Thomas Meining Violine
Barbara Meining Violine
Andreas Schreiber Viola
Stephan Pätzold Viola
Martin Jungnickel Violoncello
Friedwart Christian Dittmann Violoncello

Richard Strauss: Streichsextett aus »Capriccio« op. 85

Aufzeichnung vom 11. Mai 2020 in der Semperoper

Staatskapelle Dresden

Letzte Lieder, letzte Scherze. Lieder von Gioachino Rossini

»Semper:Donnerstag« am 11. Juni 2020

Gioachino Rossini hatte sich nach seiner letzten Oper »Guillaume Tell« mit nur 37 Jahren offiziell zur Ruhe gesetzt. Doch seine Freunde und Gäste erfreute er weiterhin mit zahllosen kleinen geistreichen Kompositionen. In dem großen Schatz an Liedern, Arien und Ensembles, den Rossini in seinen »Soirées musicales« angesammelt hat, haben sich Thomas Leo Cadenbach und das Junge Ensemble der Semperoper umgesehen – und präsentieren hier einige ihrer Fundstücke.

Wir danken der Radeberger Exportbierbrauerei für ihre Partnerschaft und die damit verbundene Förderung des Jungen Ensemble.

Programm  

Mariya Taniguchi Sopran
Julia Muzychenko Sopran
Anna Kudriashova-Stepanets Mezzosopran
Beomjin Kim Tenor
Dogukan Kuran Bariton
Mateusz Hoedt Bass

Sebastian Ludwig Klavier
Thomas Leo Cadenbach Klavier und Musikalische Leitung

»La lontananza« (Giuseppe Torre) Beomjin Kim, Sebastian Ludwig
»Elégie« (Émilien Pacini) Mariya Taniguchi, Thomas Leo Cadenbach
»Le gittane« (Giuseppe Torre) Julia Muzychenko, Anna Kudriashova-Stepanets, Sebastian Ludwig
»L’ultimo ricordo« (Giovanni Redaelli) Dogukan Kuran, Thomas Leo Cadenbach
»Ave Maria« (Liturgisch) Mateusz Hoedt, Sebastian Ludwig
»I gondolieri« (Anonym) Ensemble

Aufzeichnung vom 3. Juni 2020 in der Semperoper

Junges Ensemble

»Nachtigall, sie singt so schön« –
Liebeslieder-Walzer von Johannes Brahms

»Semper:Donnerstag« am 4. Juni 2020

An unserem zweiten »Semper:Donnerstag« dreht sich alles um die Liebe: In Johannes Brahmsʼ kurzen Miniaturen der »Liebeslieder-Walzer« wird die Liebe mal ernsthaft, mal humorvoll, mal ironisch, mal wütend beschrieben. Es singen die Mitglieder des Solistenensemble Katerina von Bennigsen, Stepanka Pucalkova, Gerald Hupach und Matthias Henneberg, begleitet von Piotr Kaczmarczyk und Clemens Posselt am Klavier.

Programm  

Katerina von Bennigsen Sopran
Stepanka Pucalkova Mezzosopran
Gerald Hupach Tenor
KS Matthias Henneberg Bariton

Piotr Kaczmarczyk Klavier
Clemens Posselt Klavier

Johannes Brahmsʼ Liebeslieder-Walzer op. 52 nach Texten aus Georg Friedrich Daumers »Polydora«

»Rede, Mädchen, allzu liebes«
»Am Gesteine rauscht die Flut«
»O, die Frauen«
»Wie des Abends schöne Röte«
»Die grüne Hopfenranke«
»Ein kleiner, hübscher Vogel«
»Wenn so lind dein Auge mir«
»Am Donaustrande«
»O wie sanft die Quelle sich«
»Nein, es ist nicht auszukommen«
»Schlosser auf, und mache Schlösser«
»Nachtigall, sie singt so schön«
»Ein dunkeler Schacht ist Liebe«
»Es bebet das Gesträuche«

Aufzeichnung vom 28. Mai 2020 in der Semperoper

»Wie sollten wir geheim sie halten?« –
Lieder von Richard Strauss

»Semper:Donnerstag« am 28. Mai 2020

Richard Strauss und die Semperoper, das gehört einfach zusammen. Kein Komponist war dem Haus über Jahrzehnte so eng verbunden, und so steht am Beginn unseres »Semper:Donnerstag« natürlich ein Strauss-Programm. Christa Mayer, Tuuli Takala und Sebastian Wartig singen einige der schönsten Lieder des Komponisten, begleitet von Johannes Wulff-Woesten am Klavier.

Programm  

Tuuli Takala Sopran
KS Christa Mayer Mezzosopran
Sebastian Wartig Bariton

Johannes Wulff-Woesten Klavier

»Geduld« op. 10 Nr. 5 (Hermann von Gilm) Christa Mayer
»Ich wollt’ ein Sträußlein binden« op. 68 Nr. 2 (Clemens von Brentano) Tuuli Takala
»Ständchen« op. 17 Nr. 2 (Adolf Friedrich von Schack) Sebastian Wartig
»Ruhe, meine Seele« op. 27 Nr. 1 (Karl Friedrich Henckell) Christa Mayer
»Amor« op. 68 Nr. 5 (Clemens von Brentano) Tuuli Takala
»Wie sollten wir geheim sie halten« op. 19 Nr. 4 (Adolf Friedrich von Schack) Sebastian Wartig
»Zueignung« op. 10 Nr. 1 (Hermann von Gilm) Christa Mayer

Aufzeichnung vom 22. Mai 2020 in der Semperoper