Interview
Interview mit dem Regisseur Manfred Weiß
»Wie werde ich reich und glücklich?« – Antworten auf diese Frage verspricht Mischa Spolianskys spritzig-ironische Kabarett-Revue

Mischa Spoliansky war im Berlin der 1920er Jahren einer der gefragtesten Kabarett-Pianisten und Komponisten, der mit Stars wie Marlene Dietrich zusammenarbeitete und im aufblühenden Filmmusikgeschäft schnell Fuß fassen konnte. Was macht den Reiz seiner Stücke aus?
Ich habe Mischa Spoliansky vor ein paar Jahren entdeckt, als ich an der Staatsoper Berlin »Es liegt in der Luft« erarbeitet habe, und war sofort begeistert vom Kompositionsstil und seiner kongenialen Zusammenarbeit mit fantastischen Textdichtern wie Felix Joachimson oder Marcellus Schiffer. Bis heute haben diese Texte nichts von ihrem Witz und ihrer Schärfe verloren. Und Spolianskys Musik hat, wie bei allen wirklich großen Revue- oder Musicalkomponisten, wie Kurt Weill oder Stephen Sondheim, eine sehr genaue dramaturgische Funktion und führt dennoch ein Eigenleben, ist hochkomplex und dabei doch leicht und ironisch-witzig. Ich denke da auch immer an Frank Zappa und Randy Newman.
Finden die Figuren im Stück denn heraus, wie man reich und glücklich wird?
Im Stück gibt es zwei Wege, die zunächst parallel zueinander verlaufen und sich dann miteinander verknüpfen: Kibis verfolgt den Weg des Reichtums und baut auf die Broschüre »Wie werde ich reich?« des Wunderdoktors Pausback. Marie hingegen entscheidet sich für den Ratgeber »Wie werde ich glücklich?«. Mithilfe verschiedener Leitsätze soll das jeweilige Ziel ganz einfach erreicht werden. Pausbacks Leitsätze erinnern dabei stark an die Versprechen heutiger Motivationstrainer und an die Titelseiten verschiedener Zeitschriften, auf denen es etwa heißt »So wurde ich Millionärin« oder »Schlank mit Vitamin C«. Und insgeheim interessiert uns das doch alle, wenn wir mal ehrlich sind, oder?
Diese Themen beschäftigen uns besonders heute, in Zeiten von Selbstoptimierung und gesteigerter Produktivität. Wie bringt man Spolianskys Kabarett-Revue 2021 auf die Bühne?
Uns war es wichtig, das Stück nicht historisch, sondern im Kontext unserer Zeit zu erzählen, denn Glück und Reichtum sind ja das Versprechen jeder Gesellschaftsform, besonders natürlich im Kapitalismus, wo Reichtum gleich Glück sein soll. Über die Jahre ändern sich die Medien der Vermittlung, deshalb haben wir für die Dresdner Fassung das Stück etwas bearbeitet und etablieren u.a. Pausback als multimediale Figur, die nicht nur als Autor einer Broschüre auftritt, sondern tatsächlich aktiv in Kibis’ und Maries Leben eingreift.
Die Fragen stellte Bianca Heitzer