Dresden: meine Heimat
„Dresden ist doch am Ende der einzige Ort, wo ich sozusagen zu Hause bin, überall sonst in der Fremde.“ Diese Zeilen schrieb Richard Wagner 1858 an seine Frau Minna und drückte aus, wie sehr er sich in der sächsischen Metropole wohlgefühlt hat.
Knappe 20 Jahre lebte Richard Wagner in Dresden und schaffte es, dass drei seiner Werke – Rienzi (1842), Der fliegende Holländer (1843) und Tannhäuser (1845) – hier das Licht der Welt auf der Bühne des damaligen Hoftheaters erblickten. Exakt einen Monat nach der Uraufführung des Holländers wurde Wagner am 2. Februar 1843 zum Königlich-Sächsischen Hofkapellmeister und damit zum Leiter der Dresdner Hofkapelle (der heutigen Staatskapelle) ernannt; gleichzeitig entfachte er eine Leidenschaft für den Chorgesang als zeitweiliger Leiter der Sängerfeste der „Dresdner Liedertafel“; hier lernte Wagner auch das „Dresdner Amen“ kennen, eine vierstimmige liturgische Chor-Akklamation, die Einzug sowohl in Tannhäuser als auch in Parsifal fand.
Wagner blieb Dresden und der Hofkapelle stets verbunden, obwohl er in den Wirren der Revolution von 1849 aufgrund seiner bürgerlich-demokratischen Anschauungen fliehen musste und steckbrieflich gesucht wurde. In einem Brief an Joseph Tichatschek, der in Dresden die Titelrollen in Rienzi und Tannhäuser gesungen hatte, schrieb Wagner: „Was gäbe ich darum, jetzt einmal wieder an der Spitze meines Orchesters zu stehen.“
Der fliegende Holländer hat in der Entwicklung von Richard Wagners Ästhetik eine besondere Bedeutung: Noch ist das bewährte Nummernschema zwar strukturell hörbar, doch die Behandlung des Orchesters mit seinen nuancenreichen Klangfarben, die nicht nur die Naturstimmungen abbilden, sondern auch Seelenbewegungen darstellen, weisen auf seine späteren visionären Werke hin. Wie kam es überhaupt zum Holländer? Als der 1839 gekündigte Musikdirektor Richard Wagner aus Riga, wie so oft in seinem Leben, vor Gläubigern fliehen musste, überschritten seine Frau und er heimlich die russisch-ostpreußische Grenze und fuhren – übrigens illegal, da sie keine Pässe hatten – auf dem kleinen Segelschiff Thetis von Pillau nach London. Die stürmisch und fürchterlich verlaufende Schiffsreise am Skagerrak, bei der die Thetis um ein Haar vor Norwegen sogar auf ein Riff gelaufen wäre, und die Passagiere mehrfach um ihr Leben bangen mussten, war auch für Wagner ein einschlägiges Erlebnis: „Diese Seefahrt wird mir unvergesslich bleiben, sie dauerte drei und eine halbe Woche und war reich an Unfällen … Die Sage vom fliegenden Holländer, wie ich sie aus dem Munde der Matrosen bestätigt erhielt, gewann in mir eine eigentümliche Farbe, die ihr nur die von mir erlebten Seeabenteuer verleihen konnten“, so der Komponist in seiner Autobiographischen Skizze.