Oper

Tannhäuser

Richard Wagner

Große romantische Oper in drei Aufzügen Text vom Komponisten

Premiere 29. Juni 1997

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Stück-Info

Richard Wagner war Königlicher Hofkapellmeister in Dresden, als er 1845 seine Romantische Oper »Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg« schrieb. Im Mittelpunkt steht der Sänger Tannhäuser, der bei der Liebesgöttin Venus Lust und Sinnlichkeit sucht, und sich doch bald in die Welt der Menschen zurücksehnt. Doch kaum hat er mit Venus gebrochen, kann er sich auch in die Gesellschaft der Menschen nicht mehr einfügen. Als er in einem Sängerwettstreit um die Liebe die ungehemmte Lust besingt, kommt es zum Eklat. Tannhäuser soll in Rom Buße tun. Regisseur Peter Konwitschny hat Richard Wagners Oper als sinnlich-komödiantisches Lehrstück über Unangepasstheit, romantische Sehnsucht, Begehren und verlorene Utopien inszeniert. 

Handlung

Erster Akt
Tannhäuser hat sich aus der Wartburg in den Venusberg zurückgezogen. Doch der Traum vom ewigen Genuss in den Armen der Liebesgöttin wird zum Albtraum, dem er fliehen muss. Venus bietet all ihre Kraft auf, um den Geliebten zu halten.Tannhäuser greift zum Äußersten, um sich zu befreien: indem er den Namen der Mutter Gottes ausruft, zerstört er den Zauber der Liebesgöttin. Im Tal am Fuße der Wartburg spielt ein junger Hirt auf der Schalmei und besingt den erwachenden Frühling. Eine Gruppe nach Rom wallfahrender Pilger zieht vorbei. Tannhäuser stimmt in ihr Gebet ein. Eine Jagdgesellschaft taucht auf: der Landgraf Hermann mit einer Gruppe von Minnesängern. Wolfram von Eschenbach erkennt den verschollen geglaubten Freund und beruhigt das Misstrauen der anderen Ritter. Tannhäuser will nicht in die Wartburg zurückkehren. Erst als Wolfram ihn an Elisabeth, die Nichte des Landgrafen, erinnert und berichtet, welche Wirkung Tannhäusers Lieder auf sie gehabt haben, entschließt sich Tannhäuser zur Rückkehr. Im freudigen Triumphzug führen die Ritter den wiedergefundenen Sänger in die Wartburg.

Zweiter Akt
Elisabeth begrüßt die Sängerhalle auf der Wartburg, die sie seit Tannhäusers Verschwinden nicht mehr betreten hat. Wolfram führt Tannhäuser herein, und Elisabeth erklärt Tannhäuser, zunächst schüchtern, dann immer leidenschaftlicher, ihre Liebe. Wolfram, der Elisabeth ebenfalls liebt, gibt alle Hoffnung auf und verzichtet auf die Erfüllung seiner Wünsche. Tannhäusers Rückkehr wird mit einem großen Fest gefeiert. Der Landgraf stellt das Thema des Sängerwettstreits: Die Liebe. Der Sieger kann den Preis selbst bestimmen. Elisabeth wird ihn überreichen. Alle Anwesenden verstehen, wie der Wettstreit ausgehen soll: Tannhäuser wird gewinnen und Elisabeths Hand fordern, die ihm gewährt werden wird. Wolfram von Eschenbach, Walter von der Vogelweide und Biterolf preisen, den hohen Idealen der Wartburg-Gesellschaft entsprechend, die reine und entsagungsvolle höfische Liebe. Mit Entsetzen hören die Anwesenden Tannhäusers Lieder, in denen dieser behauptet, die wahre Liebe sei nur im sinnlichen Genuss zu finden. Schließlich lässt er sich sogar hinreißen, die Liebesgöttin selbst anzurufen und gesteht, dass er im Venusberg gewesen ist. Die Ritter sind empört und wollen Tannhäuser für diesen Tabubruch töten. Elisabeth stellt sich schützend vor ihn. Sie fordert von den Männern, Tannhäuser die Möglichkeit zu geben, seine Schuld zu büßen. Der Landgraf schlägt Tannhäuser vor, sich den Pilgern anzuschließen und vom Papst in Rom Absolution für seine Sünden zu erflehen. Tannhäuser bricht auf.

Dritter Akt
Im Tal unterhalb der Wartburg wartet Elisabeth auf die Rückkehr der Pilger.Die Pilger ziehen vorbei, doch Tannhäuser ist nicht unter ihnen. Elisabeth bittet die Mutter Gottes, ihr Leben als Sühne für Tannhäusers Schuld hinzunehmen.Wolfram geleitet die geliebte Frau in den Tod.Der völlig gebrochene Tannhäuser nähert sich. Er berichtet Wolfram von seinen Leiden auf der Pilgerfahrt nach Rom und von der Reaktion des Papstes. Dieser hat erklärt, so wenig wie am Hirtenstab in der Hand des Papstes je wieder frische Blätter wachsen können, kann Tannhäuser von seiner Sünde losgesprochen werden.Da er in dieser Welt keine Lebensmöglichkeit mehr finden kann, bleibt ihm nur der Rückweg in den Venusberg. Wolfram versucht ihn davon abzuhalten, doch Tannhäuser ruft Venus herbei. Sie erscheint und will den untreuen Mann wieder bei sich aufnehmen. Erst als Wolfram den Namen der toten Elisabeth ausruft, hält Tannhäuser inne. An Elisabeths Leiche gibt er sich den Tod.In diesem Augenblick trifft eine umstürzende Nachricht ein: Dem Hirtenstab des Papstes sind frische, lebendige Blätter entsprossen. Hatte er Tannhäuser nicht in alle Ewigkeit verdammt, in der anmaßenden Sicherheit dessen, der sich für unfehlbar hält, weil Gott aus seinem Munde spricht? Offenbar hat Gott selbst durch ein Wunder die höchste Autorität dieser Welt außer Kraft gesetzt.

Im November 2007 gastierte die Sächsische Staatsoper Dresden mit »Der Rosenkavalier«, »Salome« und »Tannhäuser« in Tokyo und Yokohama.

Werkeinführung

Richard Wagners »Tannhäuser« stellt einen Menschen auf der Suche nach dem Unendlichen, dem Traumziel der romantischen Sehnsucht, in den Mittelpunkt. Dramaturg Kai Weßler erläutert Hintergründe zu Werk und Inszenierung. 

Porträtzeichnung des Dramaturgen Kai Weßler
Kai Weßler, Dramaturg; Zeichnung Semperoper

Gedicht

»Der Tannhäuser«

von Heinrich Heine

Ihr guten Christen lasst Euch nicht
Von Satans List umgarnen!
Ich sing’ Euch das Tannhäuserlied
Um eure Seelen zu warnen.

Der edle Tannhäuser, ein Ritter gut,
Wollt’ Lieb’ und Lust gewinnen,
Da zog er in den Venusberg,
Blieb sieben Jahre drinnen.

»Frau Venus, meine schöne Frau,
Leb wohl, mein holdes Leben!
Ich will nicht länger bleiben bei dir,
Du sollst mir Urlaub geben.«

»Tannhäuser, edler Ritter mein,
Hast heut mich nicht geküsset;
Küss’ mich geschwind, und sage mir:
Was du bei mir vermisset?

Habe ich nicht den süßesten Wein
Tagtäglich dir kredenzet?
Und hab’ ich nicht mit Rosen dir
Tagtäglich das Haupt bekränzet?«

»Frau Venus, meine schöne Frau,
Von süßem Wein und Küssen
Ist meine Seele geworden krank;
Ich schmachte nach Bitternissen.

Wir haben zuviel gescherzt und gelacht,
Ich sehne mich nach Tränen,
Und statt mit Rosen möcht’ ich mein Haupt
Mit spitzigen Dornen krönen.«

»Tannhäuser, edler Ritter mein,
Du willst dich mit mir zanken;
Du hast geschworen viel tausendmal,
Niemals von mir zu wanken.

Komm laß uns in die Kammer gehn,
Zu spielen der heimlichen Minne;
Mein schöner liljenweißer Leib
Erheitert deine Sinne.«

»Frau Venus, meine schöne Frau,
Dein Reiz wird ewig blühen;
Wie viele einst für dich geglüht,
So werden noch viele glühen.

Doch denk ich der Götter und Helden die einst
Sich zärtlich daran geweidet,
Dein schöner liljenweißer Leib,
Er wird mir schier verleidet.

Dein schöner liljenweißer Leib
Erfüllt mich fast mit Entsetzen,
Gedenk’ ich, wie viele werden sich
Noch späterhin dran ergetzen!«

»Tannhäuser, edler Ritter mein,
Das sollst du mir nicht sagen,
Ich wollte lieber du schlügest mich,
Wie du mich oft geschlagen.

Ich wollte lieber du schlügest mich,
Als daß du Beleidigung sprächest,
Und mir, undankbar kalter Christ,
Den Stolz im Herzen brächest.

Weil ich dich geliebet gar zu sehr,
Hör’ ich nun solche Worte –
Leb wohl, ich gebe Urlaub dir,
Ich öffne dir selber die Pforte.«

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