»Semper!«-Magazin

EINS 2023/24

Vorwort

Liebes Publikum,

was gibt es Schöneres, als seine Zeit im Theater bei Konzert, Oper oder Ballett zu verbringen? Auch in der aktuellen Spielzeit – der sechsten und letzten meiner Intendanz – liegen wieder zahlreiche dieser gemeinsamen Momente vor uns.

Gleich zu Beginn starten wir mit Giacomo Puccinis letzter Oper »Turandot «. Sie entführt uns laut Libretto in ferne Zeiten und östliche Gefilde. In der Interpretation der französischen Regisseurin Marie- Eve Signeyrole, die sich damit zum ersten Mal an der Semperoper vorstellt, wird daraus ein höchst spannender Blick in unsere eigene Zukunft.

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In Semper Zwei wird es mit der Dresdner Erstaufführung von »Powder Her Face« von Thomas Adès hautnah und gegenwärtig. Regisseur Georg Schmiedleitner erzählt die einst skandaltaugliche Geschichte der Duchess of Argyll als eine berührende, komische und handfeste Parabel auf die Einsamkeit und Widerständigkeit einer Frau, die immer ihren eigenen Weg zu gehen wusste.

Das Semperoper Ballett bringt nach einer zweiten Serie des aktuellen Mehrteilers »White Darkness« mit Choreografien von William Forsythe, Sharon Eyal und Nacho Duato nach einigen Jahren wieder »Ein Sommernachtstraum« auf die Bühne zurück. Freuen Sie sich auf den wunderbar-atmosphärischen Ballettklassiker »The Dream« von Sir Frederick Ashton nach William Shakespeare zur Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy in Verbindung mit der poetischabstrakten Kreation »The Four Seasons« in der Choreografie von David Dawson zu Max Richters Neuinterpretation von Vivaldis »Vier Jahreszeiten«.

Und zu guter Letzt gibt es einen Geburtstag zu feiern! Die Sächsische Staatskapelle Dresden blickt auf satte 475 Jahre zurück. Das Veranstaltungsprogramm umfasst neben Ausstellung und Publikation viele musikalische Highlights vom Kammerabend, Aufführungsabend, über Festaufführungen von »Der Freischütz« unter der Musikalischen Leitung von Daniel Harding bis hin zum Sonderkonzert zum Gründungstag der Staatskapelle unter dem Dirigat von Christian Thielemann. Herzlichen Glückwunsch! 

Ihr
Peter Theiler
Intendant der Sächsischen Staatsoper Dresden


Premiere

Premiere

Ein großes Duett. Die zwei Wesen, fast aus der Welt, werden durch die Liebe zu Menschen, und diese Liebe muss am Ende alle auf der Bühne in einem großen Orchesterschluss ergreifen.

GIACOMO PUCCINI

Premiere

Willkommen zu den »Turandot-Games«

Die französische Regisseurin Marie-Eve Signeyrole arbeitet zum ersten Mal an der Semperoper und inszeniert Puccinis Opernthriller »Turandot« als medienwirksames Spiel auf Leben und Tod. Und dabei geht es um nichts weniger als um das Überleben der gesamten Menschheit

Giacomo Puccini befand sich nach der vorletzten Jahrhundertwende schon mit »Madama Butterfly«, »La fanciulla del West«, aber vor allem mit »Il trittico« in seinem Gesamtwerk an der Schwelle zu einer neuen Form der Melodienfindung und musikdramatischen Durchdringung seiner Sujets. Der Höhepunkt in dieser Hinsicht, wenn auch unvollendet, sollte seine Oper »Turandot« werden. Das Libretto zu »Turandot« von Giuseppe Adami und Renato Simoni geht auf das gleichnamige tragikomische Märchen von Carlo Gozzi (1762) zurück, das die unnahbar erscheinende chinesische Prinzessin Turandot in den Mittelpunkt der Handlung um drei Rätsel, einen verliebten Prinzen und den schlussendlichen Sieg der Liebe stellt.

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TURANDOT IST EIS

Niemand vermag es, die Rätsel der Prinzessin zu lösen, was eine Verheiratung mit ihr bedeutet hätte. Im negativen Fall, und das ist die Ausgangssituation von Puccinis Oper, wird der erfolglose Prinz hingerichtet und das Volk wartet wieder einmal vergeblich auf die Auflösung der bedrückenden Situation im Land. Niemand weiß, wie es mit dem Kaiserreich weitergehen soll, denn Turandot hat geschworen, sich nie einem Mann hinzugeben. Anklagend erinnert sie an das Schicksal einer ihrer Vorfahrinnen, die von Tataren verschleppt und vergewaltigt wurde. Durch ihre Enthaltsamkeit will sie Rache an allen Männern nehmen. Doch der in ihrem Reich unbekannte Prinz Calaf vermag es schlussendlich, die Lösungen der Rätsel zu finden – und Turandot ist sein Preis. Er trifft auf eine verängstigte Frau, die sich ihm um jeden Preis entziehen will und sich ihm erst zuwenden kann, nachdem er sein Leben erneut in ihre Hände gelegt hat: Seinen Namen soll sie innerhalb einer Nacht erraten. Dann würde er sich zurückziehen und sich selbst töten. Schafft sie das nicht, muss sie ihn heiraten. Allen Bemühungen zum Trotz gelingt es der Prinzessin nicht und schließlich verrät Calaf selbst ihr seinen Namen. Sie muss nun entscheiden, was sie damit tut.

LIÙ IST LIEBE

Puccini interessierte von Anfang an, was sich hinter dem Märchen verbirgt, die Kälte und Brutalität Turandots, die unauflösbare Ambivalenz ihrer Figur einerseits und das geheimnisvoll-exotische des Stoffes andererseits. Als der Komponist zu Beginn der 1920er Jahre auf der Suche nach einem neuen Opernstoff war, sprach ihn diese Fabel, die gerade sehr en vogue war und schon eine Reihe von Bearbeitungen erfahren hatte, direkt an. In Puccinis musikalischer Behandlung entpuppt sich das Märchen mit Happy End dann auch schnell als Zustandsbericht einer brutalen Staatsmacht in einer Gesellschaft, in der ein Menschenleben nichts zählt und alle in Angst und Schrecken vor der Willkür Turandots leben. Mit neuen musikalischen Mitteln und der Archaik fernöstlicher Pentatonik erzeugt Puccini gleich mit den ersten Akkorden des Stückes und dem anschließenden Chor eine nie gehörte klangliche Atmosphäre von Kälte und Bedrohung. Dem menschenfeindlichen Kaiserhof steht auch musikalisch die menschlich warme, mitfühlende Welt der Sklavin Liù gegenüber, die den altersschwachen Vater Calafs begleitet und schon lange in den Prinzen verliebt ist. Puccini hat ihre Figur, abweichend von Gozzis Vorlage, für seine Oper hinzuerfunden. Liù ist neben Charakteren wie Mimì oder Cio-Cio San eine für Puccini typische Frauenfigur: ganz Emotion und Aufrichtigkeit, musikalisch vor allem lyrisch und mit großen Melodiebögen gestaltet. Sie liebt Calaf über alles und stirbt schlussendlich sogar für ihn. Sie wird zur ernstzunehmenden, höchst gefühlvollen Gegenspielerin der eiskalten Prinzessin. Liù ist die personifizierte Liebe und sollte Puccini dabei helfen, den Wandel der herrischen, Männer mordenden Prinzessin zur liebenden, hingebungsvollen Frau im 3. Akt nachvollziehbar zu erzählen. Doch dieses Unterfangen wollte dem Komponisten inhaltlich und musikalisch nicht gelingen. Drei Jahre komponierte Puccini bereits an seiner Oper und war bis zu Liùs Tod gekommen, es fehlte schließlich nur noch Turandots »Verwandlung« und das große Schlussduett des Liebespaares. Immer wieder unterbrach er die Arbeit daran und schrieb 1924: »Hier muss eine markante, schöne, ungewöhnliche Melodie her. Ich merke, dass der 3. Akt, so wie er jetzt ist, mich nicht überzeugt, und dann kann ich auch den Zuhörer nicht überzeugen.« Wie sich herausstellte, wurde das Ende seiner Oper zur unlösbaren Aufgabe für Puccini. Und so legte er fast neun Monate vor seinem Tod 1924 die Partitur der »Turandot«, die bis zum Tode Liùs auch schon fertig orchestriert war, endgültig zur Seite. Als Fragment wurde sie erst zwei Jahre nach seinem Tod, am 25. April 1926 an der Mailänder Scala uraufgeführt und nur einen Tag später mit einem von dem italienischen Komponisten Franco Alfano aus Kompositionsskizzen Puccinis verfertigten Schluss an gleichem Ort und wieder unter der Musikalischen Leitung von Arturo Toscanini erneut uraufgeführt. Puccini war trotz großer Zweifel und einer zermürbenden Suche nach der richtigen Melodie mit »Turandot« ein vielschichtiges komplexes Klangkunstwerk gelungen, das mit seinem farbenreichen, an chinesische Melodik angelehnten Orchesterklang Märchenhaftes und Abgründiges, Tragisches und Komisches miteinander verbindet. Bereits knappe drei Monate nach der Uraufführung in Italien, am 4. Juli 1926, war in Dresden übrigens die Deutsche Erstaufführung in der Übersetzung von Alfred Brüggemann und unter der Musikalischen Leitung von Fritz Busch zu erleben. Alles, was Rang und Namen hatte, war da, auch Puccinis Sohn Antonio war unter den Zuschauer*innen.

HOFFNUNG – BLUT – TURANDOT

Das Rätselduell, in dem Calaf von Turandot auf die Probe gestellt wird, ist die zentrale Szene des Stückes und läuft dreimal identisch ab. Von Frage zu Frage scheint die Nervosität Turandots zu steigen und Calaf seiner sicherer zu werden. Beide reizt der Kampf um den Sieg; nicht Erkenntnis, sondern Leben oder Tod stehen am Ende des Spiels. Aber auch die Unterstützung Calafs durch das Volk und den gesamten Staatsapparat, die bisher nicht an ihn geglaubt hatten, nimmt zu. Sind die Rätsel in Gozzis Vorlage vor allem Naturrätsel (Sonne, Wasser, Löwe), beziehen sich die Lösungen bei Puccini konkret auf die Personen oder deren emotionale Zustände: Hoffnung ist die Grundbedingung allen menschlichen Daseins. Turandot und Calaf hoffen auf einen unterschiedlichen Ausgang. Das Blut gerät in Wallung im Zustand lustvollen Begehrens, bildet aber auch Turandots Blutrünstigkeit ab, und Turandot selbst ist die Antwort auf die Frage nach dem die Gegensätzlichkeiten vereinenden Eises, das sich durch Feuer entzünden lässt. Das vierte und letzte Rätsel stellt dann Calaf an Turandot und umfasst nichts weniger als die Identität des Prinzen selbst: Seinen Namen soll die Prinzessin erraten.

WILLKOMMEN ZU DEN »TURANDOT-GAMES«

Die französische Regisseurin Marie-Eve Signeyrole steht mit ihren vielseitigen Arbeiten in Oper, Theater und Film – manche davon preisgekrönt – für ein kraftvolles Musiktheater, das im Hier und Jetzt verortet ist und in den Inszenierungen aktuelle Themen auf die Bühne bringt. Dabei arbeitet Signeyrole stark mit der visuellen Ebene in Form von Videos, Überblendungen und Projektionen und verschränkt diese untrennbar und als eigene Handlungsebene mit Spiel, Musik und Gesang. Mit »Turandot« gibt sie nun ihr Debüt an der Semperoper. Auf Grundlage der drei bzw. vier Rätsel mit ihrem starken Duellcharakter verlegt die Regisseurin die Handlung in eine riesige Kampfarena und das Rätsel-»Spiel« wird medienwirksam aufgezogen. Unter den wachsamen Augen einer illusionslosen Gesellschaft, zwischen Blutgier und Mitleid, wird hier per Live-Kamera jede Regung der Kandidaten, die von der Prinzessin in den Tod geschickt werden – vom persischen Prinzen, der direkt zu Beginn des Stückes hingerichtet wird, bis hin zu Calaf, der Turandots Rätsel schließlich lösen kann und damit ihr Spiel beendet, bevor er ein neues beginnt –, festgehalten und auf und vor der Bühne präsentiert. Die Prinzessin ist dabei das geheimnisvolle Zentrum, für alle unnahbar und fern, Calaf der leidenschaftliche Widersacher, der sich ihr stellt. Auch die Liebe Liùs zu Calaf, die für die Regisseurin der Schlüssel zur Rettung der Menschheit und zur »Verwandlung« Turandots ist, wird zum Medienereignis. Der Mandarin und die Minister Ping, Pang, Pong fungieren und steuern als Moderatoren die Spiele. Sie ziehen sich erst zurück, als Turandots Spiel fehlschlägt. Das alles erinnert an die Grundsituationen dystopischer Filme, in denen das nahende Ende der Menschheit bzw. die Aufteilung der Welt in Jäger und Gejagte thematisiert wird, wie in »The Hunger Games« oder »Children of Men«. Ebenso dystopisch sind aber in jedem Fall die Gesellschaft und der Zustand der lebenserhaltenden Natur, die Marie-Eve Signeyrole in »Turandot« zeigt – mit einer kleinen Chance auf Erlösung.    

Juliane Schunke

Ja, Prinzessin, hör mich an! Du, von Eis umgürtet, von so starker Flamme wirst du besiegt werden, und auch du wirst ihn lieben.

LIÙ

Ansichten

Ansichten

Pique Dame

Der Film-, Theater- und Opernregisseur Andreas Dresen konzentriert sich in seiner Lesart von Tschaikowskys »Pique Dame« auf die Zerrissenheit und den inneren Konflikt Hermanns zwischen seiner bedingungslosen Liebe zu Lisa und seiner manischen Spielsucht. Lisa hingegen möchte durch ihre Affäre mit Hermann ihrem adligen Leben mit all den Ritualen entfliehen, doch sie muss sich schmerzlich eingestehen, dass sie im Leben ihres Geliebten immer nur die Zweitplatzierte sein wird. Das Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau zeigt einen abstrakten Raum, der die inneren Welten der Figuren bebildert. Musikalisch und dramaturgisch erinnert »Pique Dame«, uraufgeführt 1890 in St. Petersburg, dabei an die Grand opéra.

Nahaufnahme

Nahaufnahme

Funzel

Der Gesellschaft ist die Liebe abhandengekommen. Die Menschen haben sich entfremdet und zurückgezogen und die Fenster vernagelt, um sich vor dem Außen und vor Gefühlen zu schützen. Auch Adina liest, wie die Prinzessin auf der Erbse, Liebesromane, ohne wirklich ein Gefühl dabei zu empfinden. Zunächst erscheint die Inszenierung »L’elisir d’amore/ Der Liebestrank « in der Regie von Michael Schulz und der Bühne von Dirk Becker wie eine nachkolorierte Schwarzweißfotografie in gedeckten Farben. Die Szenerie gleicht einer Art Tanzsaal, in dem es eigentlich um ein Kennenlernen geht, mit nummerierten Lämpchen auf den Tischen, um sich gegenseitig anrufen und zum Tanz auffordern zu können. Schließlich prescht Dulcamara mit einer Arche in den Raum und diejenigen, die sich trauen, sein Schiff zu betreten, kommen verwandelt in Farbe wieder heraus. 

Premiere

Premiere

A Very British Scandal

Zur Dresdner Erstaufführung von Thomas Adès’ »Powder Her Face« – eine Kammeroper über Extravaganz, Exzess und Ehekrieg als freie Variation des skandalumwitterten Lebens der Duchess of Argyll

Eigentlich ist es erstaunlich, dass das skandalumwitterte Leben Margaret Campbells, der Duchess of Argyll, erst 2021 in Gestalt der Miniserie »A Very British Scandal« mit Claire Foy in der Hauptrolle das Licht der Streamingdienste erblickte; 26 Jahre nachdem der damals erst 24 Jahre alte Komponist Thomas Adès seine erste Oper »Powder Her Face« in England zur Uraufführung gebracht hatte. Und ebenso, wie das Leben Margaret Campbells einst für enormen medialen Wirbel gesorgt hatte, verschaffte die Uraufführung dem Komponisten sogleich internationale Aufmerksamkeit.

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Das lag nur vordergründig – Achtung: Spoiler! – daran, dass die Oper ihr Publikum mit der ersten »Blow-Job-Arie« der Operngeschichte überraschte. Vor allem artikulierten sich bereits in diesem frühen Werk die ungemeine musikdramatische Intuition und der kompositorische Esprit von Thomas Adès, was letztlich auch darin seine Bestätigung fand, dass »Powder Her Face« heute zu einer der meistgespielten britischen Opern zählt. Dennoch: Ungeschickt war es nicht, sich für die Oper Margaret Campbells Leben als Vorlage zu nehmen, die erst zwei Jahre vor der Uraufführung verstorben, und die wohl den meisten Briten*innen noch in Erinnerung war.

EIN GLAMOURÖSES LEBEN

Die spätere Margaret Campbell wurde als Margaret Whigham 1912 als einzige Tochter eines reichen schottischen Unternehmer-Ehepaares geboren und wuchs in Großbritannien und den Vereinigten Staaten auf. Der hohe soziale Stand ihrer Familie ließ sie bald in Kontakt mit dem britischen Adel treten. Die junge Margaret wurde als eine ausgesprochene Schönheit angesehen. Als sie 1930 am englischen Königshof in die Gesellschaft eingeführt wurde, galt sie als Debütantin des Jahres. Und nach heutigen Maßstäben wäre sie wohl als »It-Girl« zu bezeichnen – ihr Leben spielte sich auf Bällen und Partys ab, die Presse folgte ihr auf Schritt und Tritt. Als sie mit 21 Jahren den amerikanischen Geschäftsmann Charles Sweeney in London heiratete, eskalierte die öffentliche Aufmerksamkeit derart, dass der Verkehr für drei Stunden blockiert war. Im Zentrum des Interesses stand auch ihr Brautkleid mit einer dreieinhalb Meter langen Schleppe im Wert von 15.000 Pfund, an dem 30 Näherinnen sechs Wochen lang gearbeitet haben sollen. Das Kleid ist heute im Victoria and Albert Museum in London zu bewundern.

All das gab der englischen Klatschpresse reichlich Futter und war für Cole Porter Anlass genug, für die britische Version seines Musicals »Anything Goes« 1935 eine Zeile seines Hits »You’re the top« auf den Society Star (sowie, damit es sich reimt, auf den italienischen Diktator) umzudichten. So wurde aus

»You’re an O’Neill drama, / you’re Whistler’s mama«
»You’re Mussolini, / you’re Mrs. Sweeney«

Auch wenn die Ehe, aus der zwei Kinder hervorgingen, 1947 geschieden wurde, blieben Charles und Margaret zeitlebens freundschaftlich verbunden. In der Folge hatte Margaret Sweeney zahlreiche Affären mit zum Teil prominenten Männern, was Nahestehende und andere etwas hilflos damit zu erklären versuchten, dass Margaret seit ihrem dramatischen Sturz in einen Aufzugschacht einen unersättlichen sexuellen Hunger entwickelt habe. Anders ausgedrückt: Margaret Sweeney scherte sich nur wenig um die öffentliche Meinung.

Immer noch strahlend schön und äußerst wohlhabend heiratete sie 1951 schließlich ein zweites Mal: Ian Campbell, den 11. Duke of Argyll. Ian Campbell blickte selbst auf ein Leben mit mehreren Ehen und zahlreichen Affären zurück und war durch überraschende Erbfolge Duke of Argyll, Chief des Clans Campbell und Hausherr des Stammsitzes des Clans, Inveraray Castle, geworden. Es schien das perfekte Match: hier Geld und Schönheit, dort alter Adel, Besitz, Geschichte und Prestige. Allerdings war das Glück trügerisch. Margaret schien für Ian nur so lange attraktiv, wie er ihr Geld für die immensen Instandhaltungskosten des Schlosses brauchte. Sie langweilte sich im fernen Schottland und verbrachte immer mehr Zeit im mondänen London.

Umso mehr ruhten die Augen der Gesellschaft auf ihr und brachten im Laufe der Zeit viele private Details auch der immer deutlicher kriselnden Ehe zutage. 1959 war es Ian Campbell, der bei Gericht die Scheidung einreichte. Er legte eine Liste mit 88 Namen vor – angeblich allesamt Männer, mit denen seine Frau ihn betrogen hatte. Die Liste seiner Mätressen dürfte vermutlich nicht wesentlich kürzer gewesen sein, aber das spielte damals (noch) keine Rolle. Über vier Jahre zog sich der Prozess hin, der 1963 mit der viereinhalbstündigen Urteilsverkündung durch den Richter Lord Wheatley sein für die Herzogin vernichtendes Ende fand: Ihre Promiskuität habe perverse Ausmaße, ihre Haltung zur heiligen Ehe sei durch und durch unmoralisch.

EIN POLAROID-FOTO ALS BEWEIS

Ein zentrales Beweisstück im Prozess sollte dabei ein Polaroid-Foto sein, das die Herzogin bei der Fellatio mit einem nicht identifizierbaren Mann zeigte. Aufsehenerregend war dabei neben dem Abgebildeten auch der Einsatz der Polaroid-Technik, die damals noch nicht weit verbreitet war. Angeblich befand sich die einzige Polaroid-Kamera des Landes in den Händen des Verteidigungsministeriums …

Nach der Scheidung zog sich die Herzogin aus der Öffentlichkeit zurück. Und da sie ihrem Mann eine beträchtliche Entschädigung zahlen musste, verarmte sie zusehends. 1978 musste sie ihr Haus verkaufen und Ende der 1980er Jahre auch das Hotel, in dem sie danach lebte, verlassen, da sie ihre Rechnungen nicht mehr begleichen konnte. Die »Dirty Duchess«, wie sie in der Boulevardpresse genannt wurde, starb 1993 in einem einfachen Altenheim in London an den Folgen eines Sturzes.

»MEMENTO MORI MIT EINER REIHE VON WITZEN«

Thomas Adès und sein Librettist Philip Hensher erzählen in »Powder Her Face« die tragische Geschichte einer Frau, die in einer Zeit, die von der Gleichberechtigung der Geschlechter meilenweit entfernt war, selbstbestimmt ihre Bedürfnisse auslebte. Es geht um Lebenslust und Sex, um eine starke und widersprüchliche, vor allem auch selbstbewusste Persönlichkeit; aber auch um Doppelmoral, Voyeurismus und Dekadenz und um die Einsamkeit eines geschmähten Menschen.

An die Entstehung erinnert sich der Librettist noch gut: »Das Londoner Almeida Theatre nahm Thomas Adès unter Vertrag und beauftragte ihn mit einer Oper, Thema noch offen. An diesem Punkt kam ich ins Spiel … Es war meine Idee, den Argyll-Scheidungsprozess als Thema zu nehmen. Ein Sex- und Polaroid- Skandal aus den 1960ern rund um eine angeblich sexgierige Herzogin schien perfekt für Cheltenham. Für mich wurde ›Powder Her Face‹ letztlich eine Mischung aus düsterem Memento mori, in dem am Ende der Tod selbst auftritt, und einer Reihe von Witzen – teils literarisch, teils musikalisch.«

Erzählt wird die Geschichte als Rückblick einer einsamen Frau, die ihre letzten Jahre im Hotelzimmer verbringt. In ihrer Erinnerung und ihrem Erleben verschwimmen Traum und Wirklichkeit, tauchen Figuren der Vergangenheit als Chimären auf, wird das Hotelpersonal zum Schatten der Vergangenheit. Die Komposition sieht dabei neben insgesamt 15 Musiker*innen vier Sänger*innen vor. Bis auf die Darstellerin der Duchess wechseln die anderen Darsteller*innen virtuos die Rollen und evozieren einzelne Lebensstationen von 1934 bis 1990.

DRESDNER ERSTAUFFÜHRUNG

»Powder Her Face« ist so überraschend, ergreifend und einprägsam wie das Leben Margaret Campbells selbst und musikalisch eine wunderbar mitreißende Hommage an die populären Musikstile ihrer Zeit von Swing bis Tango, aber auch an Kurt Weill, Alban Berg und Igor Strawinsky.

In Semper Zwei ist nun die Dresdner Erstaufführung in der Inszenierung von Georg Schmiedleitner zu erleben. Schmiedleitner inszenierte für die Semperoper und die Osterfestspiele Salzburg bereits Bruno Madernas Klassiker der modernen italienischen Oper »Satyricon« und kehrt nun mit dieser Arbeit nach Dresden zurück. Als Regisseur, der in Schauspiel und Musiktheater gleichermaßen zu Hause ist – mit Arbeiten u.a. am Staatstheater Nürnberg, Burgtheater Wien, für die Salzburger Sommer- und Osterfestspiele –, ist er ein Spezialist für lebensnahe Stoffe und intensive Personenführung. In Verbindung mit der herausragenden Besetzung um Mary Plazas als Duchess – sie erarbeitete die Partie u.a. bereits unter der Leitung von Thomas Adès – die beste Voraussetzung für einen eindringlichen Opernabend.  

Johann Casimir Eule

Freitext

Ach, bitte, weckt mich nicht auf!

Amina

Vincenzo Bellinis Oper »La sonnambula« beschäftigt sich mit dem Phänomen des Schlafwandelns. Amina wird von ihrem Geliebten Elvino der Untreue angeklagt und verlassen. Erst Rodolfo, der scheinbare Verführer, kann mit seinem Wissen das Geschehene aufklären, Aminas Unschuld bestätigen und die Geschichte zu ihrem Happy End führen. Die junge und selbstbestimmte Frau schafft es in der Inszenierung von Regisseur Rolando Villazón, sich aus einer von Aberglauben und übersteigerter Skepsis behafteten Gesellschaft zu befreien.

Vincenzo Bellini, »La sonnambula«

Premierenmotive

Spielzeit 2023/24

Zusammenspiel von Zufall und Kontrolle

Premierenmotive von Marton Perlaki

Seit Beginn der Intendanz von Peter Theiler in der Spielzeit 2018/19 haben mit Andreas Mühe, Gerhard Richter, Cornelius Völker, Thomas Ruff und Rosemarie Trockel international anerkannte zeitgenössische bildenden Künstler*innen einzelne ihrer Werke als Vorlage für die Gestaltung der Premierenmotive der Semperoper Dresden zur Verfügung gestellt und so den jeweiligen Spielzeiten in der Außendarstellung visuell stringenten und hochwertigen Ausdruck verliehen. Für die Premierenmotive der Spielzeit 2023/24 konnte die Semperoper mit Marton Perlaki einen weiteren außerordentlichen Künstler gewinnen, der diese Reihe würdig beendet. Die zehn Premierenplakatmotive der Spielzeit 2023/24 wurden gemeinsam mit dem Künstler aus seinem fotografischen Portfolio entsprechend des inhaltlichen Bezugs zu den jeweiligen Opern beziehungsweise Ballettabenden ausgewählt und der Semperoper zur Gestaltung der Premierenmotive zur Verfügung gestellt.

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Perlaki interessiert sich für die genaue Beobachtung und das Zusammenspiel von Zufall und Kontrolle. In seinen Arbeiten geht es oft ebenso sehr um den Prozess, der zum Endergebnis führt, wie um das Resultat selbst. Er verwendet hauptsächlich Fotografie, einschließlich experimenteller Dunkelkammertechniken, um Szenen darzustellen, die oft rätselhaft und sogar absurd erscheinen. Als technisch versierter Fotograf bedient er sich dabei verschiedener Medien, um eine nuancierte Auseinandersetzung mit dem Selbst und dem modernen Leben zu schaffen. Zu Beginn seines künstlerischen Werdegangs noch in der Zeichenkunst verhaftet, wandte sich der 1982 in Budapest geborene Künstler während des Studiums des Fotojournalismus Anfang der 2000er Jahre der unmittelbaren fotografischen Wahrnehmung zu. Seine familiär begründete Affinität zur Musik und zum Musiktheater führte ihn kurze Zeit später an die Budapester Universität für Theater- und Filmkunst, wo er 2011 mit dem Master im Fach Kinematografie abschloss. Hier entfaltete sich bereits ausgehend von der Begeisterung für die Möglichkeiten der Bildentwicklung in der Dunkelkammer die hohe technische Versiertheit des Künstlers, die seine Arbeiten auszeichnet. Jedoch bleibt Perlaki auch weiterhin seinen weitgefächerten künstlerischen Begabungen treu und wendet sich zurzeit wieder verstärkt der Zeichnung zu.

Eben jene Perfektion und der hohe künstlerische Anspruch seiner Bilder gaben den Ausschlag für den rasch folgenden internationalen Erfolg des noch jungen Künstlers. Bereits 2015 wurde eine seiner Arbeiten in die National Portrait Gallery London aufgenommen, 2016 veröffentlichte der mittlerweile mehrfach preisgekrönte Fotograf in Zusammenarbeit mit Loose Joints unter dem Titel »Elemer« seine erste Monografie und seine Arbeiten fanden sich in der Einzelausstellung »Bird, Bald, Book, Bubble, Brick, Potato« im Robert Capa Contemporary Photography Center in Budapest. Eine zweite Einzelausstellung – »Soft Corners« – folgte in den Jahren 2020 und 2021 in der Trafo Gallery Budapest. Neben zahlreichen Ausstellungen und renommierten Aufträgen erschienen weitere Fotoreihen und Arbeiten in internationalen Publikationen, 2020 diente unter anderem eine Fotoserie zur Gestaltung einer Ausgabe des Magazins der Süddeutschen Zeitung. Für 2023 ist die Veröffentlichung einer zweiten Monografie Perlakis mit dem Titel »The Third Hand« geplant. Marton Perlaki lebt und arbeitet in Paris.

Susanne Springer

2x2 Fragen

2 x 2 Fragen

... an Jacquelyn Wagner

Die Sopranistin Jacquelyn Wagner verkörpert die Rolle der Agathe in Carl Maria von Webers »Der Freischütz« am 21. & 23. September 2023

AGATHES ANGEBETETER MAX STEHT IN »DER FREISCHÜTZ« UNTER ENORMEM ERFOLGSDRUCK UND STRESS. GLAUBEN SIE, DASS DIES EINE SITUATION IST, DIE SICH AUF DIE GEGENWART ÜBERTRAGEN LÄSST? 

Der Wunsch von Max, erfolgreich zu sein und seine Verpflichtungen zu erfüllen, ist sicherlich ein Gefühl, das fast jeder Mensch kennt – die tatsächlichen Umstände, mit denen er konfrontiert ist, wahrscheinlich nicht. Aber diese Art, mit seinem Stress umzugehen, beziehungsweise einen Pakt mit dem Teufel zu schließen, ist hoffentlich nicht die Art, wie die meisten Menschen ihre unmittelbaren Verantwortungen lösen.

 

IN DER OPER »DER FREISCHÜTZ« GEHT ES UM SCHAUERLICHE RITUALE. HABEN SIE RITUALE, WIE SIE SICH AUF EINE VORSTELLUNG VORBEREITEN?

Zum Glück gibt es bei mir keine solchen Rituale wie in Webers Oper. Ich bin nicht superstreng, obwohl ich normalerweise morgens trainiere, um am Abend ausdauernd und flexibel zu sein. Ich lege mich immer mindestens 20 bis 30 Minuten hin, bevor ich losfahre, um meinen Kopf und meinen Körper zu beruhigen. Ich meditiere auch ein wenig und mache ein paar tiefe Atemübungen, um meine Lunge auf die kommende Herausforderung vorzubereiten und um aufgestaute Nervosität abzubauen. Ansonsten esse ich ein gesundes, spätes Mittagessen und nehme immer einen Apfel und einen Tee mit Honig mit ins Theater. Ansonsten gilt: Egal, was der Tag bringt – the show must go on!

HÄTTE AGATHE SAGEN SOLLEN, DASS IHRE LIEBE NICHT VON EINEM MAGISCHEN, WILLKÜRLICHEN PROBESCHUSS ABHÄNGIG IST? WAS, GLAUBEN SIE, HINDERT SIE DARAN? 

Hätte sie etwas sagen sollen? Vielleicht ja. Meinem Gefühl nach bin ich jedoch nicht sicher, ob sie den Ernst der Lage wirklich verstanden hat. Sie versucht Max davon abzuhalten, in die Wolfsschlucht zu gehen, wohl wissend, dass dort böse Dinge geschehen; auch der Eremit warnte davor. Trotzdem will sie ihn nicht von seiner Verantwortung entbinden. Aber könnte sie das denn wirklich? Ich glaube nicht. Ihre gesellschaftliche Verantwortung spielt eine große Rolle in ihrem Leben und ihre Zukunft wird von den Entscheidungen ihrer Gemeinschaft und ihres Vaters bestimmt. Selbst wenn sie Max also freigelassen hätte, bin ich nicht sicher, ob das Einfluss auf den weiteren Verlauf der Geschichte gehabt hätte.

 

HABEN SIE EINEN LIEBLINGSPLATZ, WENN SIE IN DRESDEN SIND?

Ich freue mich immer darauf, nach Dresden zurückzukehren. Ich finde die Altstadt faszinierend. Aber am liebsten bin ich am Wasser. Ich liebe es, morgens an der Elbe zu joggen und spazieren zu gehen, wenn ich kann. Aber auch einfach nur am Ufer in der Sonne zu sitzen, ist wunderbar. 

kurz und bündig

kurz und bündig

Start für den Künstlerischen Leiter des Semperoper Ballett

Seit der Spielzeit 2020/21 zählt der Brasilianer Marcelo Gomes als Erster Solist und Ballettmeister zur Company des Semperoper Ballett. Für die Dauer der Spielzeit 2023/24 wird er neben Adi Luick, der als Ballettbetriebsdirektor die betriebsorganisatorische Leitung verantwortet, die künstlerische Leitung des Semperoper Ballett übernehmen. Marcelo Gomes stellt die Spielzeit unter das Motto »Alvorecer« (brasilianisch: Morgenlicht/ Tageserwachen), was sowohl die Phase eines Übergangs als auch die Chancen und Möglichkeiten eines Neuanfangs beschreibt. 

Ansichten

Ansichten

White Darkness

Ein intensiver, den Ballett-Begriff neu interpretierender, hoch musikalischer und tanztechnisch vielfältiger Abend des Semperoper Ballett ist »White Darkness«. Dieser Mehrteiler besteht aus »The Second Detail«, einem modernen Ensemble-Klassiker von William Forsythe, »Half Life«, einer energiegeladenen Arbeit von Sharon Eyal, deren Gruppendynamik den rauschhaften Sog der Techno-Kulisse verstärkt, zu der sie kreiert wurde, und »White Darkness« von Nacho Duato, einer Kreation an der Nahtstelle zwischen Leben und Tod, die ihre Hauptfigur aufgrund von Drogenkonsum Stationen aus Hoffnung, Schmerz, Kontrolle und Verlorenheit durchleben lässt.

Preisverleihung

Preisverleihung

Rudi-Häussler-Preis

Im Anschluss an die Vorstellung von »Der Freischütz« wird in festlichem Rahmen der »Rudi- Häussler-Preis« verliehen Über die Ehrung darf sich in diesem Jahr Tomislav Mužek freuen. Den kroatischen Tenor verbindet bereits seit Herbst 2014 eine enge Zusammenarbeit mit der Semperoper Dresden, wo er u.a. als Rodolfo (»La bohème«), Cavaradossi (»Tosca«), Foresto (»Attila«), Lenski (»Eugen Onegin«), Prinz (»Rusalka«), Tamino (»Die Zauberflöte«), Max (»Der Freischütz«), Erik (»Der fliegende Holländer«), Florestan (»Fidelio«) zu erleben war. Der Künstler kehrte in der Spielzeit 2022/23 ins Ensemble der Semperoper zurück und gab u.a. sein Rollendebüt als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«.

Mit dem »Rudi-Häussler-Preis« des Gründers und Stifters der Stiftung Semperoper, Senator h.c. Rudi Häussler, zeichnet die Stiftung Semperoper herausragende Künstler*innen-Persönlichkeiten aus, die der Semperoper angehören oder ihr eng verbunden sind. Künstlerische Exzellenz und Vielfalt an der traditionsreichen Sächsischen Staatsoper zu fördern, ist ein wichtiges Anliegen der Stiftung. Der Preis, der seit 1993 verliehen wird, soll den weltweiten Ruf der Semperoper in besonderer Weise festigen und mehren. 

30. September 2023, im Anschluss an die Vorstellung »Der Freischütz«

Staatskapelle

Staatskapelle

Mit Mozart auf die großen Bühnen der Welt

Zum ersten Mal ist Antonello Manacorda in einem Symphoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle zu erleben und kombiniert dabei Mozarts »Jupiter«-Symphonie mit dem Divertimento von Bartók

Sein Debüt am Pult der Sächsischen Staatskapelle im Adventskonzert 2020 gab Antonello Manacorda vor dem leeren Kirchenschiff der Dresdner Frauenkirche – die Einschränkungen durch die Pandemie ließen es nicht anders zu. Doch die Kameras des ZDF hielten seinen gelungenen Einstand beim Orchester fest und weitere Einladungen zur Staatskapelle folgten, zunächst für eine »Freischütz«-Serie im Sommer 2023 und nun für das Dirigat des 2. Symphoniekonzertes in der Semperoper.

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Der gebürtige Turiner war zu Beginn seiner Musikerkarriere Mitbegründer von Claudio Abbados Mahler Chamber Orchestra. Als Konzertmeister entdeckte er seinen musikalischen Gestaltungswillen und beschloss, seinen Weg als Dirigent fortzusetzen und dafür ein Zweitstudium zu absolvieren. Eine Ambition, die sich ausgezahlt hat.

Von jeher haben die Werke von Wolfgang Amadeus Mozart einen hohen Stellenwert in Antonello Manacordas Arbeit und seine kundigen Interpretationen haben ihm in den letzten Jahren den Weg zu so manchem Debüt an den großen Bühnen dieser Welt geebnet. So dirigierte er zum Beispiel »Don Giovanni« an der Wiener Staatsoper und »Le nozze di Figaro« an der New Yorker Met.

Das 2. Symphoniekonzert der Staatskapelle eröffnet er mit Mozarts Ouvertüre zu »Così fan tutte«. Ähnlich beschwingt wie diese kurzweilige Einleitung zur tragikomischen Oper über die Fallstricke der Liebe beginnt auch Béla Bartóks Divertimento für Streichorchester, durchwirkt von Anklängen an die Tanzkultur der rumänisch-ungarischen Heimat des Komponisten. Doch auch die Anspannungen der Entstehungszeit kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges klingen im düsteren Mittelsatz des Werkes an. Mit Mozarts brillanter Symphonie Nr. 41, die später den Beinamen »Jupiter« erhielt, beschließt Antonello Manacorda sein Programm. Ihr vierter Satz ist eine meisterhafte Verquickung von Sonatensatz und Fuge, mit der Mozart seiner Zeit weit voraus war. 

Christina Gembaczka



Staatskapelle

Jubiläumswoche

Fast ein halbes Jahrtausend …

Wann ist ein Jubiläum ein Jubiläum? Wenn eine runde Null dasteht oder nur zu jedem Vierteljahrhundert? Für die Sächsische Staatskapelle ist es keine Frage, dass der 475. Geburtstag kräftig gefeiert wird!

1548 hatte Michelangelo, inzwischen 73-jährig, soeben die Bauleitung am immer noch unvollendeten Petersdom in Rom übernommen.

1548 sollte Philipp Melanchthon im Auftrag des Kurfürsten Moritz von Sachsen eine neue Kirchenordnung erarbeiten. Sie hat den religiösen Unfrieden nicht beilegen können.

1548 gründete derselbe Kurfürst in Dresden ein zunächst vokal, bald auch mit Instrumentalisten besetztes Ensemble, das sich als Hofkapelle bald über die Grenzen Sachsens hinaus höchster Wertschätzung erfreute. Es existiert und musiziert nach wie vor, heute unter dem Namen »Sächsische Staatskapelle Dresden«. Oder auch als »Wunderharfe«, wie Richard Wagner das Orchester seinerzeit nannte.

Der verbürgte Gründungstag dieses Orchesters ist der 22. September. Der wird inzwischen regelmäßig mit einem Sonderkonzert begangen, zum 475. Geburtstag natürlich mit einem ganz besonderen Programm. Unter dem Dirigat von Chefdirigent Christian Thielemann, der in diesem Amt in der Nachfolge solch geschichtsträchtiger Persönlichkeiten wie Johann Walter, Heinrich Schütz, Johann David Heinichen, Johann Adolph Hasse, Johann Gottlieb Naumann steht, erklingen Kompositionen weiterer seiner Amtsvorgänger, die in herausragender Weise prägend für die Staatskapelle waren.

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Mit Carl Maria von Webers 1818 uraufgeführter »Jubel-Ouvertüre« und Richard Wagners Vorspiel zum »Tannhäuser« steht Musik zweier weiterer Hofkapellmeister auf dem Programm dieses Konzertes, das mit der Tondichtung »Also sprach Zarathustra« und Walzerfolgen aus der Oper »Der Rosenkavalier« von Richard Strauss gekrönt werden soll.

Strauss bekleidete zwar nie ein Amt bei der Staatskapelle, war diesem Orchester als Dirigent und Komponist aber aufs Engste verbunden, schließlich wurden in Dresden neun seiner insgesamt 15 Opern uraufgeführt. Auch seine Tondichtungen fanden durch den Einsatz des langjährigen Hofkapellmeisters Ernst von Schuch schnell Eingang in das Repertoire der Staatskapelle.

Das Sonderkonzert zum 475. Gründungstag der Sächsischen Staatskapelle Dresden wird aber nur ein Jubiläumspräsent unter vielen sein. Pünktlich zum Geburtstag soll ein Textband erscheinen, in dem ausschließlich die jüngsten hundert Jahre der Kapellgeschichte aus unterschiedlichsten Blickwinkeln reflektiert werden. Und in seiner »Edition Staatskapelle« bringt das Label Günter Hänssler eine CD-Box heraus, in der das vergangene Jahrhundert dieser 475-jährigen Orchestergeschichte nachzuhören sein wird.

Den frühen 1920er-Jahren entstammen die ersten, technisch schon sehr bald mit einem immer höheren Qualitätsanspruch produzierten Einspielungen und Mitschnitte. Auf insgesamt zehn CDs sind Aufnahmen erlebbar, die unter Dirigenten wie Fritz Busch, Richard Strauss und Herbert Blomstedt bis hin zu Christian Thielemann entstanden. 

1. KAMMERABEND
19. September 2023, 20 Uhr, Semperoper, Karten 10 Euro

SONDERKONZERT AM 475. GRÜNDUNGSTAG DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN
22. & 24. September 2023, 19 Uhr, Semperoper, Karten ab 20 Euro

1. AUFFÜHRUNGSMATINEE
24. September 2023, 11 Uhr, Semperoper, Karten ab 6 Euro


Historisches Archiv

Historisches Archiv

Arthur Tröber – Ein halbes Jahrhundert im Dienst der Staatskapelle

Musiker und erster Orchesterdirektor

Arthur Tröber, dessen Geburtstag sich am 25. Juli 2023 zum 125. Mal jährt, steht beispielhaft für einige Aspekte in der Geschichte der Sächsischen Staatskapelle, die dem Orchester auch heute noch wichtige Anliegen sind – der Erhalt der kapelleigenen Klangtradition, die Ausbildung des Orchesternachwuchses und die Pflege der Kammermusik.

1898 in Dresden geboren, erhielt er seit frühester Kindheit eine ausgezeichnete musikalische Ausbildung. Besonders prägend war das Studium beim Kapellmitglied Theodor Bauer, der ihn auf der Violine unterrichtete und den Grundstein für Tröbers lebenslange Begeisterung für die Kammermusik legte.

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Seine erste Anstellung erhielt Tröber von 1916 bis 1919 bei der Dresdner Philharmonie, musiziert haben dürfte er in jenen Jahren jedoch kaum, denn in genau diese Zeit fällt sein Militärdienst mit Fronteinsatz in Mazedonien während des Ersten Weltkrieges. Diese traumatische Erfahrung sollte sich im Zweiten Weltkrieg für ihn nicht wiederholen, denn durch die ›Unabkömmlichstellung‹ der Staatskapelle waren die Musiker vom Fronteinsatz befreit. Erst im April 1919 wurde Arthur Tröber aus dem Heeresdienst entlassen und am 1. Juli 1919 als Violinist in die Sächsische Staatskapelle Dresden aufgenommen. 

Seit 1924 gehörte Tröber auch zum Direktorium der neu gegründeten Orchesterschule der Staatskapelle (OSK), die es sich seit 1923 zur Aufgabe machte, den Nachwuchs für die Staatskapelle selbst auszubilden. Er engagierte sich hier aber nicht nur administrativ, sondern unterrichtete auch selbst und brachte etliche erfolgreiche Schüler hervor, zum Beispiel den Geiger Wolfgang Marschner, damals jüngster Schüler der OSK und später Solist in vielen Konzerten der Staatskapelle. 1937 fusionierte die OSK mit dem Konservatorium der Landeshauptstadt. Auf Drängen des obersten künstlerischen Leiters, Generalmusikdirektor Karl Böhm, wurde Tröber der Posten des Konrektors übertragen. Eine hohe Position, die sicher seinen Eintritt in die NSDAP erforderlich machte, denn dieser fällt auf den gleichen Termin wie der Vertragsbeginn als Direktor. Karl Böhm wollte Tröber vor allem als Vertrauensmann der Staatskapelle und Gegengewicht zum Direktor des Konservatoriums, dem Dirigenten Dr. Walther Meyer-Giesow wissen. Tröbers Aufgaben lagen neben seiner Lehrtätigkeit im Fach Violine hauptsächlich im Verwaltungsbereich, Meyer-Giesows hingegen in der künstlerischen Ausbildung und Leitung des Konservatoriumsorchesters. Für die Beziehungen zur Hitler-Jugend und die nationalpolitische Schulung der Studenten war Meyer-Giesow allein zuständig, wie in einem Dokument zur Verteilung der Dienstgeschäfte festgelegt wurde – eine durchaus brisante Konstellation. Tröber war dafür bekannt, sich gegen politische Einmischung in künstlerische Bereiche zu verwehren, wie schon sein Protest gegen die Entlassung Fritz Buschs 1933 zeigte. 1939 kam es zur Amtsenthebung Tröbers, nachdem er Beschwerden gegen die ideologische Programmauswahl und die schlechte Probenarbeit Meyer-Giesows vorgebracht hatte. Immerhin durfte er seine Schüler weiterhin unterrichten, denn fachlich konnte man ihm nichts vorwerfen.

Sein Einsatz für die klangliche Aus- und Weiterbildung spiegelt sich auch in der Arbeit für den Tonkünstler-Verein wider, dessen Vorsitz er 1939 von seinem einstigen Lehrer Theo Bauer übernahm. Tröbers Engagement und diplomatischem Geschick ist es zu verdanken, dass die idealistische Kammermusikpflege der Staatskapelle nicht mit dem Verbot des Tonkünstler-Vereins durch die Nationalsozialisten 1944 endete, sondern im Jahr 1952 mit der Gründung der »Kammermusik der Staatskapelle Dresden« fortgesetzt wurde. 1955 wurde Arthur Tröber erster Orchesterdirektor in der Geschichte der Staatskapelle. Als solcher übernahm er Aufgaben, die zuvor in den Verantwortungsbereich der Generalmusikdirektoren fielen. Er war verantwortlich für die Dienstplanung aller Instrumentengruppen, das Engagement von Aushilfen, die Organisation von Probespielen, die Anschaffung und Instandhaltung der Dienstinstrumente sowie die Aufstellung der Konzertprogramme, die Festlegung der Dirigenten und Solisten – insgesamt ein umfangreiches Aufgabenspektrum von organisatorischen wie künstlerischen Prozessen.

Neben all diesen Aufgaben musizierte er weiter als Geiger im Orchester und versicherte sich durch seine künstlerische Qualität der Loyalität seiner Orchesterkolleg*innen. Auf viele Jahre vertrat er damit die Kapelltraditionen und verteidigte vehement den Anspruch des Orchesters, seinen Chefdirigenten selbst zu bestimmen. Für seine Verdienste um die Tradition des Orchesters wurde Arthur Tröber 1959 zum Ehrenmitglied der Staatstheater Dresden ernannt. Die Ehrenmitgliedschaft der Sächsischen Staatskapelle wurde ihm 1969 zu seinem 50. Dienstjubiläum verliehen. Dokumentiert durch Fotografien und Korrespondenzen, die in seinem Nachlass überliefert sind, blieb Arthur Tröber bis zu seinem Tod 1981 dem Orchester eng verbunden. 

Elisabeth Telle


Education

Freizeitangebote

Spielfreudig oder schaulustig?

Kindern und Jugendlichen bieten wir ab der Spielzeit 2023/24 die Möglichkeit, sich selbst auf der Bühne auszuprobieren. Und alle 17- bis 30-Jährigen, die sich im Publikum wohler fühlen, sind bei unserem Schauclub genau richtig

Spielfreudige Kinder und Jugendliche aufgepasst – ab sofort bietet die Semperoper Musiktheaterclubs für alle von 8 bis 12 Jahren sowie von 13 bis 17 Jahren an! Zwischen September und Mai erarbeiten die Musiktheaterpädagoginnen mit den Kindern und Jugendlichen ein eigenes Stück, das dann in Semper Zwei aufgeführt wird. Gemeinsame Vorstellungsbesuche ergänzen dieses Format. In den wöchentlichen Treffen wird mit der eigenen Stimme und Klängen experimentiert, der Körper erforscht und die Bühnenpräsenz trainiert. Die Selbsterfahrung steht dabei ebenso im Vordergrund wie das Gruppengefühl und das aufeinander bezogene Reagieren.

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Theater zu spielen bietet die Möglichkeit, sich selbst auszuprobieren, eigene Grenzen kennenzulernen, ein besseres Körpergefühl zu bekommen, den Bewegungsradius zu erweitern, das eigene Auftreten zu trainieren, mit der Selbstwirksamkeit umzugehen, verschiedene Rollen auszuprobieren, auf Impulse zu reagieren – eine Entdeckungsreise, die mit einem Highlight, der Werkschau im Mai, ihren krönenden Abschluss findet.

HÖREN – SCHAUEN – STAUNEN

Als Zuschauer*in im Musiktheater habe ich nicht nur einen Beobachtungsauftrag, sondern vielmehr auch einen Hörauftrag. Das Erlebte anschließend einzuordnen bedarf einerseits Erfahrung und andererseits der Möglichkeit des Austauschs – diesen wollen wir im Rahmen unseres Schauclubs bieten. Vor dem Vorstellungsbeginn gibt es eine interaktive Hinführung zum Werk, während der Pause und im Anschluss an die Vorstellung die Möglichkeit, sich über das Erlebte auszutauschen, zu reflektieren, einen Diskurs zu führen. Über eine Spielzeit hinweg werden monatlich unterschiedliche Werke besucht, nicht nur Oper und Ballett in der Semperoper, sondern auch Kammeroper und Musiktheater in Semper Zwei.

Der Bereich Spiel und Theater gehört zum Dasein des Menschen dazu, ist somit als wesentlicher Bestandteil der Bildung anzusehen. Genauso die Auseinandersetzung mit kulturellen Werten und einem Verständnis der dramatischen Kunst. Durch das eigene Spielen erfährt man als Individuum Handlungsoptionen für ein selbstbestimmtes Leben. Auch die Reflexion von Gesehenem spielt eine wesentliche Rolle. So sehen wir mit den neuen Formaten eine wichtige Möglichkeit, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Raum zu bieten für neue Erfahrungen, für den Austausch mit Gleichgesinnten und die individuelle Entwicklung. 

Andrea Streibl-Harms


Opernvogel

Opernvogel

Prachtvolles Ziergeflügel

Sie ist schon wirklich ein ganz besonderer Vogel: die Mandarinente. Und in dieser Ausgabe unseres »Semper!«-Magazins« anlässlich der Premiere der Oper »Turandot« unser Opernvogel aus vielfachem Grund: Zum einen stammt die Mandarinente ursprünglich aus Ostasien, zum anderen hat sie ihren Namen von einem Ehrentitel, der vor allem im alten, kaiserlichen China vergeben wurde. Drittens aber gilt die Mandarinente aufgrund ihrer monogamen Lebensweise als Symbol für eheliche Treue – natürlich hoffen wir, dass dies auch auf Turandot und Calaf zutreffen möge, vor allem nach ihrer komplizierten Kennenlern-Phase …

Doch zurück zu dem spektakulären Aussehen des Mandarinenten- Erpel in Zeiten der Balz: Grünlich schillern die Stirn und die Federhaube des Wasservogels, die er imposant aufstellen kann. Der auffallende Bart leuchtet orangefarben. Seitlich ist der Kopf vom Augenbereich bis zum Scheitel weiß, das kastanienbraune Brustgefieder ist an der Seite durch zwei schwarz-weiße Streifen abgesetzt. Durch die weiße Unterseite wirken die Armschwingen wie kleine Segelflächen, die sich zu aufrechtstehenden, orangefarbenen und dreieckigen Schmuckfedern verbreitern. Aufgrund ihres Aussehens kamen die Mandarinenten im 18. Jahrhundert nach Europa und wurden als Ziergeflügel gehalten. Die heute in Europa freilebenden Mandarinenten sind Gefangenschaftsflüchtlinge. Inzwischen gibt es hier mehr Tiere, die in Freiheit leben, als in den ursprünglichen Herkunftsländern.

Giacomo Puccini, »Turandot«

Publikumsfrage

WER SORGT FÜR DIE KORREKTE AUSSPRACHE IN DER OPER?

An der Semperoper treten, wie an allen großen Häusern, Sänger*innen aus vielen Ländern auf, die nicht jede gesungene Sprache perfekt beherrschen. Ob sie im Ensemble oder Gäste sind: Sie erhalten jede nötige Hilfe. Studienleiter Johannes Wulff-Woesten erklärt: »Die Mitglieder im internationalen Jungen Ensemble, die es benötigen, erhalten Deutschunterricht. Italienisch können fast alle. Für Französisch-, Tschechisch-, und Russischunterricht verpflichten wir externe Sprachcoaches.« Wie zum Beispiel die aus Russland stammende Pianistin und Pädagogin Ekaterina Sapega-Klein für die aktuelle Neuinszenierung von Tschaikowskys »Pique Dame«: Schon Monate vor der Premiere übte sie mit den Sänger*innen die Aussprache der russischen Laute und Wörter und ging mit ihnen den Text ihrer Rolle wieder und wieder durch. Zusammen mit dem russischen Dirigenten, Mikhail Tatarnikov, gab sie während der Proben den Sänger*innen den letzten Schliff.

Sie fragen, wir antworten: Schicken Sie uns Ihre Fragen rund um die Semperoper per Post an Semperoper Dresden, Kommunikation & Marketing, Theaterplatz 2, 01067 Dresden oder per E-Mail an marketing@semperoper.de

Lieblingsmoment

Lieblingsmoment

Eine chorische Blumenattacke

Ich verbringe sehr viel Zeit in der Semperoper, manchmal mehr als zu Hause: Ich bin seit 35 Jahren im Staatsopernchor, davon acht Jahre als Chorvorstand. Die Oper »Le nozze di Figaro« habe ich in drei Inszenierungen gesungen; sie war sogar mein Debüt-Stück. Johannes Eraths Inszenierung spielt in verschiedenen Epochen – Liebe, Eifersucht und Verwechslung sind bekanntlich zeitlos – und ist sehr witzig. Mein Lieblingsmoment ist die Chorszene im 1. Akt. Wir sind von Figaro bestellt, um den Grafen mit Blumen zu attackieren. Wir gehen eine Treppe hoch und stehen oben (in zwei Reihen) hinter einer verschlossenen Holzklappe. Jedes Mal fragen wir uns: Geht die Klappe wohl rechtzeitig runter? Bisher hat es immer geklappt … Nachdem wir Rosenblätter geworfen haben, hängen wir uns über die Brüstung und verhalten uns mucksmäuschenstill, was eine große Komik erzeugt. Zuletzt werfen wir Rosenstiele; da müssen wir aufpassen, dass wir niemanden von den Solist*innen treffen. Heike Liebmann, 1. Alt im Sächsischen Staatsopernchor Dresden

Wolfgang Amadeus Mozart, »Le nozze di Figaro/ Die Hochzeit des Figaro«


Premierenrezept

Premierenrezept »Powder Her Face«

Ein bisschen britische Heimat

Frucht-Scones

ZUTATEN (für circa 8 bis 10 Stück)
250g Mehl, 20g Zucker, 50g kalte Butter, ½ Packung Backpulver, eine Prise Salz, 100ml Milch, ein Ei, 60g Himbeeren (TK); zum Bestreichen der Scones: ein Eigelb sowie 2 EL Milch

Zur Premiere von »Powder Her Face«, eine der heute meistgespielten englischen Opern, präsentieren wir mit unserem Premierenrezept eine der meistgeliebten britischen Spezialitäten. Scones gehören genauso zu Großbritannien wie der Schwarze Tee und die »Clotted cream«, die zu den Scones gereicht wird – ein bisschen englische Heimat eben. Inspiriert von unserem Premieren-Plakatmotiv zu »Powder Her Face« haben wir den Scones noch Früchte hinzugefügt, diese können in den Teig mit eingearbeitet werden.

Für die Scones werden Mehl, Zucker, Backpulver und Salz gemischt. Anschließend wird die Butter klein gewürfelt, zur Mehlmischung gegeben und alles mit den Händen gleichmäßig vermischt. Milch und Ei hinzugeben und mit den Händen zügig verkneten. Dabei sollten man unbedingt beachten: Scones erhalten ihre weiche Konsistenz, indem man kalte Butter in den Teig arbeitet, die Milch zugibt, aber danach nur sehr kurz knetet. Zum Schluss werden die tiefgefrorenen Himbeeren vorsichtig dem Teig beigefügt. Der Teig wird auf bemehlter Arbeitsfläche circa 3 Zentimeter dick ausgerollt, in etwa 6 Zentimeter große Kreise ausgestochen und auf Backpapier im 200 Grad vorgeheizten Backofen bei Ober-/ Unterhitze circa 20 bis 25 Minuten gebacken. Dazu gehören eine gute gekaufte oder selbst gemachte »Clotted cream« und Marmelade ad libitum.  

Susanne Springer

Publikation

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Archiv der Ausgaben des »Semper!«-Magazins ab der Spielzeit 2011/12

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