Intro

Oper
Stücktrailer

Die Passagierin

Oper von Mieczysław Weinberg

»Wenn eines Tages eure Stimmen verhallt sind, dann gehen wir zugrunde«, ruft sich Marta am Ende von Weinbergs »Die Passagierin« ihre Verantwortung ins Gedächtnis und gedenkt damit all jener, die im KZ Auschwitz umgebracht wurden. Sie selbst war als junge Frau dem Todeslager entkommen. Jahre später begegnet die ehemalige SS-Aufseherin Lisa auf einer Schiffsreise einer Passagierin, in der sie die damals internierte Marta erkennt. Für Lisa dringt schlagartig die sorgfältig verschwiegene Vergangenheit in die angestrengt befriedete Gegenwart ein und ruft ihr ihre Rolle im KZ in Erinnerung: Damals versuchte sie Marta zu ihrem Spielball zu machen, um sie schließlich doch dem Tod auszuliefern.

Basierend auf der autobiografischen Novelle der polnischen Autorin Zofia Posmysz vollendete Mieczysław Weinberg 1968 seine heute bekannteste Oper über Verdrängung, Schuldgefühle und den Umgang mit der eigenen Vergangenheit. Erst 2006 fand die Uraufführung dieses Werkes statt, das in so klaren Bildern und Worten die Schrecken des Konzentrationslagers vorführt, wie sie bisher kaum in einem Bühnenstück dargestellt wurden. In die intensive Atmosphäre von Weinbergs dunklen, zwölftönigen Orchesterklängen brechen wie Hoffnungsschimmer lyrische Passagen, die von der Vergangenheit und dem Leben nach Auschwitz erzählen – einem Leben, das die meisten Gefangenen nicht mehr erfahren sollten. Was überdauert, sind die Erinnerungen an die Ermordeten, auf denen Weinberg ein eindringliches Mahnmal gegen das Verschleiern und Vergessen errichtet.

Premiere 24. Juni 2017