Der Tenor James Ley im Gespräch über Mozart

Sie haben an verschiedenen großen Bühnen auf der Welt gesungen, was ist das Besondere für Sie an der Semperoper?

James Ley — Vieles: natürlich die fantastische Akustik und der wundervolle Klang der Sächsischen Staatskapelle. Doch sehr wichtig sind auch die Menschen, die hier arbeiten, und mich unheimlich toll unterstützen, seit ich hier im Ensemble bin.

Einen Schwerpunkt in Ihrer Karriere nehmen die Mozart-Partien ein: Sie werden u.a. Don Ottavio singen. Welche Charakterzüge hat dieser?

Don Ottavio ist eine Herausforderung. Was ihn bewundernswert macht, ist seine unerschütterliche Liebe zu Donna Anna. Während er einen starken moralischen Kompass hat und einige der berührendsten Stücke der Oper singen darf, ist er gleichzeitig realitätsfremd: Seine Partnerin hat gerade ihren Vater verloren und wurde beinahe sexuell missbraucht – und doch ist er darauf konzentriert, sie bald heiraten zu können. Aber vielleicht macht ihn das menschlicher: Er weiß nicht immer das Richtige zur richtigen Zeit zu sagen.

Sie singen aber auch weitere Mozart-Tenor-Partien wie Ferrando in Così fan tutte oder Tamino in Die Zauberflöte. Nun kommt der spanische Edelmann Belmonte aus Die Entführung aus dem Serail dazu. Was bedeutet Ihnen diese Partie?

Belmonte ist der klassische edle und romantische Held, der Konstanze völlig ergeben und entschlossen ist, sie zu retten, was mich definitiv an Tamino erinnert. Die Herausforderung besteht jedoch eben nicht darin, in jeder Mozart-Rolle denselben „wahren Helden“ zu spielen, sondern, wirklich herauszufinden, was jede einzelne Rolle so besonders macht. Glücklicherweise bietet Mozarts Musik so viele Möglichkeiten!

Mozart gilt bis heute als Genie in seiner Musiksprache. Was ist für Sie das Einzigartige an seiner Musik?

Was an Mozarts Musik sofort auffällt, ist die Schönheit seiner musikalischen Sprache – sie ist so rein und mühelos. Das Besondere für mich ist, wie er ernsthaftes Drama mit unbeschwertem Spaß in Einklang bringt.