Eine geniale Satire

Die amerikanische Starsopranistin Erin Morley spricht über ihre Rolle der Cunegonde in Leonard Bernsteins Candide

Wie würden Sie die Figur der Cunegonde beschreiben? Wie entwickelt sie sich im Laufe der Geschichte?

Erin Morley — Cunegonde ist ein junges, privilegiertes Mädchen, das in den ersten 15 Minuten der Operette mehrere traumatische Ereignisse durchlebt. Der Krieg bricht aus, ihre Familie wird ermordet, sie wird entführt und in das Leben einer Kurtisane gezwungen. Sie gerät immer wieder in schwierige Umstände, versucht zu überleben, ist aber von Szene zu Szene immer weniger wiederzuerkennen. Am Ende sehen wir, wie sowohl Cunegonde als auch Candide zur Einfachheit zurückkehren und zu der Erkenntnis gelangen, dass das Glück in dem liegt, was wir selbst schaffen, dass unser Leben das ist, was wir daraus machen.

Berühmt ist vor allem die nicht unanspruchsvolle Arie Glitter and be gay. Worin bestehen der Reiz, aber auch die Schwierigkeiten dieses Stücks?

Es macht teuflisch viel Spaß, Glitter and be gay zu singen, und einige meiner schönsten Bühnenmomente haben mit dieser Arie zu tun. Sie erfordert stimmliche Flexibilität, eine sehr energiegeladene Körperlichkeit und zudem eine kluge Schauspielerin, die den Konflikt versteht. Cunegonde hat ein schreckliches Trauma erlebt, lässt aber kaum zu, dass sie den Schmerz darüber spürt, und nutzt den Luxus als Mittel zur Ablenkung. Sie ist hier ein bisschen wie Manon. Sie weiß, was die Leute von ihr denken, aber sie steht voll und ganz zu ihren Entscheidungen und genießt sie sogar.

Abgesehen von dieser Arie: Haben Sie noch einen weiteren Lieblingsmoment?

Ich LIEBE das Duett We are Women und ich bin so froh, dass wir es in Dresden aufführen können. Oft wird dieses Duett gestrichen, weil es sowohl von Cunegonde als auch von der Old Lady starken Gesang verlangt. Wie auch immer, ich denke, es ist eine wichtige Ergänzung. Die Genialität von Candide liegt in der Satire.

Sie haben die Cunegonde bereits 2019 in der konzertanten Version mit Bradley Cooper und Carey Mulligan gesungen. Wie war es, mit ihnen zu arbeiten? Und was dachten Sie, als Sie hörten, dass die beiden das Ehepaar Leonard Bernstein und Felicia Montealegre in dem Film Maestro spielen würden?

Es war so unglaublich, Bradley und Carey in unserem Candide in Philadelphia zu erleben. Es war sehr klug von ihnen, sich auf diese Weise mit den Werken Bernsteins vertraut zu machen. Ich habe ihre Darbietungen in dem Film Maestro wirklich genossen. Im Laufe der Jahre hatte ich das Glück, einige außergewöhnliche Kollegen in diesem Stück zu haben.

Warum sollte sich das Publikum Candide in Dresden nicht entgehen lassen?

Dieses Stück ist so überaus unterhaltsam, aber nicht ohne tiefere philosophische Botschaften – und dies ist eine einzigartige Gelegenheit, das gesamte Stück in Dresden zu erleben. Verpassen Sie sie nicht!


Das Gespräch führte Dorothee Harpain.

Candide

Premiere am 11. Mai 2025
Vorstellungen: 15., 18. Mai 2025

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