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Oper

Moses und Aron

Arnold Schönberg

Oper in drei Akten Dichtung vom Komponisten

Premiere 29. September 2018

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Stück-Info

Die Oper »Moses und Aron« von Arnold Schönberg steht wie keine zweite für den Aufbruch ins Neue und Unbekannte, die Frage nach Gott und dem Absoluten, das Ringen um Ausdrucksform und musikalische Sprache sowie für das Scheitern.

Moses wird vom biblischen Gott damit beauftragt, das Volk Israel von falschen Göttern und aus der ägyptischen Knechtschaft zu befreien. Da Moses sich dem Auftrag zuerst verweigert, stellt ihm Gott seinen Bruder Aron zur Seite. Und so kämpfen die ungleichen Brüder in der Wüste um die Vermittlung des Nichtvermittelbaren und die Befreiung des Volkes aus Unmündigkeit und politischer Knechtschaft. Aron mit sichtbaren Wundern und wohlgesetzter Rede, mit Tanz, Ekstase und dem Goldenen Kalb; während Moses um Ausdruck und Reinheit seiner religiösen Vision ringt, um verzweifelt zu schließen: »O Wort, du Wort, das mir fehlt!« Mit diesem Satz endet die Oper, die Arnold Schönberg mit seinem Tode 1951 nach über zwanzig Jahren der Beschäftigung unvollendet hinterließ. »Moses und Aron« ist ein im besten Sinne herausforderndes Schlüsselwerk des Musiktheaters, ein stilistisch enorm vielschichtiges Werk mit Sprechgesang, gewaltigen Chören und faszinierenden Klangbildern aus polyphonen Stimmführungen, abwechslungsreicher Instrumentation und abgestufter Dynamik.

1957 erlebte »Moses und Aron« seine szenische Uraufführung in Zürich, 1975 seine Erstaufführung in der DDR im »Großen Haus der Staatstheater Dresden« in der Regie von Harry Kupfer. Zur Eröffnung der Intendanz von Peter Theiler wird der Katalane Calixto Bieito das Werk szenisch neu deuten. Alan Gilbert, bis 2017 Chefdirigent der New York Philharmonic und ab 2019 des NDR Elbphilharmonie Orchesters, leitet die Staatskapelle Dresden. Und mit Sir John Tomlinson und Lance Ryan stehen zwei Interpreten von Weltrang für die ungleichen Brüder Moses und Aron auf der Bühne der Semperoper.

Handlung

1. Akt
Moses empfängt durch die Stimme aus dem Dornbusch den Gedanken des »einzigen, ewigen, allgegenwärtigen, unsichtbaren und unvorstellbaren Gottes«. Er erhält von der Stimme den Auftrag, diesen Gedanken seinem Volk zu verkünden, welches das auserwählte Volk des einzigen Gottes sei, und es aus Pharaos Knechtschaft zu befreien. Da Moses einwirft, seine Zunge sei ungelenk und er könne zwar denken, aber nicht reden, verspricht die Stimme, Moses’ Bruder Aron zu erleuchten, damit dieser Moses’ Mund sei. Begeistert nimmt Aron den Auftrag an, Moses’ Gedanken dem Volk zu verkünden. Über die Art, wie dies zu geschehen habe, können sich die Brüder jedoch nicht einigen, da Aron bezweifelt, dass das Volk einen Gott lieben kann, den es sich nicht vorstellen darf. Das Volk lebt in Unfreiheit, stärker geknechtet denn je, seit Moses einst den Fronvogt erschlug. Die Nachricht, er und Aron seien mit einem neuen Gott verbündet auf dem Weg zu ihnen, löst daher nicht nur freudige Reaktionen bei den Israeliten aus: Während die einen von ihrer Befreiung durch den neuen Gott träumen, befürchten die anderen neue Blutopfer. Moses verkündet dem Volk den Gedanken des einzigen Gottes, während Aron versucht, den Gedanken so zu formulieren, dass er für das Volk verständlich wird. Da das Volk gegenüber dem unsichtbaren Gott misstrauisch bleibt, will Moses bereits resignieren, als Aron zur Tat schreitet: Durch ein paar Wunder macht Aron dem Volk Gottes Macht vorstellbar. Trotz der Warnung eines Priesters ist das Volk nun bereit, Moses in die Wüste und damit in die Freiheit zu folgen.

Zwischenspiel
Moses hat sein Volk verlassen und weilt seit vierzig Tagen auf dem Berg der Offenbarung. Im Volk breiten sich Unruhe und Unmut aus.

2. Akt
Vergebens versucht Aron, das Volk von Moses’ baldiger Rückkehr zu überzeugen. Durch den Auszug aus Ägypten hat das Volk Recht, Gesetz und Ordnung verloren; nun scheint auch Moses mitsamt dem neuen Gott verschwunden. Um die drohende Anarchie zu verhindern, gesteht Aron dem Volk die Götter zu, die es braucht: alltäglich, sichtbar, fasslich. Die Freude des Volkes über die wiedergefundene Sicherheit im Glauben entlädt sich in einer hemmungslosen Orgie. Moses kehrt zurück und macht der Orgie ein Ende. Er stellt Aron zur Rede. Dieser rechtfertigt sein Handeln mit seiner Liebe für das Volk, dem er die verlorene Ordnung wiedergeben wollte. Moses, der einzig seinen Gedanken liebt, kann dies nicht akzeptieren. Für ihn ist jedes Wort, jedes Bild, jede Interpretation eine Verfälschung des Gedankens. Deshalb kann er sich auf Arons Drängen, er möge sich dem Volk verständlicher machen, nicht einlassen. Selbst Arons Argumente, dass seine Worte und Bilder direkt aus Moses’ Gedanken entstünden, dass selbst das Gesetz Gottes nur ein Abbild des Gedankens sei und dass Gott in seinen Zeichen zwar nicht sich, wohl aber den Weg zu sich zeige, vermögen Moses nicht zu überzeugen. Die Brüder kommen zu keiner Lösung dieses Konflikts. Moses kann die Reinheit seines Gedankens nur alleine, ohne Aron, bewahren.

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