Oper

La bohème

Giacomo Puccini

Szenen aus »La vie de bohème« von Henri Murger in vier Bildern Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica

Premiere 23. Oktober 1983

In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

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                        Stück-Info

                        Eine Bohème-WG in den Pariser Künstler- und Studentenkreisen: Zwischen Freiheit, Unabhängigkeit, Kunst und finanziellen Nöten schlagen sich der Dichter Rodolfo und seine Freunde durchs Leben. Als sich Rodolfo in die Nachbarin Mimì verliebt, scheint sich zunächst alles zum Besseren zu wenden, aber Armut und Mimìs Krankheit überschatten die Beziehung. Die beiden kommen sich näher, trennen sich wieder und finden sich schließlich erst, als es schon zu spät ist. Die wohl bekannteste Oper Puccinis bot zur Zeit ihrer Uraufführung 1896 durch die intime Szenerie und das alltägliche Sujet ein Novum in der italienischen Oper. In der Inszenierung von Regisseurin Christine Mielitz zählt Puccinis vierte Oper zu den beliebtesten Repertoireklassikern der Semperoper Dresden.

                        Handlung

                        Erstes Bild
                        Am Weihnachtsabend in einer eiskalten Mansarde über den Dächern des Pariser Quartier Latin, um die Jahrhundertwende. So wie Marcello mit vor Kälte klammen Fingern sein anscheinend ewig unvollendet bleibendes Bild zu vervollständigen sucht, zwingt sich Rodolfo zum Dichten. Beides misslingt. Um den letzten Stuhl vor dem Zertrümmern und Verfeuern zu retten, opfert Rodolfo sein Dramenmanuskript aktweise den Flammen. Colline, vom geschlossenen Leihhaus erfolglos zurückkehrend, kann gerade noch die letzten wärmenden Strahlen des Ofens erhaschen. Da erscheint Schaunard mit seinen Schätzen, die er von einem snobistischen Engländer durch den – mit großer Theatralik verkündeten - Mord an dessen Papagei ergaunern konnte. Das »große Fressen«, voller Heiterkeit und Übermut, wird durch den Hauswirt Benoît gestört, der die überfällige Miete eintreiben will, doch auf Grund seiner eigenen doppelten Moral hinterlistig wieder vertrieben werden kann. Man beschließt, den Weihnachtsabend im Café Momus ausklingen zu lassen. Nur Rodolfo bleibt vorerst zurück, um einen Zeitungsartikel zu schreiben. Da erscheint Mimì, eine Nachbarin der Bohèmiens, und bittet um Feuer für ihre erloschene Kerze. Die kleine Näherin und der Dichter finden einander im Mondlicht der Dezembernacht.

                        Zweites Bild
                        Im geschäftigen, vergnügten Trubel des Weihnachtsmarktes vor dem Café Momus. Mimì wird von Rodolfo in den Kreis der Bohèmiens eingeführt. Marcellos bitteres Räsonieren über die Liebe erreicht den Höhepunkt, als die Ursache seines Schmerzes, die kokett aufreizende Musetta, am Arm des alten Staatsrates Alcindoro erscheint. – Mit der ihr eigenen Faszination gewinnt sie Marcello zurück, dem Hahnrei Alcindoro bleibt nur die Rechnung.

                        Drittes Bild
                        Aschermittwoch am trostlosen Stadtrand von Paris. Verzweifelt sucht Mimì nach Rodolfo und erhofft sich Auskunft sowie auch Rat von Marcello. Doch dieser rät ihr nur zynisch, den eifersüchtigen Dichterfreund laufen zu lassen. Im falschen Glauben, dass Mimì bereits gegangen sei, erzählt Rodolfo dem Freund, dass er sich wegen ihrer tödlichen Krankheit von dem Mädchen getrennt habe. Ein Hustenanfall verrät Mimì. Rodolfo verspricht ihr, durch die Situation in die Enge getrieben, einen »Aufschub« der Trennung. Marcello, der eben noch empfahl, die Liebe nicht tragisch zu nehmen, scheitert nun selbst an den unvereinbar bleibenden Gefühlswelten zwischen Musetta und sich: Erneuter Krach, erneute Trennung.

                        Viertes Bild
                        Wieder in der Ateliermansarde, versuchen Marcello und Rodolfo mit Arbeit ihre Gefühle zu übertünchen, doch jeder kleinste Anlass führt ihre Gedanken zu Musetta und Mimì zurück. Die hinzukommenden Colline und Schaunard wollen ein »fürstliches Mahl« zelebrieren, doch es reicht nur zu einem Hering. Da zerstört die mit der todkranken Mimì hereinstürzende Musetta restlos alle Pseudo-Feiergefühle der vier Bohèmiens. Zutiefst betroffen, müssen sie zusehen, wie vor ihren Augen ein Menschenleben erlischt. Alle Versuche, das Schicksal zu revidieren und es mit Schmuck, Geld oder einem alten Mantel zu bestechen, misslingen. Nun bekommen die Freunde ihre Rechnung eines verfehlten Lebens präsentiert. Ein letztes Mal erinnern sich Rodolfo und Mimì an ihre erste, zärtlich-liebevolle Begegnung, dann stirbt das Mädchen. Betroffen bleiben die Bohèmiens zurück.

                        Werkeinführung

                        Giacomo Puccinis berühmteste Oper »La bohème« gehört in der Inszenierung nach Christine Mielitz aus dem Jahr 1983 zu den am meisten gespielten Klassikern der Dresdner Semperoper. Im Online-Opernführer gibt Operndramaturgin Juliane Schunke Einblicke in die Entstehungsgeschichte und Wirkung der 1896 in Turin uraufgeführten Oper, die im Pariser Studenten- und Künstlermilieu spielt und auf dem autobiografischen Roman »Les scènes de la vie de bohème« von Henri Murger basiert.

                        Porträtzeichnung der Dramaturgin Juliane Schunke
                        Juliane Schunke, Dramaturgin; Zeichnung nach einem Foto von Ian Whalen

                        Pausengespräch mit Hans Joachim Ketelsen

                        Das Pausengespräch »Zur Stelle. Was wird von mir gewünscht?« ist der Zusammenschnitt der gleichnamigen Veranstaltung in Semper Zwei vom 8. April 2023. Anlässlich der Ernennung Hans-Joachim Ketelsens zum Ehrenmitglied der Semperoper befragte Katrin Rönnebeck den beliebten Kammersänger zu seinen persönlichen Erfahrungen aus einem reichen künstlerischen Leben. Zu einer seiner ersten Partien in Dresden gehörte 1983 Marcello in »La bohème« in der Regie von Christine Mielitz. Eine Produktion, die noch heute mit Erfolg in der Semperoper gespielt wird. Anders als vor vierzig Jahren singt Hans-Joachim Ketelsen heute Benoît, den Vermieter der Künstler-WG.

                        Porträtzeichnung von Hans-Joachim Ketelsen, Ehrenmitglied der Sächsischen Staatstheater
                        Hans-Joachim Ketelsen, Ehrenmitglied der Sächsischen Staatstheater; Zeichnung Semperoper

                        Mimì & Musette

                        Mimì & Musette

                        Aus Henri Murgers »La vie de bohème«

                        »Mimì war ein reizendes Mädchen, das den plastischen poetischen Idealen Rodolfos besonders entgegenkommend und gelegen sein mußte. Zweiundzwanzigjährig, klein, delikat … Ihr Angesicht glich dem Entwurf zu einem aristokratischen Antlitz; ihre Züge waren von wunderbarer Feinheit … Das Blut der Jugend kreiste warm und lebhaft durch ihre Adern und färbte mit rosa Tönen ihre transparente Haut, die von dem samtigen Weiß der Kamelie war. Diese angekränkelte Schönheit verführte Rodolfo … Aber was seine tolle Verliebtheit in Fräulein Mimì noch steigerte, waren ihre Händchen, die sie, ungeachtet aller häuslichen Verrichtungen, weißer zu erhalten wußte, als die Göttin des Müßiggangs die ihren …« »…Gustave Colline, der große Philosoph; Marcel, der große Maler, und Schaunard, der große Musiker – wie sie sich gegenseitig betitelten – besuchten regelmäßig das Café Momus, wo man sie ›die vier Musketiere‹ nannte: Denn sie waren unzertrennlich. In der Tat kamen sie, spielten sie und entfernten sich wieder stets gemeinsam, oft ohne die Rechnung zu begleichen, und immer in einem harmonischen Akkord, der dem Orchester des Konservatoriums würdig gewesen wäre … Fräulein Musette war ein schönes Mädchen von 20 Jahren … Sehr viel Koketterie, ein bißchen Eitelkeit und keinerlei Orthographie … Die Wonne der abendlichen Gastereien des Quartier Latin … Ein steter Wechsel zwischen blauer Nobelkutsche und Omnibus, zwischen Rue Breda und Quartier Latin. ›Und was wollen sie? – Von Zeit zu Zeit habe ich es nötig, die Luft dieses Lebens zu atmen. Mein tolles Dasein ist wie ein Lied; jeder meiner Liebschaften ist eine Strophe – aber Marcel ist der Refrain –‹«

                        »Mimìs Stimme hatte einen Klang, der Rodolfo zu Herzen drang wie das Läuten einer Totenglocke … So spürte er für sie eine eifersüchtige, phantastische, bizarre, hysterische Liebe … Zwanzigmal waren sie soweit, auseinanderzugehen. Man muß gestehen, daß ihr Dasein einer wahren Hölle glich. Nichtsdestoweniger hielten sie ein, in gegenseitigem Verständnis, inmitten der Stürme ihrer Zwistigkeiten, um in der frischen Oase einer Liebesnacht Atem zu schöpfen … doch am nächsten Morgen schon vertrieb ein aus dem Nichts erwachsener Kampf die aufgescheuchte Liebe. So – wenn man das ein Leben nennen mag – verlebten sie frohe Tage und ach so schlimme, stets die Trennung vor Augen … Musette besaß – aus angeborenem Familienübel oder aus sinnlichem Instinkt – das Genie der Eleganz … Dieses eigenartige Geschöpf verlangte wohl, kaum geboren, nach einem Spiegel. Intelligent und schlagfertig, aufbegehrend vor allem gegen jeden Schein von Tyrannei, kannte sie nur eine Regel: Die Laune … Gewiß war Marcel der einzige Mann, den sie liebte – vielleicht, weil er als einziger imstande war, sie duldend zu machen – doch der Luxus war Daseinsbedingung für sie.«

                        »… Zu jener Zeit waren die Freunde schon seit längerem Witwer. Musette war wiederum eine gleichsam offizielle Persönlichkeit geworden. Seit drei oder vier Monaten hatte Marcel sie nicht mehr getroffen. Und ebenso auch Mimì. Rodolfo hatte über sie nicht mehr sprechen gehört, außer von seinen eigenen Lippen, wenn er allein war. Eines Tages, als Marcello insgeheim ein von Musette vergessenes Band küßte, sah er, wie Rodolfo ein Häubchen verbarg – das rosa Häubchen, das Mimì zurückgelassen hatte: ›Nun gut‹, murmelte Marcel, ›ihm geht es so elend wie mir.‹«

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