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Oper

Lohengrin

Unsichtbare Handlung für Sänger, Instrumente und Stimmen von Salvatore Sciarrino Libretto von Salvatore Sciarrino nach Jules Laforgues gleichnamiger Erzählung

Premiere 28. April 2017

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Stück-Info

Lohengrin hat Elsa verlassen. Nicht etwa im Wagner’schen Pathos, da sie ihrer Neugier nicht widerstehen konnte und seinen Namen erfragt hat, sondern so banal wie vernichtend: In der Hochzeitsnacht wusste er nichts mit dem verträumt-naiven Mädchen anzufangen. Schon ist er verschwunden. Zurück bleibt ein weißes Daunenkissen als höhnisches Abbild des Schwanenritters und eine bis zur Schizophrenie erschütterte junge Frau, die vergeblich versucht, das Trauma jener Nacht zu verarbeiten.

Nicht Wagners Heldendrama stand Pate für die 50-minütige Kammeroper, die der sizilianische Avantgarde-Komponist Salvatore Sciarrino 1982 für eine Sopranistin und 17 Musiker schrieb, sondern die kleine Erzählung aus der Sammlung »Moralités légendaires« des französischen Dichters Jules Laforgue vom Ende des 19. Jahrhunderts. Jenes feinnervige Psychogramm fasste Sciarrino in ein Klanggemälde aus Vokal-Artistik der Elsa, die sich über die Lautmalerei des Orchesters hebt. Fiebrige Erinnerungen und Visionen schütteln die Zurück gewiesene, während die Tonsplitter der Instrumente in ihre Seele schneiden. Am Ende steht keine kathartische Überhöhung aus Leid und Erlösung, sondern ein auswegloses Verstricken in Traumgebilden. Unverkennbar beeinflusst von den Erkenntnissen der Psychoanalyse, die zum Ende des 19. Jahrhunderts schon zum Greifen nah in der Luft hingen, entwickelte Sciarrino, einer der wichtigsten und meistgespielten zeitgenössischen Komponisten, einen (klang-)expressiven »Anti-Lohengrin«.

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