»Semper!«-Magazin

ZWEI 2023/24

Vorwort

Liebes Publikum,

Zu Hause an der Copacabana war es für mich als Kind immer eine Wonne, den Sonnenaufgang zu beobachten. In der portugiesischen Sprache heißt diese Metamorphose der Natur »ALVORECER«. Dieses von kreativer Energie durchdrungene Bild ist inzwischen zu meiner Lebenseinstellung geworden, weshalb ich es auch der Spielzeit 2023/24 vorangestellt habe.

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Der Gedanke des Wandels zeichnet sich unter anderem in unseren ersten beiden Premieren ab: Zunächst wird der in Dresden bereits bekannte schwedische Choreograf Johan Inger am 9. Dezember eine Neukreation mit dem Semperoper Ballett und der Sächsischen Staatskapelle auf die Bühne bringen: »Schwanensee«. Ingers Deutungsansatz ist neuartig, dient ihm doch das deutsche Volksmärchen »Der geraubte Schleier« als Vorlage – eine weniger bekannte Quelle der »traditionellen« Version dieses Ballettklassikers. Auch diese Liebesgeschichte handelt von Transformation, denn es geht um das wiederkehrende Motiv einer jungen Frau, die sich mit Hilfe eines magischen Schleiers in einen Schwan verwandeln kann.

Darüber hinaus können wir am 15. Dezember in Semper Zwei eine Uraufführung für Familien präsentieren, die eine Brücke zum 125. Geburtstag des Dresdner Autors Erich Kästner im Jahr 2024 schlägt: »Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee « ist ein Auftragswerk, komponiert von Gordon Kampe, das Kästners bildhaften Kinderroman in lebendige Tanztheater-Episoden verwandelt. Besonders freue ich mich, dass der dem Semperoper Ballett eng verbundene Choreograf Raphaël Coumes-Marquet das Libretto von Manfred Weiß szenisch und tänzerisch gestalten wird.

»ALVORECER« impliziert das Erwachen des Morgens und steht für körperliche wie auch geistige Frische, um beschwingt und neugierig in den Tag zu starten. In diesem Sinne lade ich Sie herzlich zur Neuentdeckung des Semperoper Ballett in der Spielzeit 2023/24 ein und freue mich darauf, Sie bald in unseren Spielstätten begrüßen zu dürfen!

Ihr
Marcelo Gomes
Künstlerischer Leiter des Semperoper Ballett


Premiere

Premiere

Schleierhaft – »Schwanensee« reloaded

Mit »Carmen« und »Peer Gynt« stellte der schwedische Choreograf Johan Inger bereits sein Talent für vielschichtige Literaturadaptionen und eine tiefgründige Personenführung unter Beweis. Nun deutet er einen Klassiker der Ballettgeschichte völlig neu.

Heutzutage reicht allein der Titel dieses am 4. März 1877 in Moskau uraufgeführten Balletts aus, um einen Kurzfilm über das klassische Ballett vor dem inneren Auge abzurufen. Dessen Inhalt dreht sich um eine verzauberte Prinzessin, die die Gestalt eines Schwans annimmt und deren Fluch nur durch die aufrichtige Liebe eines Mannes gebrochen werden kann. Spätestens seit dem Erscheinen des filmischen Psychothrillers »Black Swan« (2010), in der Regie von Darren Aronofsky, ist zumindest der dämonische Gegensatz zwischen den beiden weiblichen Hauptfiguren von »Schwanensee«, Odette und Odile, einer jüngeren Publikumsgeneration bekannt. Verbunden war der Kern dieser Filmhandlung mit einer besonderen Herausforderung aus der realen Ballettwelt – der Kunst, beide Damenfiguren von einer einzigen Ballerina tanzen zu lassen, wie dies z.B. bereits 1895 bei der Uraufführung der zweiten Fassung von »Schwanensee« geschehen war. Die dualistische Spannung zwischen diesen weiblichen Figuren macht auch die filmische Klimax in »Black Swan« aus – eine darstellerische Leistung, der sich die israelisch-amerikanische Schauspielerin Natalie Portman als Hauptakteurin des Films erfolgreich stellte und für die sie sogar den Oscar gewann. Tänzerisch hatte sie sich für ihre Doppelrolle von der ehemaligen Senior Ballettmeisterin des Semperoper Ballett, Olga Kostritzky, unterrichten lassen.

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DIE GENESE IM 19. JAHRHUNDERT

Der »Black Swan« zugrunde liegende Bühnenstoff reicht tief in die russische Sagen- und Märchengeschichte zurück. Man kann davon ausgehen, dass Pjotr I. Tschaikowsky (1840–1893) sich davon sowie von der künstlerischen Vision von einem Ballett über junge Menschen, die durch magische Kräfte bedroht werden, für sein klassisches Ballett inspirieren ließ. Im Sommer 1871 befasste sich der russische Komponist erstmals näher mit dem Schwanen-Stoff. Auf dieser Basis kreierte er ein Kammerballett, das bereits damals von dem Leidensmotiv rund um Odette geprägt war, und führte es im privaten Rahmen auf. Erst 1875 erhielt Tschaikowsky jedoch vom Kaiserlichen Theater in Moskau den Kompositionsauftrag für ein Schwanen-Ballett. Im Sommer 1876 hatte der Komponist bereits die ersten beiden Akte skizziert; im Frühjahr 1877 folgte schließlich die Fertigstellung seiner Partitur. Schon im April 1876 fand am Bolshoi-Theater in Moskau eine Probe des erten Aktes von »Schwanensee« unter der Leitung des österreichischen Choreografen Wenzel Reisinger (1828–1893) statt. Der einstige Tänzer und Ballettmeister arbeitete dort seit 1871. Für seine Uraufführung hatte er bereits einige musikalische Bearbeitungen vorgenommen, wobei aber auch die »finale« Ballettfassung, die mehrere Jahre im Repertoire verblieb, noch Veränderungen erfuhr.

Die mittlerweile als »traditionell« erachtete Version von »Schwanensee« war allerdings erst am 27. Januar 1895 am Mariinsky-Theater in St. Petersburg zu erleben. Während sich Riccardo Drigo (1846–1930) dieser zweiten Fassung musikalisch widmete, entstammt sie inszenatorisch der choreografischen Doppelspitze aus Lew Iwanow und Marius Petipa: Ersterer nahm sich der dezenten »weißen Akte« an, die sich inhaltlich auf die »Schwäne«, d.h. die von den Damen des Corps de Ballet dargestellten, nicht-menschlichen Wesen, konzentrierten. Ihr Bewegungsschema charakterisierte vor allem Flügelschläge imitierende Armbewegungen, zarte Arabesques und ein ausgeklügeltes Bewegungskonzept für den Bühnenraum. Diese Choreografie kontrastierte mit den Szenen, die Petipa gestaltete: den Hof des Prinzen sowie dessen Geburtstagsfeier. Neben Pantomime standen hierbei Divertissements mit prunkvollen Nationaltänzen im Vordergrund.

»DER GERAUBTE SCHLEIER«

In der berühmten »Habanera« aus Georges Bizets Oper »Carmen« setzt die Hauptfigur die selbstlose Liebe zwischen zwei Menschen mit der Freiheit eines wilden Vogels gleich, der nur aus freien Stücken und durch das ihm entgegengebrachte Vertrauen bei jemandem bleibt. Ein ähnliches Bild vermittelt sich auch durch das Märchen »Der geraubte Schleier«, das der Thüringer Literat Johann Karl August Musäus in den dritten Band seiner Sammlung »Volksmärchen der Deutschen« (1784) aufgenommen hatte und dessen sich Wenzel Reisinger höchstwahrscheinlich für seine Ur-Fassung von »Schwanensee« bediente. Sich auf diesen Teil der Entstehungsgeschichte des Ballettes berufend, greift der schwedische Choreograf Johan Inger für seine Neuinterpretation auf diese literarische Vorlage zurück, anstatt die bekannte Geschichte um Odette und Odile zu erzählen. Von zentraler Bedeutung für die Dresdner Neukreation ist nämlich die Thematik des »Stutzens von Flügeln« im Sinne einer gewaltsamen Freiheitsberaubung und einer erzwungenen Abhängigkeit. Das zugrunde liegende Märchen umspannt zwei Generationen und kreist um zwei Paare, deren weibliche Parts sich jeweils mit Hilfe eines Schleiers in einen Schwan verwandeln können. Diese magische Fähigkeit macht den Reiz der beiden weiblichen Hauptfiguren in »Der geraubte Schleier« aus. Einmal im Jahr nehmen sich die Schwanenwesen die Freiheit, aus ihrem Alltag als Menschen auszubrechen und fliegen zu einem fernen See, um sich in dessen verjüngend wirkendem Wasser zu erfrischen – ein deutliches Zeichen für weibliche Autonomie. Anschließend kehren sie wieder in ihre Heimat zurück. Genau dieser »Ausflug« wird den Schwanenjungfrauen in dem Märchen zum Verhängnis. Die »Liebesgeschichte« zwischen einem adeligen Mann und einem Schwanenwesen ereignet sich zwei Mal. Der erste der beiden männlichen Hauptcharaktere zerreißt den Schleier seiner Ehefrau, was einer unumkehrbaren Beschneidung ihrer Flugfedern gleichkommt. Auf diese Weise »kettet« er seine Gattin förmlich an sich und raubt ihr obendrein die intellektuelle Freiheit, sich für ein alternatives Dasein als Schwan zu entscheiden. Auch der Sohn dieses Schwanenwesens »bindet « eine Schwanenjungfrau an sich: Er entwendet und versteckt deren Schleier, als sie mit Gleichgesinnten in einem See badet. Anschließend gibt sich der Räuber als vermeintlicher Retter aus, indem er die nun »flügellos« Zurückgebliebene bei sich aufnimmt. Nach einiger Zeit gelingt es ihr jedoch, ihre Freiheit – den Schleier – zurückzuerobern und davonzufliegen.

DER SYMBOLGEHALT

Nicht zuletzt durch Richard Wagners »Lohengrin« bekannt, gilt der Schwan als Sinnbild für Reinheit und Treue sowie als ein »Tier zwischen den Welten «, weil es zu Wasser, zu Land und in der Luft beheimatet scheint. Musäus’ Märchen zufolge ist auch eine Schwanenjungfrau ein magisches Zwischenwesen, ist doch explizit von »Luftgeistern« die Rede. Dieses Bild liegt auch in der Tradition des Handlungsballettes – denkt man beispielsweise an andere Bühnenwerke wie »Giselle« (1841) oder »La Bayadère « (1877). In letzterem Ballett spielt auch das Accessoire des Schleiers eine tragende Rolle – ein Requisit, das spätestens seit dem berühmten »Tanz der sieben Schleier« aus dem Einakter »Salome« (1905) von Richard Strauss im Zusammenspiel mit Tanz aufgrund seiner Zartheit und Transparenz gern mit Sinnlichkeit, Weiblichkeit und einem Hauch von Voyeurismus assoziiert wird. Durch sein zentrales Thema verweist »Der geraubte Schleier« auf mythologische Motive wie das nordische Wölundlied aus der »Edda« oder die Sagen um Diana und Actaeon sowie um Jupiter und Kallisto aus Ovids »Metamorphosen«. Wörtlich erwähnt wird in »Der geraubte Schleier« auch die Liaison des zum Schwan gewordenen Jupiters mit Leda und die göttliche Gabe deren weiblicher Nachkommen, sich in Schwäne zu verwandeln.

Berücksichtigt man die Entstehungszeit des Märchens, so ist auch das gesellschaftliche Rollenbild von Frau und Mann jener Zeit zu beachten, das noch keine Gleichberechtigung vorsah. Vielmehr dominierte der »männliche Blick« auf den Alltag. Dies sorgte auch für die Verbreitung von Stereotypen wie der »femme fatale« oder auch der »Prima Ballerina« – Weiblichkeitsbildern, die eher das Wunschdenken als die Realität widerspiegelten, in der die Rolle der Frau alles andere als vordergründig war.

All diese Kriterien machen »Der geraubte Schleier« zu einer, aus historischer Perspektive, »idealen« Vorlage für ein Handlungsballett. Johan Inger erkannte dieses Potenzial: »Unser Konzept verknüpft die Vergangenheit – den Zeitgeist von Musäus – mit der Gegenwart. Es gibt leider seit jeher Beziehungen, die mit Manipulation und Gewalt verbunden sind.« Nun kreiert Inger gemeinsam mit Produktionsdramaturg Gregor Acuña-Pohl und seinem Kreativteam zu Tschaikowskys Ballettmusik eine zeitgenössische Lesart von »Schwanensee« und lädt dazu ein, Liebe, Freiheit und Respekt zu reflektieren und gleichzeitig großen Emotionen nachzuspüren. 

Regina Genée

»Wenn Du versuchst, jemanden zu verändern, zu kontrollieren oder abzuwerten, dann liebst Du ihn nicht wirklich.«

JOHAN INGER

Ansichten

Ansichten

Turandot

Die französische Regisseurin Marie-Eve Signeyrole steht mit ihren vielseitigen Arbeiten in Oper, Theater und Film für eine kraftvolle Sprache, die aktuelle Themen aufgreift. So auch in Ihrer aktuellen Inszenierung von »Turandot«. Es ist ein initiiertes Spiel auf Leben und Tod: Jeder Bewerber um ihre Hand muss drei Rätsel lösen. Kann er das nicht, wird er hingerichtet. Giacomo Puccinis letzte Oper ist ein vielschichtiges Klangkunstwerk von großer emotionaler Wucht, musikalischer Farbenpracht und in ihrem der chinesischen Melodik entlehnten Musikkolorit einzigartig.

Nahaufnahme

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Dias de los muertos

Tod, Trauer und Traum sind die Themen von Erich Wolfgang Korngolds »Die tote Stadt«. Der Raum, in dem der Protagonist Paul lebt, ist sein Gedankenort an seine verstorbene Frau. Nicht nur ein Teil ist für seine Trauer reserviert – jedes Detail atmet die Erinnerung an die Tote. Jeder Tag scheint ein »Dias de los muertos« zu sein. Auf den Bühnenraum scheint sich Staub gelegt zu haben. Auch in der Musik der Korngold-Oper klingt die Lebens-Melancholie in jedem Takt an. Der Dirigent Dmitri Jurowski meint dazu: »Das Werk ist zu vergleichen mit einem Spinnennetz, das dennoch eines bleibt, auch wenn die Fäden manchmal wirken wie schwere Drahtseile.«

Premiere

Premiere

Am 35. Mai ist alles möglich!

Zum Auftakt ins Kästnerjahr anlässlich des 125. Geburtstages des beliebten Dresdner Autors feiert das Tanztheater von Raphaël Coumes-Marquet und Gordon Kampe »Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee« seine Uraufführung in Semper Zwei

Ich packe meinen Koffer und nehme mit: ein rollschuhfahrendes Zirkuspferd, Kirschkuchen mit Senf als Proviant und ein Hausaufgabenheft. Klingt nach Quatsch mit Soße? Nicht für den jungen Konrad, der in dieser Redewendung wohl eher eine der spektakulären Essenskreationen seines Onkels Ringelhuth vermuten würde. Wie jeden Donnerstag treffen sich Onkel und Neffe nach Schulschluss in der Glacisstraße in der Dresdner Neustadt und begeben sich heimwärts, wo schon der Kochschinken mit Schlagsahne wartet. Doch etwas anderes als die nahende ungewöhnliche kulinarische Kreation bekümmert Konrad: Ausgerechnet einen Aufsatz über die Südsee soll er schreiben und zu allem Übel muss dieser schon morgen fertig sein. Bei Weitem keine leichte Aufgabe für den eher mathematisch veranlagten und dafür weniger sprachbegabten Schüler.

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Welch eine glückliche Fügung also, dass sie Kaballo, einer Pferdedame mit guten Kontakten zu einem Reisebüro, begegnen, die Konrads Fantasie auf die Sprünge zu helfen weiß, indem sie in Nullkommanichts eine Pauschalreise in die Südsee arrangiert. Einmal durch Ringelhuths alten Schrank im Flur geklettert, geht es für das Trio bloß immer geradeaus, bis es in rekordverdächtigen zwei Stunden das paradiesische Südseeziel erreichen soll. Ihr Ausflug führt die drei in ein irrwitziges Abenteuer durch den wundersamsten aller Breitengrade: Sie bereisen das ausgesprochen appetitliche Schlaraffenland, werden Zeugen eines Duells der Giganten, durchqueren die verkehrte Welt für schwer erziehbare Erwachsene, lassen sich von der vollautomatischen Stadt Elektropolis bedienen und sind dann endlich am Ziel …


DIE KUNST, AUF EIGENEN BEINEN ZU STEHEN

Ganze viereinhalb Jahre ist es her – noch vor der Corona-Pandemie –, dass die Studiobühne Semper Zwei zuletzt ihre Türen für das Ballettpublikum geöffnet hatte. In Kombination mit dem bevorstehenden 125-jährigen Geburtstag Erich Kästners haben es sich der Choreograf Raphaël Coumes-Marquet, der Komponist Gordon Kampe und der Librettist Manfred Weiß sowie Frauke Spessert (Kostüme) und Arne Walther (Bühnenbild) daher zur Aufgabe gemacht, dem berühmten Dresdner Autor zu huldigen und ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das ein junges Publikum ab sechs Jahren und jeden, der Freude an Verrücktheiten und Unfug hat, in die bunte Bilderwelt von Kästners Kindergeschichte entführt.

Wie passend, hätte Erich Kästners Karriere als Kinderbuchautor doch ursprünglich gar nicht mit seinem Erfolgsroman »Emil und die Detektive«, sondern mit eben jenem Südseestoff beginnen sollen. Er selbst kommentiert diese unverhoffte Entwicklung in seinem Vorwort folgendermaßen: »Eigentlich hatte ich ein ganz anderes Buch schreiben wollen. Einen richtigen Südseeroman hatte ich vor. Und die ersten drei Kapitel waren sogar schon fix und fertig. Plötzlich wusste ich nicht mehr, wie viel Beine ein Walfisch hat! Ich legte mich längelang auf den Fußboden, weil ich da am besten nachdenken kann, und dachte nach. Aber diesmal half es nichts. Mein Südseeroman – und ich hatte mich so darauf gefreut! – scheiterte also sozusagen an den Beinen des Walfisches. Und nun liegen die ersten drei Kapitel bei mir zu Hause unter dem Tisch, damit er nicht wackelt. Aber ist das vielleicht die richtige Beschäftigung für einen Roman, der in der Südsee spielt?« Wohl kaum, doch bis »Der 35. Mai« von diesem traurigen zwischenzeitlichen Schicksal erlöst werden sollte, dauerte es weitere drei Jahre, bis Erich Kästner 1931 schließlich seine quirlige Unsinnsgeschichte vollendete.

DER FANTASIE SIND KEINE GRENZEN GESETZT

Fast ein ganzes Jahrhundert später lädt die Uraufführung des Tanztheaters »Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee« das Publikum also dazu ein, gemeinsam mit Konrad der nunmehr grauen Jahreszeit zu entfliehen und sich auf eine fantastische Reise in wärmere Gefilde zu begeben.

Konzentriert in mehreren illustrativen Episoden fängt Raphaël Coumes-Marquet die Essenz der eigenartigen Welten tänzerisch ein und verleiht ihnen einen individuellen Charakter. Der frühere Ballettmeister, langjährige Solist des Semperoper Ballett und ehemalige künstlerische Koordinator für die Spielstätte Semper Zwei choreografierte ebenda schon das jüngste Tanzstück »Alice – Eine Reise ins Wunderland«. Bestens mit der besonderen Bühne vertraut, macht er sich die Intimität des Raumes ein weiteres Mal zunutze und arbeitet mit einer subtilen Bewegungssprache voller nuancierter Details für den aufmerksamen Zuschauer. Es geht aber auch hoch her: Rasante Aktion sowie stetig variierende Motive, inspiriert von der Farbenpracht und Artistik des Zirkus’ und berauschenden Musicalwelten, heben sich von der klassischen ›eher ballettartigen‹ choreografischen Sprache ab. Nicht minder mitreißend als der Tanz ist die außergewöhnliche Musikneuschöpfung des unter anderem in puncto Kindermusiktheater versierten Gordon Kampe. Als Auftragswerk für die Semperoper hat der mehrfach ausgezeichnete Komponist der literarischen Vorlage ein musikalisches Gewand voller besonderer lautmalerischer Klänge auf den Leib geschneidert. Neun Tänzer*innen und ein Sänger bringen das Kaleidoskop aus Tanz, Gesang und Sprechtext in der Kulisse von Arne Walther zum Schillern.

Eines verheißt die bevorstehende Tanztheater-Premiere allerdings schon jetzt: Mit der Hilfe anderer und einer gehörigen Portion Fantasie wird fast jedes noch so große Hindernis auf einmal ganz klein. Es handelt sich um ein Stück über die Kraft der Imagination und darüber, dass, wenn man nur daran glaubt, an manchen Tagen eben alles möglich ist. Und wer sagt, den 35. gibt es nie, der hat einfach zu wenig Fantasie! 

Emma Petersen

kurz und bündig

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Audiodeskription

Die Semperoper bietet zukünftig Audiodeskriptionen zu ausgewählten Vorstellungen an. Jede Vorstellung mit Audiodeskription hat dabei einen speziellen Vorlauf, der in der Regel eine taktile Bühnenführung (das Ertasten von Requisiten und Kostümen) und eine blindengerechte Stückeinführung beinhaltet. Professionelle Sprecher*innen beschreiben per Empfangsgeräten und Kopfhörern während der Vorstellungen die visuellen Vorgänge auf der Bühne.

Weitere Infos

2x2 Fragen

2 x 2 Fragen

... an Johannes Kammler

Der Bariton Johannes Kammler gibt als Il Conte d’Almaviva in »Le nozze di Figaro/ Die Hochzeit des Figaro« sein Hausdebüt an der Semperoper Dresden

AN DER SEMPEROPER DRESDEN SIND SIE ERSTMALS ALS IL CONTE D’ALMAVIVA ZU GAST. WORAUF FREUEN SIE SICH BESONDERS?

Ganz besonders freue ich mich tatsächlich auf mein Hausdebüt an diesem geschichtsträchtigen und wunderschönen Opernhaus. Außerdem ist es immer großartig, mit altbekannten Freund*innen und Kolleg*innen die Bühne zu teilen, was der Fall sein wird, und natürlich auch neue Freund*innen dazuzugewinnen.

 

IN MOZARTS OPER WERDEN DIE FIGUREN MIT IHREN SEHNSÜCHTEN, FRAGWÜRDIGEN MORALVORSTELLUNGEN UND IHRER GEFÜHLTEN EINSAMKEIT KONFRONTIERT. INWIEFERN GILT DIES FÜR IHRE ROLLE?

Hinter dem ganzen »Bösen«, das man zunächst im Grafen sieht, steckt ganz klar eine große Sehnsucht nach Vertrauen, Wärme und Verständnis. Er ist im Grunde sehr einsam. Die Beziehung zur Gräfin ist nicht optimal, was wegen seiner fragwürdigen Moralvorstellungen und Fehlentscheidungen größtenteils sein Fehler ist. Ganz nach dem »ius primae noctis«, dem Recht der ersten Nacht, ist der Graf überzeugt, dass Susanna ihm gehören sollte und sieht darin auch überhaupt nichts Falsches, worunter er im Endeffekt selbst leidet. Anstatt seine eigene Lebensphilosophie zu hinterfragen, neigt er zu Wutausbrüchen und Rachegelüsten, was in seiner Arie im dritten Akt zu hören ist. Doch zuletzt fällt er doch in Reue und entschuldigt sich mit »Contessa, perdono« bei der Gräfin.

WANN HABEN SIE DIE ROLLE DES GRAFEN ERSTMALS GESUNGEN? WELCHE HERAUSFORDERUNGEN BRINGT DIESE PARTIE MIT SICH?

Bereits im Studium und in meiner Bachelor-Prüfung habe ich Ausschnitte dieses Meisterwerkes gesungen. In der Partie des Grafen stand ich dann 2019 an der Stuttgarter Oper erstmals auf der Bühne. Eine Herausforderungen dieser Partie ist meiner Meinung nach die Persönlichkeitsentwicklung des Grafen darzustellen: von der Herrschsucht, der Wut und der gewaltvollen Aneignung hin zu Demut, Einsicht und Reue.

 

IST AM ENDE DER GRAF SO ETWAS WIE DIE VORWEGNAHME DES VERMÖGENDEN, ALLEIN AN SEINEM STATUSERHALT INTERESSIERTEN, DOCH ANSONSTEN VÖLLIG IGNORANTEN BÜRGERS?

Der Graf ist tatsächlich sehr an seinem Statuserhalt interessiert – vielleicht zu viel –, jedoch glaube ich nicht, dass er vollkommen ignorant ist. Das zeigt uns das Finale im vierten Akt, wo er seinen Stolz und seine Arroganz vergisst und sich öffentlich und, wie ich glaube, aufrichtig bei seiner Frau entschuldigt. Das gibt doch Hoffnung auf bessere Zeiten und zeigt dem Publikum eine positive Entwicklung dieses Charakters.  

kurz und bündig

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Die Ballettbroschüre der Spielzeit 2023/24

»ALVORECER« dieses portugiesische Wort kann mit »Aufbruch« übersetzt werden und steht laut Marcelo Gomes für eine Lebenseinstellung, neue Möglichkeiten und Tatendrang. Die neu erschienene Ballettbroschüre mit dem gleichnamigen Titel lässt Kolleg*innen, Wegbegeleiter*innen und Ensemblemitglieder Marcelo Gomes’ zu Wort kommen und widmet der Company Bilder und Raum. Erschienen ist die neue Broschüre am 12. Oktober zur Wiederaufnahme von »Ein Sommernachtstraum«.

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Ansichten

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Powder Her Face

Die Kammeroper »Powder Her Face« von Thomas Adès in der Inszenierung von Georg Schmiedleitner feierte am 20. Oktober 2023 Premiere in Semper Zwei. In acht Bildern wird rückschauend und geschickt zwischen Imagination und Erinnerung changierend, das lustvolle wie skandalträchtige Leben der Upperclass-Lady Margaret Campbell, Duchess of Argyll geschildert. Als Dutches zu erleben ist die Sopranistin Mary Plazas die in dieser Rolle an der Semperoper debütierte.


Staatskapelle

Staatskapelle

»Goldglanz und Schattenwürfe« – der Jubiläumsband zum 475. Kapellgeburtstag

Aus Anlass ihres 475-jährigen Jubiläums hat die Sächsische Staatskapelle Dresden in einer umfangreichen Publikation die letzten 100 Jahre ihrer Geschichte wissenschaftlich aufarbeiten lassen

Vor genau 100 Jahren, im Weimarer Krisenjahr 1923, entstanden unter dem damaligen Generalmusikdirektor Fritz Busch die ersten Tonaufnahmen der Sächsischen Staatskapelle. Dank Rundfunk und Schallplatte drang der vielgerühmte Klang der Staatskapelle bald in alle Welt. Die Aufnahmen sollten ein Jahrhundert einläuten, in dem Glanz und Schatten aufeinandertrafen: technologischer Fortschritt und politische Umbrüche, Phasen staatlicher Instrumentalisierung und der Ausbau der internationalen Tourneetätigkeit.

Der Jubiläumsband »Goldglanz und Schattenwürfe« versammelt vier Beiträge von fünf Autor*innen, in denen die Geschichte dieses bewegten Jahrhunderts lebendig wird.

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Tobias Niederschlag, von 2003 bis 2017 Konzertdramaturg der Staatskapelle, bereitet die nun volle hundert Jahre währende Aufnahmetätigkeit der Kapelle im ersten Beitrag des Bandes kundig auf und schlägt den Bogen vom Beginn der Wirkungszeit Fritz Buschs bis zur Ära des amtierenden Chefdirigenten Christian Thielemann. Die übrigen Beiträge nehmen drei Phasen dieser ereignisreichen Zeit unter die Lupe: Susanne Popp behandelt die Ära des Generalmusikdirektors Fritz Busch, die 1933 mit seiner Vertreibung durch Nationalsozialisten aus den Reihen der Staatstheater endete. Sören Frickenhaus und Wolfgang Mende erforschen auf breiter Quellenbasis die Geschichte der Staatskapelle im Nationalsozialismus, die auch aufgrund der bei der Zerstörung Dresdens im Februar 1945 verlorenen Aktenbestände bislang nicht ausführlich aufgearbeitet wurde. Der Historiker Friedemann Pestel untersucht in seinem Beitrag die widersprüchlichen vier Jahrzehnte Kapellgeschichte von 1949 bis 1990 und legt damit die erste Einzeldarstellung der DDR-Geschichte eines führenden Orchesters vor.

»Wir möchten mit der vorliegenden wissenschaftlichen Aufarbeitung unserer jüngeren Vergangenheit ein Zeichen setzen: Auch diese Zeiten gehören zu unserer Geschichte. Die Sächsische Staatskapelle war immer und ist auch heute Teil der Gesellschaft. Diese Geschichte in all ihren Facetten offenzulegen, ist deshalb zugleich Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung«, kommentiert der Orchestervorstand den Jubiläumsband. 

Die Publikation »Goldglanz und Schattenwürfe« ist im Buchhandel, im Opernshop, in der Schinkelwache sowie online erhältlich.

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Freitext

Von dem Wahne dich zu heilen, Denn nur Wahn ist Liebestreue, Musst du meine Ansicht teilen, Täglich lieben eine Neue.

Adina

In Gaetano Donizetti »L’elisir d’amore / Der Liebestrank« erlebt man amüsante Liebeswirren und einen zweifelhaften Wundertrank, aber auch das erwachende Selbstvertrauen eines jungen Liebhabers und die Frage nach dem Grund für wahre Liebe. Es erzählt von der inneren Wandlung zweier Menschen, die durch ihre emotionale Entwicklung auch soziale Schranken überwinden können. Regisseur Michael Schulz inszeniert auf der Bühne eine hochmütige, gefühlskalte Gesellschaft, die mithilfe des »Liebestranks« und mit zahlreichen Überraschungseffekten wieder die Fähigkeit erlangt zu leben und zu lieben.

Gaetano Donizetti, »L’elisir d’amore/ Der Liebestrank«

Historisches Archiv

Treuer Anwalt der Sächsischen Staatskapelle

Anlässlich des 475. Kapelljubiläums betrachtet eine Ausstellung in den Foyers der Semperoper die letzten hundert Jahre der Kapellgeschichte aus der Perspektive ausgewählter Kapellmitglieder. Einer von ihnen war Konzertdramaturg Eberhard Steindorf.

Der langjährige Konzertdramaturg Eberhard Steindorf galt nicht nur als unschlagbarer Kenner der Sächsischen Staatskapelle und ihrer traditionsreichen Orchestergeschichte, sondern auch als kreativer Konzertprogrammgestalter und kompetenter Gesprächspartner in Begegnungen mit dem Publikum. Man schätzte sein immenses Fachwissen und seine menschlich integre und zuvorkommende Arbeitsweise, die durch große Bescheidenheit geprägt war. Zu Recht wurde er 2013 zum Ehrenmitglied der Sächsischen Staatskapelle Dresden ernannt.

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In Leipzig geboren, studierte Eberhard Steindorf Kirchenmusik und Musikwissenschaft in Dresden und Leipzig. Nach Anstellungen als Musikdramaturg in Eisleben und Chemnitz war er zunächst als Gast und ab 1971 bis 2004 als fester Konzertdramaturg der Sächsischen Staatskapelle tätig. Seit 1987 übernahm er zusätzlich die Positionen des Konzertmanagers und des Leiters des Konzertwesens an der Semperoper. In dieser langen und intensiven Arbeitsphase wurde Eberhard Steindorf zu einem kenntnisreichen Spezialisten in allen Belangen des Orchesters und lenkte die Geschicke der Staatskapelle für 35 Jahre quasi aus dem Hintergrund. Er beriet die jeweiligen Chefdirigenten Herbert Blomstedt, Hans Vonk, Giuseppe Sinopoli oder Bernhard Haitink und nahm u.a. als deren persönlicher Referent Einfluss auf wichtige personelle Entscheidungen hinsichtlich der Gastdirigenten oder auch auf die Programmgestaltung der Staatskapelle im In- und Ausland. In seinem ureigensten Aufgabengebiet als Konzertdramaturg versah er jedes Programmheft mit einem sorgfältig recherchierten und analytischen Text zur Musik. Eberhard Steindorf förderte und begleitete außerdem die Reisetätigkeit und die damit einhergehende internationale Bekanntheit der Staatskapelle durch intensive Kontakte zu Konzertagenturen in Europa, Asien und Nordamerika. Dies war für die umfangreichen Orchester- Aufnahmen mit namhaften Dirigenten und Solisten von großer Bedeutung.

Bezeichnenderweise wählte die Kapelle Eberhard Steindorf im Oktober 1979 in den Kammermusikbeirat, trug ihm dessen stellvertretenden Vorsitz an und machte den Musikwissenschaftler, der strukturell eigentlich nicht zu den ausübenden Instrumentalisten gehörte, damit zum »Geheimen Kapellmitglied«. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand 2004 erhielt Steindorf als »treuer Anwalt der Kapelle« viele persönliche Dankesbekundungen. Solocellist Friedwart Dittmann betonte damals, dass Steindorf während »seines langen Wirkens an unserem Haus zum größten Spezialisten für unser Orchester geworden« sei. »Sein Hören war dabei nicht nur das analytische eines Musikwissenschaftlers, er hörte immer auch mit dem Herzen eines Musikers!« Neben den vielen Tätigkeiten im Dienst der Kapelle widmete sich Eberhard Steindorf intensiv dem musikwissenschaftlichen und pädagogischen Arbeiten. Er übernahm von 1976 bis 1989 einen Lehrauftrag für Musikgeschichte an der Musikhochschule Carl Maria von Weber Dresden und gab sein immenses Wissen an Studierende weiter. Weiterhin erschloss er zahlreiche Partituren aus dem historischen Kapell- Fundus der Sächsischen Landesbibliothek für die Wiederaufführung und veröffentlichte mehrere Bücher und Schriften über die Staatskapelle. Bereits Pensionär promovierte er 2016 an der Dresdner Musikhochschule und verfasste ein zweibändiges Werk über die Konzerttätigkeit der Königlichen musikalischen Kapelle zu Dresden von 1817 bis 1918 – ein umfangreicher Abriss auf rund 2.200 Seiten über die europäische Orchesterkultur und -praxis. Eberhard Steindorf ist in seiner langjährigen Tätigkeit im Dienst der Kapelle zu einer Instanz geworden. Das 475. Jubiläum der Sächsischen Staatskapelle konnte er nicht mehr erleben. Er verstarb am 27. Juli 2023. 

Katrin Rönnebeck

AUSSTELLUNG
»Die Sächsische Staatskapelle persönlich«
in den Foyers der Semperoper, 23. September – 22. November 2023


Education

Semperoper Education

Samstags in der Semperoper

Die Opernwerkstatt für junge Menschen zwischen 7 und 17 Jahren

Drei Stunden lang gehört die Bühne jungen Opernfans! Die Musiktheaterpädagoginnen erarbeiten gemeinsam mit den Teilnehmer*innen spielerisch den Inhalt des jeweiligen Stücks, schlüpfen in unterschiedliche Rollen, basteln, hören Musik, bewegen sich und erhalten so einen besonderen Einblick in die Ideen hinter der Inszenierung.

Dieses Format eignet sich bestens zur Vorbereitung eines Vorstellungsbesuchs. Selbst wer keine Tickets mehr für eine Vorstellung ergattern konnte, dem bleibt doch ein inspirierender Nachmittag.

Preis pro Opernwerkstatt 5 Euro pro Person
Kontakt und Anmeldung T +49 351 4911 456, E-Mail education@semperoper.de

Opernwerkstatt zu »Die Konferenz der Tiere«
Wer? Kinder zwischen 7 und 11 Jahren
Wann? Samstag, 4. November 2023, 15–18 Uhr

Opernwerkstatt zu »Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee«
Wer? Kinder zwischen 7 und 11 Jahren
Wann? Samstag, 9. Dezember 2023, 15–18 Uhr oder
Samstag, 16. Dezember 2023, 15–18 Uhr
Bei der Anmeldung bitte einen der beiden Termine auswählen.

Opernwerkstatt zu »Into the Woods/ Ab in den Wald«
Wer? Jugendliche ab 12 Jahren
Wann? Samstag, 16. März 2024, 14–17 Uhr


Opernvogel

Opernvogel

Südseeläufer

Wenn es schon einen Vogel gibt, der einen Teil des Titels einer unserer Premieren im Namen trägt, dann ist es fast zwingend, diesen hier zu unserem Opernvogel zu machen. Die Rede ist von einem endemischen Schnepfenvogel, der auf dem Tuamotu- Archipel in Französisch-Polynesien lebt und Südseeläufer heißt. Französisch-Polynesien liegt zwischen Neuseeland und Südamerika und besteht aus insgesamt 118 Inseln, die größte davon ist Tahiti. Der Südseeläufer ist ein etwa 16 Zentimeter großer, schmaler Vogel, ein Sandläufer. Seine bevorzugte Nahrung sind Insekten, Ameisen, Heuschrecken, Wespen und anderes Kleingetier, die er in Korallenschutt und Laubresten findet. Sein typischer Gesang ist nicht gerade operntauglich, eher ein hohes Pfeifen, eine Art »Meh«-Laut. Der Südseeläufer brütet meistens zwischen April und Juni, die Brutzeit kann jedoch von Atoll zu Atoll unterschiedlich sein. Die Eier, meist zwei Stück, sind weiß mit violetten und lila Flecken. Mittlerweile ist der kleine Vogel vom Aussterben durch die von Europäern eingeschleppten Ratten auf dem Archipel bedroht. Erster Schritt dem kleiner werdenden Bestand zu helfen, ist die Einrichtung von Biosphärenreservaten seitens der UNESCO auf dem Tuamotu-Archipel. Der Schutz gegen Ratten, die dem Sandläufer schaden, insbesondere seines offenen Brutgeleges, würde eine weitere Dezimierung der Art verhindern.

Raphaël Coumes-Marquet/ Gordon Kampe, »Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee«

Zuschauerfrage

KANN ICH MIT MEINEM KULTURPASS AUCH VERANSTALTUNGEN DER SEMPEROPER BESUCHEN?

Ja! Ab sofort stellt die Semperoper Dresden ein Kartenkontingent zum Preis von 20 Euro pro Ticket über die KulturPass-App zur Verfügung. Der KulturPass ist ein Angebot der Bundesregierung für alle, die 2023 ihren 18. Geburtstag feiern. Und so funktioniert’s: Ab ihrem 18. Geburtstag erhalten Jugendliche ein Budget von 200 Euro, das sie für Eintrittskarten, Bücher, CDs, Platten und vieles andere einsetzen können. So wird Kultur vor Ort noch einfacher erlebbar. Gleichzeitig stärkt das die Nachfrage bei den Anbietenden. Der KulturPass ist eine Initiative von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und wird sowohl vom Deutschen Bundestag als auch durch Finanzminister Christian Lindner finanziell unterstützt.

Sie fragen, wir antworten: Schicken Sie uns Ihre Fragen rund um die Semperoper per Post an Semperoper Dresden, Kommunikation & Marketing, Theaterplatz 2, 01067 Dresden oder per E-Mail an marketing@semperoper.de

Lieblingsmoment

Lieblingsmoment

... auf die Bühne zaubern und Märchen lebendig werden lassen

Es beginnt in den Proben, wenn der berühmte »Funke überspringt« und Sänger, Spieler und Musiker die Situationen mit Energie, Spaß und Leidenschaft füllen. Herrlich, wenn auf der Probe gelacht werden kann, ich liebe solche Momente. »Schneewitte« spielen wir seit 2017 in fast gleicher Besetzung, man kennt sich, kann sich aufeinander verlassen. Trotzdem ist es spannend, die Szene und die Musik immer wieder mit Gefühl und Fantasie zu neuem Leben zu erwecken. Als Stiefmutter die Zerrissenheit der »bösen Königin« zu gestalten, ist für mich ein besonderer Lieblingsmoment. Aber jeder Augenblick einer Vorstellung ist einzigartig und wunderbar. Wenn die Musiker zu »Sieben Zwergen« werden, sich Figuren verwandeln, wenn wir gut und böse, lustig und traurig sind, wenn Theater atmet und lebt und die Kinder, das Publikum mitreißt, dann wird die Bühne zum Märchenwald und verzaubert uns alle in einem einzigen großen Lieblingsmoment. Christiane Hossfeld, Solistin im Ensemble der Semperoper Dresden

Jens Joneleit, »Schneewitte«


Premierenrezept

Premierenrezept »Schwanensee«

Vögel für die Kaffeetafel

Süße Schwäne

ZUTATEN (für 8 Schwäne)
250 ml Milch, 1 Prise Salz, 60 g Butter, 150 g Mehl, 4 Eier, 300 ml Schlagsahne,  2 EL Vanillezucker, Puderzucker zum Bestäuben, eventuell Früchte oder Fruchtmus

Schwäne spielen in dieser Ausgabe unseres »Semper!«-Magazins eine tragende Rolle und sollen nun auch im kulinarischen Teil nicht fehlen. Dieses sehr einfache Rezept gewinnt erst durch die »Endverarbeitung«; hier ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Zunächst wird ein klassischer Brandteig hergestellt: Dazu Milch, Salz und Butter in einem Topf aufkochen lassen. Vom Herd nehmen und das Mehl auf einmal dazuschütten, gut unterrühren und den Teig zurück auf der Herdflamme kräftig rühren, bis sich der Teigkloß vom Boden löst und sich ein Belag gebildet hat. In eine Schüssel geben, abkühlen lassen, dann die Eier untermengen. Alles zu einem geschmeidigen, glatten Teig verkneten und anschließend in einen Spritzbeutel mit glatter Lochtülle füllen. Auf ein mit Backpapier belegtes Backblech acht ca. vier Zentimeter große Tupfer aufspritzen. Mit dem restlichen Teig acht »Zweien« für Hals und Schwänzchen aufspritzen. Im vorgeheizten Ofen (200°C Unter- und Oberhitze) 15 bis 20 Minuten goldbraun backen. Die »Zweien« eventuell ein wenig früher vom Blech nehmen. Den gebackenen Teig abkühlen lassen. Von den Kugeln einen kleinen Deckel abschneiden und auf den Kugeln liegend vollständig auskühlen lassen. Die Deckel anschließend halbieren und als »Flügel« beiseitelegen. Sahne mit Vanillezucker steif schlagen und in einen Spritzbeutel mit gezackter Tülle füllen. Etwa die Hälfte in die »Schwanenkörper« spritzen, jeweils eine »Zwei« leicht schräg daraufsetzen. Mit der restlichen Schlagsahne auffüllen, seitlich die Flügel anlegen und mit Puderzucker bestaubt servieren. Natürlich können die Schwäne nach Geschmack im unteren Teil mit ein paar Früchten oder Fruchtmus gefüllt werden, so oder so sind sie eine Bereicherung für jede Kaffeetafel!

Susanne Springer

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Archiv der Ausgaben des »Semper!«-Magazins bis zur Spielzeit 2011/12

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